Ford Ka+ (2016) im Test: Fahrbericht mit technischen Daten, Preisen und Wertung
Weil der gemeine Autokäufer nicht immer ein Besserverdiener, ein Geschwindigkeitsjunkie oder ein Technikfreak ist, muss auch ein verwöhnter Motorjournalist mal die S-Klasse, den 911 oder das Model S stehen lassen und in die beschauliche Kleinwagen-Bürgerlichkeit umsteigen. Dass dieser vermeintliche Rückschritt aber auch ohne große Kompromisse zu einem wirklich guten Preis möglich ist, hat nun der neue Ford Ka+ bei unserem ersten Test beweisen können.
Markteinführung im Oktober 2016 ab 9.990 Euro
Falls Sie sich bereits ein wenig mit dem internationalen Fahrzeugangebot von Ford auseinandergesetzt haben, dürfte Ihnen das Design des neue Ka+ bekannt vorkommen. Der 3,93 Meter lange, 1,70 Meter breite und 1,52 Meter hohe Fünftürer (damit ist der Ka+ deutlich länger als sein Gegner, der Opel Karl) wird seit gut einem Jahr in Brasilien als "Ka" und in Indien unter dem Namen "Figo Aspire" verkauft. Bei uns ist die Ablösung des dreitürigen Ka (ohne das "Plus" im Namen) seit Juni 2016 bestellbar. Bei den Händlern steht der neue Fünfsitzer dann im Oktober. Und zwar zu einem Basis-Kampfpreis von 9.990 Euro.
Geht die Rechnung für Ford auf?
Fassen wir also kurz zusammen: Der neue Ka+ ist ein Auto, das formal von einem Kleinwagen-Modell für den indischen und südamerikanischen Markt abstammt, das mit seinen Abmessungen bedrohlich nah an den Ford Fiesta reicht und auch noch auf dessen Plattform basiert (beide haben einen Radstand von 2,89 Meter) und das im eher schmucklosen Unter-13.000-Euro-Preissegment an den Start geht. Ob das funktioniert? Gut möglich, denn die Nachfrage nach Kleinwagen wächst hierzulande stetig und in der Gut-und-günstig-Klasse, die seit Jahren erfolgreich vom Dacia Sandero regiert wird, wurden 2015 rund 410.000 Fahrzeuge abgesetzt.
Geräumiger und gut verarbeiteter Innenraum
Wie schlägt sich also der Ford Ka+? Ganz ehrlich? Man bekommt erstaunlich viel gutes Auto für sein Geld. Der Innenraum ist super geräumig (dem Radstand sei Dank) und selbst als 1,90 Meter großer Mensch mit Sitzriesen-Allüren bekommt man auf keinem der weichen und mit wenig Seitenhalt gesegneten Sitzplätze klaustrophobische Angstzustände. Ein Zugeständnis an den Preis ist, dass Hard-Touch-Plastik das Cockpit, die Mittelkonsole und die Türinnenverkleidungen regiert, doch nichts wackelt oder klappert und alles wirkt außerordentlich sauber und gut verarbeitet. Hinter der Rückbank im Fond (deren Rückenlehne sich im Verhältnis 60:40 umklappen lässt) befindet sich ein 270 Liter großer Kofferraum. Zum Vergleich: Im kleineren Opel Karl sitzt es sich in der zweiten Reihe deutlich beengter und auch das Gepäckabteil ist mit 206 Liter etwas schmaler bemessen.
Von trägen Saugmotoren und guten Schaltgetrieben
Unter der Haube arbeitet ein 1,2-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 70 oder 85 PS - leider nicht der tolle 1,0-Liter-EcoBoost-Dreizylinder. Wieso? Weil das kostenintensivere und stärkere Aggregat den Kampfpreis nicht erlauben würde. Und wieso "leider"? Weil wir mit der stärkeren 85-PS-Version unterwegs waren und selbst der Top-Saugmotor mit seinen trägen 112 Newtonmeter nicht für Jubelschreie bei Ampelbeschleunigungsrennen sorgt. In zähen 13,3 Sekunden geht es aus dem Stand auf Tempo 100 und durch die mangelnde Drehfreude und die fehlende Power im unteren Drehzahlbereich weist uns die Gangwahl-Anzeige oft darauf hin, dass es jetzt besser wäre, einen oder zwei Gänge in dem guten Fünfgang-Getriebe zurückzuschalten.
Fit für Europa? Auf jeden Fall ...
Doch wenn es schon nicht rasant mit dem Ka+ zugehen kann, dann wenigstens komfortabel: Für Europa wurde das Fahrwerkslayout überarbeitet (Federn, Dämpfer, vordere Stabilisatoren und die Verbundlenkerachse hinten) und die Servolenkung angepasst. Außerdem hat man die Wind-, Antriebs- und Abrollgeräusche reduziert. Was diese Maßnahmen gebracht haben? Der kleine Südamerika-Inder fährt sich unglaublich erwachsen. Das Fahrwerk wird ohne lautere Geräusche und ohne Komfortverlust mit Gullideckeln, Schlaglöchern und Bahngleisen fertig und schnelle Kurven meistert der Unter-13.000-Euro-Wagen souveräner als erwartet (kein übermäßiges Untersteuern, kein starkes Wanken). Eingetragene Höchstgeschwindigkeit im 85-PS-Ka+-Fahrzeugschein ist übrigens 169 km/h. Die haben wir erreicht. Was uns diese Grenzerfahrung gelehrt hat? Es bleibt selbst bei hohem Tempo ruhig im Ka+ und auch besonders windanfällig ist der kleine Ford nicht. Testverbrauch? 6,1 Liter auf 100 Kilometer.
Nervig (oder eben einfach etwas gewöhnungsbedürftig) ist die Kofferraumklappe, die sich lediglich über einen Knopf im Cockpit oder über den Funkschlüssel öffnen lässt. Darüber hinaus sitzt es sich auf dem Beifahrerplatz nicht ganz so gut wie auf dem Fahrersitz, da er nicht höhenverstellbar ist.
Bleiben noch Komfortwünsche offen?
Ansonsten hat Ford ein gutes Kleinwagenpaket geschnürt: Serienmäßig ab der Basisversion sind elektrische Fensterheber, elektrische Spiegel, eine Funkzentralverriegelung und ein Berganfahr-Assistent. In der einzigen Ausstattungslinie "Cool & Sound" (erhältlich ab 11.400 Euro in Verbindung mit dem 85-PS-Aggregat) sind eine Klimaanlage und ein Infotainmentsystem mit Smartphone-Koppelung ohne Aufpreis mit an Bord. Und für das vollkommene Komfortglück lassen sich für kleines Geld eine Klimaautomatik, ein Multifunktions-Lederlenkrad mit Tempomat, Parksensoren und beheizte Vordersitze mit Mittelarmlehne in den Ka+ buchen.
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Schaltgetriebe |
Motor Bauart: | Reihen-Benziner |
Hubraum: | 1.196 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 63 kW (85 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 112 Nm bei 4.000 UPM |
Quelle: auto-news, 2016-09-22
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