Bipper Tepee Outdoor 1.4 HDi mit Tempostat, Radio und AHK, ohne ESP und Klimaanlage; Neukauf (Tageszulassung) 9/2010, bis 4/2015 etwa 58000km gefahren.
Fahrbericht:
- Nach ca. 800km startet er morgens plötzlich kalt nur auf 3 Zylindern und raucht weiss aus dem Auspuff, für ca. 2-3 km. Es folgen 10 Tage!! Werkstattaufenthalt, dann läuft er wieder, allerdings wurde nichts ausgetauscht oder anders eingestellt, trotz angeblicher Unterstützung von Peugeot-Ingenieuren.
- Im ersten Winter gab es gelegentliche Fehlfunktion des elektronischen Steuergeräts für die Anhängerkupplung: linksseitig doppelte Blinkfrequenz als ob eine Lampe defekt wäre, alle Lampen sind aber in Ordnung. Nach einigen Monaten ist der Fehler selbsständig verschwunden, kam bisher nicht wieder. Das Teil stammt von Westfalia, Peugeot kann hier nichts dafür.
- Nach dem Wechsel von Winter- auf Sommer-Räder in 2012 trat 2 Tage später ein rumpelndes Geräusch beim Lenken auf, aus Richtung vorn links. Nach 3 Tagen machte ich daher einen Termin in der Werkstatt, auch weil die grosse Inspektion bald fällig war und das Ende der Garantiezeit nahte. Leider "reparierte" sich das Auto erneut - das Geräusch war 2 Tage vor dem Termin plötzlich verschwunden. Inzwischen ist die Garantiezeit abgelaufen, aber das Geräusch ist gelegentlich und etwas leiser wieder da. Ich fand neulich heraus, das in etlichen Internetforen über frühzeitige Schäden an den sog. Federbein-Domlagern geklagt wird, natürlich auch bei Citroen Nemo und Fiat Qubo.
Ab km 31500 ist das Geräusch wieder dauerhaft da, ein Werkstatt-Termin vereinbart. Der Meister gelobt, sich um eine kulante Abwicklung mit wenigstens teilweiser Kostenerstattung der erwarteten 350 € zu bemühen. Ich meine dazu: Defekte an den Domlagern bei 30000km dürfen einfach nicht eintreten, das hatten 4 meiner Vorgänger-Autos nicht, alle waren >200000km gelaufen! Wieder ein enttäuschender Auftritt von Peugeot (siehe auch Nachtrag 2 weiter unten).
Positiv:
- niedrige Anschaffungskosten, d. h. viel Nutz-Auto für's Geld
- geringer Wartungsaufwand, z. B. Zahnriemenwechsel erst nach 10 Jahren, ohne km-Beschränkung vorgeschrieben
- grosses Raumangebot bei geringer Fahrzeuglänge (parklückenfreundlich)
- bequeme, gut einstellbare Sitze, grosse Kopffreiheit
- Ausbau der hinteren Sitzbank schnell gemacht, da clever konstruiert; allerdings sind die Einzelteile im Vergleich zu denen im Kangoo sehr schwer
- bis ca. 120km/h innen recht leise
- gute Bremsen, präzise Lenkung
- verhältnismässig niedriger Verbrauch
Negativ:
- Verbrauch ist ca. 20% höher als Werksangabe, ist auch bei zurückhaltendster Fahrweise nicht unter 5.6 l/100km im Mischbetrieb zu drücken. Allerdings scheint er nach der Inspektion etwas gesunken zu sein, das wird weiter gemessen. Der direkte Vorgänger in meiner Garage (Renault Kangoo 1.9D von 1998) hat die Katalog-Werte (gemessen nach dem gleichen Euro-Zyklus) übrigens annähernd eingehalten! Zur Entlastung von Peugeot muss aber gesagt werden: der Bipper nimmt bei gleicher Fahrweise knapp 1/2 Liter weniger als der Kangoo, d. h. die Turbo-HDi-Technik bringt schon etwas gegenüber dem alten Saugdiesel mit mechanischer Eindspritzung.
Ansonsten:
- deutliches "Turboloch" unterhalb 1800 U/min
- der Geradeauslauf ist ohne Beladung nicht optimal
- deutliche Seitenwind-Empfindlichkeit (Kangoo war besser)
- recht beengter Bein- und Fuss-Raum für den Fahrer wegen überbreiter Mittelkonsole, trotz relativ grosser Gesamtbreite des Innenraums
- Menschen < 1.60m stossen sich schmerzhaft das Schienbein an der Plastikverkleidung unter dem Lenkrad, beim Kuppeln
- generell ist das Raumangebot geringer als in meinem alten Renault Kangoo 1.9D, der aussen nicht breiter oder länger war, sondern nur minimal höher. Man sitzt im Bipper insgesamt etwas weiter hinten, sodass der (Koffer-)Raum hinter der Rücksitzbank nun ca. 12-15 cm kürzer ist.
- sehr schade: das beim Kangoo vorhandene überaus nützliche Ablageboard über der Windschutzscheibe haben Bipper/Nemo/Qubo nicht
- Der Kangoo hatte eine clever gemachte Hinterradaufhängung mit raumsparenden Torsionsfedern, wodurch die Radkästen im Kofferraum sehr schmal blieben. Der Bipper hat die übliche Längslenkerachse und Schraubenfedern, verschenkt dadurch wertvollen Platz.
- lächerlich kleine Anhängelast von 600kg (gebremst), der Renault durfte 1200 ziehen bei geringerer Motorleistung! Unverständlich und von Peugeot-Händler und Internet-Berater nicht erklärbar: am Kastenwagen durfte man schon immer 1000kg anhängen, und seit 2012 geht das plötzlich auch beim Tepee. Nachträgliche Auflastung lässt Peugeot nicht zu, natürlich ohne Begründung.
- Das Fahrzeug ist entgegen der Abbildungen im Prospekt und auf der Peugeot-Webseite leider nur mit der unpraktischen Klappe zu haben. Die wohldurchdachte asymmetrisch geteilte Doppeltür gibt es ausschliesslich bei den Kastenwagen (auch bei Citroen und Fiat). Ich (1.80m) habe mir schon mehrfach bei geöffneter Klappe den Kopf an dem hervorstehenden Schlossmechanismus gestossen. Die Klappe ist in engen Parklücken einfach untauglich, man bekommt sie nicht auf, da sie meisst am hinteren Fahrzeug anschlägt; jedenfalls kann man nicht hinter seinem Auto stehen um sie zu öffnen. Da war die kleine Vertikaltür des Renault einfach praxisgerechter, auch für herausstehendes Ladegut.
Der Peugeot Internet-Kundenberater behauptete übrigens auf Email-Anfrage lapidar, dass die Türen sehr wohl erhältlich seien - erneut Note ungenügend für den Peugeot-Service!!!
- Leistung der Heizung ist spürbar schwächer als beim Kangoo, Note 4
Fazit:
Man kann (und muss) mit den genannten Nachteilen leben, die Vorteile überwiegen aber. Und ausserdem: es gibt m. E. sowieso keine Alternative in dieser Fahrzeug-Klasse, ausser den baugleichen Citroen Nemo oder Fiat Qubo/Fiorino natürlich.
1. Nachtrag:
der Scheibenwischer vorn hat offenbar einen Konstrutionsfehler, der linke Gummi macht bei nur leichtem Regen ständig laute Rubbel- und Knarz-Geräusche, gleitet nicht richtig. Das lässt sich auch nicht durch neues Wischerblatt (Billigteil, Originalteil oder Bosch-Ersatz) beheben. Enttäuschend, das sowas heute noch geschieht, das konnten viele andere Hersteller schon vor 40 Jahren besser.
2. Nachtrag:
Anlässlich des Austauschs der Domlager wurde zusätzlich ein Schaden an beiden vorderen Stossdämpfern festgestellt !! Sie wirkten zwar noch, eine Führungsbuchse im inneren war aber bei beiden stark verschlissen (oder noch nie drin oder von Beginn an defekt), ein Ausfall in Kürze zu erwarten.
Ein solcher Schaden darf einfach nach dieser Laufleistung und bei meinem (seit 20 Jahren gleich gebliebenen) Fahrprofil nicht eintreten, das ist mehr als enttäuschend !
Die Rechnung beläuft sich nun auf ~700 €, etwa die Hälfte wurde auf Kulanz erstattet. Ob jetzt verbesserte Teile eingebaut sind oder wieder nur 30000km Lebensdauer zu erwarten ist, konnte man mir nicht sagen.
Immerhin stellte man mir diesmal kostenlos ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung.
- Der el. Fensterheber links hat gelegentlich eine Macke, fährt gegen meine Betätigung "ZU" weiter auf, d. h. nach unten, erst ab dem 3. Mal drücken geht es wieder. Leider ist auch dieser Fehler nicht reproduzierbar, und die Garantiezeit inzwischen abgelaufen ...
3. Nachtrag:
Positive Überraschung - der Verbrauch ist tatsächlich um einen halben Liter gesunken auf jetzt 5.1 l/100 km. Die Werkstatt (Werks-Niederlassung) hatte dafür keine Erklärung.
A propos Werkstatt: Die Inspektion wurde wegen der Geräusche schon bei 29000km gemacht. Bei 30000km meldete der Bordcomputer ein Problem, es sei ein Werkstattbesuch erforderlich. Grund: man hatte schlicht vergessen, den Bordcomputer nach getaner Arbeit zurück zusetzen - kostete meine Frau 1.5 Stunden und 2 l Diesel wegen eines weiteren, eigentlich überflüssigen Werkstattbesuchs ...
4. Nachtrag:
anlässlich der (Kulanz-)Reparatur darf wohl angenommen werden, dass das Auto unter Verwendung von Teilen unzureichender Qualität zusammengebaut wurde.
5. Nachtrag:
neue Enttäuschung bei ~47000km - die Bremsscheiben (und Beläge) vorn sind am Ende! Es sind ca. 400€ fällig. Die Scheiben hielten in meinen vorigen Fahrzeugen Citroen C15D und Renault Kangoo 1.9D mindestens 120000km, die Beläge 60-80000 - wohlgemerkt bei gleichen Fahrstrecken im identischen Fahrstil.
Das Problem mit dem Fensterheber links ist jetzt Dauerthema. Die Werkstatt sagt, es läge an mangelnder Schmierung der Scheibe in ihrer Führung. Also ggfs. erneut Geld in den Laden tragen .. nein, selbst erledigen, denn ich habe mittlerweile in Frankreich ein gutes Reparaturhandbuch gefunden.
Ich hatte zuvor, auf mindestens 700000km Fahrstrecke niemals das geringste Problem mit einer Seitenscheibe - die waren nämlich alle noch manuell gekurbelt!!!
6. Nachtrag:
Der Kraftstoffverbrauch ist schon lange wieder auf dem alten Wert, ca. 5.6 - 5.7l/100km, siehe Kommentar oben.
Und das neuste (59000 km): der Tempostat lässt sich manchmal bereits nach dem Starten nicht einstellen, oder streikt während der Fahrt plötzlich. Hält man an, macht den Motor aus und startet 10 sek später wieder, hat sich der Fall beruhigt.
Soweit ich neulich gehört habe, wurde der Verkauf des Bipper und auch der des Citroen Nemo eingestellt.
Und nun die Krönung meiner Peugeot-Epsode:
Neulich erhalte ich von meiner Werkstatt (Werks-Niederlassung !) ein Schreiben mit der grossen Überschrift
"Peugeot zieht um!"
Ich lese weiter, im Kleingedruckten darunter, wo sich dann aber schnell herausstellt, dass die Niederlassung garnicht umzieht, sondern geschlossen wird! Es folgt dann eine Liste der mir schon bekannten Werkstätten in meiner weiteren Umgebung, die nun aber mindestens 20 km entfernt sind, nicht ca. 4 wie bisher.
Dies war nun erneut ein unsäglicher Auftritt von Peugeot. Für wie dumm halten die Verantwortlichen dort eigentlich ihr Kunden?
Ich kann abschliessend nur sagen: der Bipper wird mein erster und einziger Peugeot bleiben.