Erfahrungsbericht smart fortwo 0.7 (50 PS) von noplan, Februar 2017
Für Selbstschrauber mit kleinen Fingern
Von außen wirkt der Smart 450 - so die Bezeichnung für die erste Baureihe - erstmal ulkig und wirklich winzig aus. Innen fühlt man sich zunächst wie in einem normalen Auto. Die Platzverhältnisse wirken erstmal nicht beengt (viel größer als z.B. in einem Ur-Mini), wenn man sich allerdings umdreht, hat man die Heckscheibe direkt vor der Nase. Für enge Straßen und Parklücken in der Stadt ist der Smart perfekt geeignet. Der Wendekreis ist - auch dank Heckantrieb - sehr klein und "wenden in drei Zügen" wird meist zu "wenden in einem Zug". Trotz der kleinen Abmessungen (der Smart 450 ist exakt so lang, wie ein Auto in Deutschland breit sein darf) ist im Kofferraum recht viel Platz. 6 Kisten Bier oder Wasser bringt man unter.
Technisches:
Zur Technik des 450 kann man leider nicht nur positives sagen. Einerseits gibt es angenehme Vorteile wie eine wartungsfreie Steuerkette (statt Zahnriemen), einen Turbo dank welchem man trotz des kleinen Motors in der Stadt nicht all zu oft schalten muss (50 km/h im 4. oder 5. Gang sind kein Problem). Zudem gibt's den 450 nur mit (Halb-)Automatik, sodass Kuppeln entfällt.
Auf der anderen Seite gelten die von Mercedes Benz hergestellten Benzinmotoren des 450 als sehr anfällig. Viele Motoren überleben gerade so die 100.000 km-Marke und machen dann häufig mit blauen Rauchwolken und Leistungsverlust auf ihr baldiges Ableben aufmerksam. Ein Hauptgrund hierfür ist das kurzlebige Teillastventil, ein kleines Rückschlagventil, welches aus Plastik besteht. Dieses soll bei Teillast verhindern, dass Druck im Kurbelwellengehäuse entsteht. Da ich schon Ventile gesehen habe, die nach 2 Monaten wieder kaputt waren, sollte man dieses immer kontrollieren. Ein funktionierendes Ventil sollte Luft nur in eine Richtung durchlassen. Alternativ kann man auch eines aus Aluminium nachrüsten inkl. austauschbarem Ventileinsatz.
Weiterhin sollte man auf einen korrekten Ölstand achten. Beim 450 sollte dieser am Peilstab zwischen 1/4 und 1/2 liegen. Häufig wird gesagt (auch Aussagen von qualifizierten Mechanikern), dass ein Ölstand an der max-Markierung am Peilstab schon zu viel ist. Dieses kann dann durch die Öffnung des Peilstabes rausgedrückt werden.
Eine weitere Schwachstelle am 450 sind die vorderen Federn. Diese brechen am unteren Ende im Federteller häufig. Hat man Pech, können die Reste in die Bremsanlage geraten. Hier gab es von Smart früher einen Austausch auf Kulanz, da es sich wohl um einen Serienfehler handelte. Ist der Wagen älter als 10 Jahre, muss man die Kosten allerdings selbst tragen.
Die Halbautomatik ist ein automatisiertes Schaltgetriebe. Es gibt zwei Ausführungen, eine mit einem Automatikmodus, d.h. das Getriebe schaltet wie bei einer normalen Automatik ohne zutun des Fahrers. Die zweite funktioniert wie eine Tiptronic, d.h. es gibt einen Wipphebel mit welchem man die Gänge hoch und runter schaltet (ohne Kupplung). Kommt man in den Drehzahlbegrenzer schaltet das Getriebe aber auch hier selbstständig hoch. Auch wird automatisch runtergeschaltet, bevor die Drehzahl zu niedrig wird, d.h. mein Ausrollen an der Ampel muss man nicht selbst runterschalten.
Die beengten Verhältnisse im Motorraum machen Reparaturen am Smart leider oft sehr teuer, auch wenn die Teile günstig zu bekommen sind. Daher habe ich vieles selbst gemacht. Leider muss wegen der Platzverhältnisse für viele der Motor abgelassen werden. Einige Reparaturen sind auch für Selbstschrauber eine Katastrophe. Bestes Beispiel ist das mittlere Motorlager, da man gar nicht/kaum an die entsprechenden Schrauben ran kommt. Es gibt zwar Anleitungen im Internet, teilweise mit Tipps wie man sich das richtige Werkzeug selbst baut, allerdings ist es trotzdem noch ein Krampf. Ich habe trotz abgesenktem Motor ca. 2 Stunden für eine Schraube gebraucht. Deshalb beim Kauf unbedingt darauf achten, dass die Motorlager (es gibt 3) in Ordnung sind. Defekte Motorlager machen sind durch ein fühlbares Knacken/Rucken beim Anfahren bemerkbar, je nach Zustand irgendwann auch beim schalten in den 2. oder 3. Gang.
Anderes Problem ist das Thermostat. Dieses geht gerne mal kaputt mit dem Resultat, dass der Motor nicht mehr richtig warm wird. Zwar steigt die Motortemperatur im 450 allgemein recht langsam, irgendwann sollte aber bei jedem die Temperaturanzeige 3 volle Punkte anzeigen. Passiert das nicht, heißt es wieder Motor ablassen und Thermostat austauschen.
Der Benzinverbrauch ist beim 450 Benziner (in meinem Fall mit 50 PS) ok, aber auch nicht optimal. Im Stadtverkehr braucht meiner um die 6-6,5 Liter/100km. Das schafft man auch mit größerem Dieselfahrzeugen. Allerdings hat man beim 450 sehr günstige laufende Kosten. Ich zahle bei unter 300 EUR/Jahr für Versicherung (Haftpflicht bei Sf-Klasse 9) und Steuer. Bei einem Diesel hat man da oft gerade mal die Steuer mit gezahlt.
Mein Fazit: Der Smart 450 ist ein praktisches kleines Stadtauto. Leider ist er durch seine Anfälligkeit nicht so günstig, wie es die laufenden Kosten zunächst vermuten lassen, denn Werkstattbesuche sind schnell teuer. Beim Kauf sollte man !unbedingt! darauf achten, ob der Motor Öl verbraucht, denn dann kann man davon ausgehen, dass er nicht mehr lange mitmacht (Teillastventil kaputt, dadurch wird Öl verbrannt, was die Auslassventile des Motors verbrennen lässt).
Zu empfehlen sind die Dieselmotoren mit 41 PS. Diese haben keine wirkliche Schwachstelle und können bei guter Pflege auch 500.000 km oder mehr durchhalten.