Infiniti Q60S im Test mit technischen Daten, Preisen und Marktstart
Es kam schon ein wenig überraschend: In Zeiten, in denen ausgewiesene Sportwagen-Giganten ihre erfolgreichsten Motoren zu schnöden Vierzylindern verstümmeln und lieber plumpe SUVs bauen, bringt die Nissan-Nobelmarke Infiniti ein völlig neues Coupé mit einem ebenfalls völlig neuen V6-Motor auf den Markt. Der Q60S konnte uns optisch schon auf den ersten Teaserbildern überzeugen, nun stand endlich eine Testfahrt an. Kann die Top-Motorisierung vielleicht sogar den BMW M4 ärgern?
Die Infiniti-Coupé-Geschichte
Der Q60 ist nicht das erste Coupé, das Infiniti baut. Im Jahr 2007 startete der G37, den das neue Auto nun quasi beerbt. Auch damals war ein V6 an Bord, der mit dem neuen Triebwerk allerdings nur die Zylinderanordnung teilt. Wie die Japaner überhaupt auf die Idee kamen, wieder ein Coupé zu bauen, wo doch alle Welt mittlerweile völlig auf SUVs abfährt? Chef-Designer Alfonso Albaisa klärt uns auf: "Eines Tages kamen die Ingenieure mit dem neuen V6-Motor zu uns. 405 PS, da mussten wir einfach ein schönes Coupé drumherum bauen". Und das ist Infiniti definitiv gelungen.
Die Optik? Ein Knaller
Die typischen Design-Merkmale der Marke - Doppelbogengrill, Scheinwerfer in Augenform und sichelförmige C-Säule - finden sich im Q60 auf Anhieb wieder. Zusammen mit stark konturierten konkaven und konvexen Flächen ist die Form des Q60 ein echter Hingucker im recht einheitlichen deutschen Straßenbild. Fährt man mit dem Q60 durch eine große Stadt wie Frankfurt, drehen sich definitiv mehr Leute nach dem Auto um, als nach dem 100. grauen Mercedes-Coupé. Vor allem im neu entwickelten Rot-Ton wirkt der Infiniti wie ein wundervoller Fremdkörper und eher wie ein extravagantes Concept-Car.
Innenraum? Passt
Auch der Innenraum des Q60 kann überzeugen. Er kommt nicht ganz an den modernen Chic eines aktuellen Mercedes heran, das seit gefühlt 20 Jahren unveränderte Interieur der meisten BMW-Modelle kann der Japaner aber locker überbieten. Besonders interessant ist, dass Infiniti in der Mittelkonsole zwei Bildschirme montiert, die sich in der Bedienung ergänzen. Allerdings passen die beiden Displays optisch nicht so recht zueinander. Die platte Aussage "einer von 2008 und einer von 2012", die ein Kollege bei der Testfahrt äußerte, trifft es eigentlich ganz gut. Das untere Display, auf dessen Touchscreen sich die Navigation, das Entertainment sowie diverse Fahrzeug-Parameter verändern lassen, ist jedoch wirklich schnell, präzise und lässt sich sehr gut ablesen. Die Darstellung der Navigations-Daten ist jedoch tatsächlich ein wenig altbacken und stört das ansonsten sehr gelungene Gesamtbild.
Tür zu und los. Generell fühlt man sich im Cockpit des Q60 schnell wohl. Die Sitzposition ist für ein Coupé passend und angenehm tief. Das Lenkrad liegt sehr gut in der Hand und lässt sich sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe genau einstellen. Man merkt, dass Infiniti die Kommandozentrale des Q60 sehr fahrerorientiert eingerichtet hat. Sehr schick ist das bläulich eingefärbte Carbon, das diverse Zierleisten schmückt. Auch das Leder auf Türen, Armlehnen und Sitzen ist sehr hochwertig verarbeitet.
Druckvoller aber zu leiser Motor
Doch auch, wenn der Q60 bereits im Stand einen hervorragenden Eindruck macht - einen noch besseren Eindruck gewinnt man während der Fahrt. Der neue V6-Twin-Turbo-Motor leistet wie gesagt 405 PS und drückt 475 Newtonmeter Drehmoment über eine schnelle Siebengang-Automatik auf die Antriebswellen aller vier Räder. Damit ist der Q60S dem BMW M4 leistungsmäßig leicht unterlegen. Trotzdem ist der Infiniti keine lahme Ente. In exakt fünf Sekunden geht es auf Tempo 100, Schluss ist - wie auch im M4 - bei 250 km/h. Der Motor ist kraftvoll, vor allem im unteren Drehzahlbereich überrollt den Fahrer eine Drehmoment-Welle vom Allerfeinsten. Allerdings hält sich der Q60S soundtechnisch zu stark zurück. Ein sonores Brummen ist allenfalls noch beim Beschleunigen im Stadtverkehr zu hören. Bei flotten Landstraßentouren dürfte der Auspuff gerne größere Töne spucken.
Fahrwerk mit vielen Möglichkeiten
Ebenfalls brandneu und erstmals in einem Infiniti verbaut ist das elektronisch gesteuerte Fahrwerk. Es überwacht ständig die Wank- und Nickbewegungen des Autos. Daraufhin passen sich die Dämpfer entsprechend an und man hat immer die passende Abstimmung parat. Zusammen mit der entkoppelten "Steer by Wire"-Lenkung und der ebenfalls einstellbaren Antriebs-Einheit ergeben sich im Q60 fast unzählige Möglichkeiten, das Fahrzeug im "Personal"-Fahrmodus auf sich abzustimmen. Allein für die Lenkung gibt es sieben verschiedene Auswahlmöglichkeiten. Einerseits ließe sich Infiniti nun eine gewissen Faulheit beim Abstimmen des Q60 vorwerfen, andererseits kann so wirklich jeder Fahrer sein perfektes Setup zusammenstellen. Ist Ihnen das Fahrwerk im Sport-Modus für schnelle Autobahn-Fahrten beispielsweise zu hart und die Lenkung zu spitz, lassen sich auch eine weichere Aufhängung und eine langsamere Lenkung mit einem aggressiven Motor-Getriebe-Setup kombinieren.
Q60S gegen BMW M4
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass der Q60 zwar nicht den gleichen athletischen Grundcharakter wie ein BMW M4 hat, aber trotzdem eine echte Alternative darstellt. Auch, wenn der Infiniti bei Leistung, Drehmoment und Beschleunigung das Nachsehen hat, in Sachen Lenkung und Fahrwerk müssen sich die Japaner nicht verstecken. Hinzu kommen die extrem coole Optik und der attraktive Einstiegspreis von 63.490 Euro für den Q60S in der höchsten Ausstattung "Sport Tech". Dort ist bis auf ein elektrisches Glasschiebedach alles enthalten, was sich der Kunde wünschen könnte. Und auch die Aufpreisliste gibt nicht mehr her. Was erhältlich ist, ist Serie. Der BMW M4 hingegen startet bei 73.700 Euro, kostet also rund 10.000 Euro mehr. Für ein vergleichbar gut ausgestattetes Modell wären sogar fast 90.000 Euro fällig. Ob es uns das wert wäre? Wohl eher nicht - Punktsieg für Infiniti. Sie haben jetzt Lust auf einen neuen Q60S bekommen? Für das Top-Modell mit dem starken V6 ist als Marktstart April 2017 geplant. Der ebenfalls erhältliche Zweiliter-Turbo mit 211 PS ist bereits im Handel und kostet mindestens 44.500 Euro.
Antrieb: | Allrad |
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Anzahl Gänge: | 7 |
Getriebe: | Automatikgetriebe |
Motor Bauart: | Ottomotor mit Turboaufladung |
Hubraum: | 2.997 |
Anzahl Ventile: | 24 |
Anzahl Zylinder: | 6 |
Leistung: | 298 kW (405 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 475 Nm bei 1.600-5.200 UPM |
Quelle: auto-news, 2017-01-17
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