Man sollte ja meinen, dass ein Belgier eine gute Meinung zur Firma Renault hat da diese Marke doch immerhin aus dem mutterlande Frankreich stammt doch bei solchem Schlamassel bleibt selbst der Hartnäckigste aller Muschel mit Pommes und Majo-Esser nicht bei guter Laune.
Und es muss einem Belgier schon viel zustoßen, dass er mal Miesepetrig ist ;)!
Damit herzlich Willkommen zum kleinem Wimmergesang vom Renault Laguna.
Zum Fahrer
Allgemein hegt(e) mein Vater eine große Sympathie für die Staatsfranzosen früher fuhr er einen 18er, 21er und einen 25er und vor diesem Laguna sein Vorgängermodell und davor wiederum einen Mégane (den wir zu Tode ritten). Anfang 2006 entschied er sich für diesen Geschäftswagen.
Zum Automobil, den
Renault Laguna Grandtour 3.0 V6 Initiale das (nach französischem Maße) höchste, was Renault zu bieten hat, mal abgesehen von dem VelSatis-Patchwork.
Zum Motor
kann ich sagen, dass er einen sehr durchzugsstarken Charakter hat (207 PS)! Als wir damals den Vierzylinder mit 2liter Hubraum (vom Mégane) in sein Grab gehetzt haben, beschlossen wir nur noch 3Litrige zu nehmen. Die Strecke führt jeden Tag rauf nach Suttgart, was jeden Tag rund 140 Kilometer sind und das fast immer mit TopSpeed. Im Jahr legt die Zwiebel (damit meine ich das Auto ;) knapp 50.000km zurück.
Wie bereits gesagt, die drei Liter Maschine hält gut, im 200er Bereich schaltet er noch mal in einen nächsten Gang (Automatik), was ihn zu einem recht ruhigen, doch fluxen Genossen macht. Á propos Automatik, dieses ist ein Adaptivautomatik, sprich: wenn man weit durchdrückt schaltet er spät, wenn man nicht so tief drückt schaltet er sanft.
Die Innenausstattung
erinnert mich ab und an stark ans Bausatzprinzip. Wirklich geschwungen ist hier nur das HolzDekor, obwohl es mehr an einen Restpostenartikel von Ikea erinnert als an ausgeklügeltes Innendesign. Dies wirkt eher erbärmlich, als wirklich überragend. Sonst muss man doch sagen ist es sehr gut gelungen. Die Verarbeitung ist gut und stabil. Sowohl an der Front, die Sitze, der Himmel, als auch seitlich und im rückwärtigen Bereich.
Auch die Musikanlage (Cabasse) ist wirklich toll gelungen, wie der Rest der Technik wenn sie denn mal mit ihren Launen funktioniert!
Einer der besten Ideen der Entwickler war es jedoch, für die hinten sitzenden Passagiere KEINE Belüftung anzubringen was bei dem Herkunftsland Frankreich anscheinend niemanden stört! Kein Schlitzchen oder sonst was. Als Ersatz gibt es seitliche Rollos, die verhindern, dass die Sonne auf die Beine oder den Bauch scheint. Wir haben einfach einen Schlauch aus dem Baumarkt geholt und den vorne mit Klettverschluss drangeklebt, dann den Schlauch neben den Beifahrersitz nach hinten geführt und gequetscht und siehe da: es funktioniert
eine französische Lösung für ein französisches Auto wahrscheinlich das schlaueste am ganzen Wagen.
Positiv nützlich sind die el. Sitze, Sitzheizung, Klimaauto., abblendender Rückspiegel, KeyLesGo&Entry, Show-Me-Home-funktion, abnehmbare Kofferraumbedeckung.
Die schwarzen Ledersitze sitzen einigermaßen gut, aber für einen verwöhnten Samthintern nicht zu empfehlen. Danksei dieser leicht abwaschbaren Oberfläche, kann man hervorragend (und zwar wirklich hervorragend!) auch dank der umklappbaren Rücksitze viel tolles schmutziges Verfrachten! Baumstämme, Äste, Zweige, Laub, Rindenmulch, Reifen, Röhren, Holz, Zement, etc. sogar Behälter sind hier nicht unbedingt von Nöten.
Das Äußere
ist und das muss man doch erwähnen sehr schön! Ich persönlich mag das leicht kantige, entschlossene Auftreten. Im Gegensatz zum vorigen Laguna (welcher eher futuristisch wirkt) oder dem neuen Laguna 2008, wirkt er eigentlich normal, dennoch hat er ein sehr eigenes Auftreten welches mir gut gefällt.
Über die Sicherheit
braucht man bei Renault wohl nicht so viel zu sagen. Die 5 Sterne sind schließlich nicht vom Restaurantführer Michelin vergeben, aber vom EuroNCAP. Sehr gut und wirklich ein Vorbild für viele andere Automarken!
Natürlich auch nur wenn grad alle Airbags oder ESPs oder ABS funktionieren.
Das Fahrverhalten
ist äußerst angenehm im vorderen Bereich. Die Lenkung arbeitet sehr präzise (obwohl man doch den sehr großen Wendekreis erwähne sollte). Im Fond wird man aber schon mal durchgeschaukelt, also nichts für sensible Mägen. Die Automatik arbeitet meiner Meinung nach mit zu wenig Gefühl. Das hätten die Franzosen mit Sicherheit besser hingekriegt. Aber auch als Mensch ist es nicht einfach mit dem Automatikpedalchen zu fahren, da es absolut KEINEN Widerstand leistet. Somit ist auf längeren Strecken der Tempomat flicht.
Der Rundumblick ist gut gelungen, die Bremsen sind hervorragend. Nur der Schalter vom Blinker ist manchmal ein wenig widerspenstig. Sonst fährt er sich schön sportlich! Eine gute Mischung aus leichter Eleganz und flexiblem, spontanen Auftreten.
Die Ergonomie
ist natürlich keineswegs vergleichbar mit einem Mercedes, aber auch hier haben die Franzosen schon mal mehr geleistet! Es ist ein wenig unbequem mit den Lenkrandproportionen und dem Fenstersims (etc.), eigentlich mehr was für Menschen mit abnormalen Körperverhältnissen und Proportionen. Sonst kann man sagen, dass die Symbole auf den Knöpfchen manchmal ein wenig verwirrend sind (gerade bei der Musikanlage). Außerdem ist die Speicherung der Sitzpostion nicht das simpelste zugegeben, so was macht man nicht jeden Tag. Aber alles in allem ist es ganz passabel, alles gut zu erreichen und robust. Keineswegs amerikanesches Plastikfeeling wie beispielsweise der im Innenraum enttäuschende 300C.
Das Design
ist leider nicht zweckgebunden. Es ist nicht Form follows function, nicht Function follows form
es ist hier eher form follows Mittagessen vom Entwickler. Es ist so eine Art Zwischenwelt zwischen Gut, Normal und Schlecht. Schwer zu beschreiben,
gut ist es nicht, schlecht auch nicht, aber normal erst recht nicht. Von Innen eben einfach das gewisse, ratlose Laguna-Design (erinnere an Punkt Ergonomie).
Der Verbrauch
er verbraucht mehr als zwei Karotten täglich und möchte auch gerne mal ne gute Ladung Heu essen. Bei unserer Fahrweise sind mit dem Motor 13 Liter durchaus akzeptabel!
Die Alltagstauglichkeit
hängt stark davon ab was der jeweilige Alltag ist. Gentlemen können gleich draußen bleiben, Landwirte aber auch. Milch und Koffer lassen sich zwar transportieren aber auch nur wenn der Kofferraum sich danach wieder schließen lässt, was nicht immer der Fall ist.
Für kleine Amateurbastler die Tagsüber so aussehen müssen als verdienen sie ordentlich, ist er glaube ich gut geeignet
Die Probleme
können wir uns schon lange nicht mehr an einer Hand abzählen. Es ist nicht so das was klappert, die Klappe des Handschuhfaches nicht mehr schließt oder der Stoff reißt. Nein, wie bereits gesagt, die Verarbeitung ist gut.
Der einzige Mangel, besser gesagt Mängel, finden sich größtenteils in der Elektronik. Dies liegt nicht am Auto selbst was wirklich gut gelungen ist in der Gesamtheit, aber wohl an falschem Denken von so manchem Ingenieur. Ich liste hier mal einfach das auf, was uns so in der ganzen zeit zugestoßen ist:
- Servolenkung bei 120km/h ausgefallen (nachdem mit Mühe auf Standstreifen gefahren > mit Neustart behoben)
- Kofferraum lässt sich nur manchmal schließen (vielleicht Bedingt durch den Stand des Saturns)
- Sensoren fallen mal aus und gehen wieder an (Reifendruckkontrolle, Türverriegelung, Kennzeichenbeleuchtung, Beleuchtung, Regensensor, Lichtsensor, ABS, ESP, ASR,
). Eventuell je nachdem welche CD man hört.
- Batterie hat urplötzlich Suizid begangen
- Automatische Handbremse hat sich aus automatisiert
Andere Mängel der großartigen Ingenieurskunst
- Wenn batterie tot kann man nicht in neutral gehen um den wagen beiseite zu fahren (was einen langen Stau verursachen kann)
- Türschlosssensor der Beifahrertür die drei-einhalb Mal im Jahr benutzt wird ist kaputt
- Kennzeichenbeleuchtungssensor ist vorhanden, Wischwassersensor reagiert aber erst wenn nur noch Luft aus den Düsen kommt.
- Gummilappen der Windschutzscheiben fliegen bei 200km/h auf überholte Fahrzeuge
- Andere Gummilappen von ungekannter Herkunft fliegen auch gerne bei geringeren Geschwindigkeiten herab
- ABS und ESP haben manchmal während der Fahrt keine Lust mehr und fallen aus (dieser Sicherheitsblock wurde jedoch auf Renaultkosten getauscht!)
- Airbag hat auch nicht immer Lust sich aufzublasen und meldet dann seinen Urlaub
- KeyLessGo&Entry funktioniert nur dann, wenn das Auto auch Lust hat zu fahren
- Manchmal klappt es mit der Startprozedur erst beim 4. Versuch
- Manchmal denkt das auto es fährt schon, obwohl der Motor noch aus ist und nicht mag
- Manchmal denkt das auto es fährt nicht, obwohl der Motor schon ansteht
- Manchmal möchte das auto sich nicht abschalten
- Manchmal meint man, das auto hat ein Eigenleben
- Manchmal meint man, dass die bei Renault Ihre Autos ursprünglich von/mit lila Genkühen verkaufen lassen wollten. Doch kam ihnen eine Schokoladenfabrik zuvor.
Es ist nicht so, dass einfach mal was kaputt geht, weil man es zu oft verwendet (wie es typisch wäre), aber es gehen die abnormalsten Dinge kaputt. Zum Glück lässt sich das meiste mit einem Neustart beheben.
Aus dem Grund, dass die Ingenieure (wie sich dort wohl jeder gerne nennt der sich im Monat mehr als zwei Schokoriegel aus dem Automaten lässt) solch absurde Sachen machen und kreieren, dass selbst Sicherheitssysteme davon betroffen sind, ist es Fraglich ob der nächste wieder ein Renault wird.
Jedoch: Vielleicht ist ja der nächste Laguna besser?
Fazit:
Da in dieser Banane soviel Technik ist wie in einem Atomteilchenbeschleuniger und diese Technik so gut funktioniert wie die Spielsachen von McDonalds ist es nicht für Selbstbastler geeignet. Das Auto, bzw. die Ingenieurskunst (wahrscheinlich abstrakte Kunst) geht an jeglicher Weltvorstellung, ob nun der deutschen, der belgischen oder der französischen vorbei.
Wenn selbst der Mechaniker ratlos ist, als er nur in den Sicherungskasten schaut, kann es einen Franzosen genauso wenig begeistern als einen Deutschen.
Der Franzose kann auf Grund des komplizierten Ingenieurstechnischen Durcheinanders nichts erkennen oder verstehen (ebenso wie ein Deutscher oder Belgier) und kann somit wenn mal wieder was kaputt ist nicht zum Klebeband greifen. Und den Deutschen (und Belgier) stört es, dass so Vieles auf elegante Art und Weise den Löffel abgibt.
Dieser Renault ist leider kein Franzose. Ein wahrer Franzose waren mal der R5 und der R4, oder die damalige 11CV oder DS (wie der heutige Citroen C5 auch). Aber dieser wagen enttäuscht. Richtig schade, da doch soviel gutes Potenzial vorhanden ist.
Für jemand der auf mehr Schein als Sein steht ein tolles Automobil aber auch nur wenn er die Reparaturen aus der Portokasse zahlen kann!
Mit den Besten Grüßen an euch und an die createurs d'automobiles,
Michael
Im Besitz seit 2006 bis (voraussichtlich) 2010