Hallo,
gekauft habe ich meinen P12 im Dezember 2009. Der Wagen überzeugte durch einen sehr gepflegten Gesamtzustand (Garagenwagen/Rentner) sowie einer noch vorhandenen Anschlußgarantie, welche bis zum Sommer 2010 gültig war. Zum Glück! Bereits im Januar/Februar 2010 entwickelte der Wagen ein Eigenleben. Beim drehen des Lenkrads verstellte sich gelegentlich die Anzeige im Bordcomputer bzw. der Sender im Radio. Der Vertragshändler hatte den Wagen beim zweiten Besuch/Versuch repariert. Es wurde der komplette Kabelbaum vom Multifunktions-lenkrad hin zum Bordcomputer getasucht. Seitdem ist das Problem nicht mehr aufgetaucht. Das wäre teuer!
An dieser Stelle hätte ich vor gut einem Jahr jedem Interessenten vom Erwerb dieses Wagens abgeraten. Inzwischen kann ich sagen, dass Freunde mit ihren 3er BMW`s, Seat Altea, VW Passat, Mazda 6 usw. nicht die bessere Wahl getroffen haben. Alle gemein haben sie einfach hin und wieder Probleme mit verschiedenen elektrischen Helfern und Spielerein. Es ist wohl einfach so, dass die Menge an Helferlein die Wagen um ein vielfaches anfälliger machen, wobei die Reparaturkosten bei den Japanern überwiegend günstiger sind.
Zurück zum Wagen! Groß ist er geworden, vergleicht man ihn mit einem P10, welchen ich ebenfalls mein Eigen nennen konnte. Selbst vier ausgewachsene Männer mit über 1,85m Körpergröße, reisen hinsichtlich des Platzangebots komfortabel. Die Geräuschkulisse bis 80 Km/h ist fast schon auf Oberklasse-Niveau, wird dann auf Grund der ausschließlich verbauten 4-Zylinder Aggregate eher sportlich. Der Verbrauch hängt sehr vom Fahrer ab und liegt zwischen 6,5 Liter bei Überlandfahrten und 12,0 Liter bei 200 Km/h beim 1.8 QG18DE. Die Übersichtlichkeit ist für Menschen unter 1,75m mäßig. Nissan verbaute aus diesem Grund bei den späteren Modellen serienmäßig eine Rückfahrkamera. Der Kofferraum ist ausreichend groß, allerdings bei der Limousine schlecht zugänglich. Warum? Der Wagen hat einen Kofferraumdeckel so groß wie der eines Trabant. Das ewige Problem vieler Modelle aus dem Hause Nissan, rostende Schweller bei den hinteren Radkästen, wurde bei diesem Wagen gelöst. Es wurden einfach Schweller aus Kunststoff verbaut.
Das Fahrverhalten ist auf Grund des relativ hohen Schwerpunkts und der von Nissan seit Jahren bevorzugten Multilenker-Verbund-Hinterachse eher zum cruisen gedacht. Den Rest besorgt hier die sehr aufwändige aber schwammige Aufhängung an den Vorderrädern. Ein Gewinde-Fahrwerk mit einer Tieferlegung um 30mm hilft hier deutlich. Sollten sich beim heben und senken der Fenster ungewohnte Geräusche melden, ab zum Check in die Werkstatt. Die abenteuerliche, mit Plastik-Teilen verbaute Mechanik der Fensterheber ist teuer und nur was für Liebhaber der Origami-Faltkunst.
Abgesehen von den bereits erwähnten Schwächen bei der Elektrik, bietet der Wagen ein ausgezeichnetes Design (red-dot-design-Award Winner), was mit der Verarbeitungsqualität nicht ganz mithalten kann. Der Wagen kam zu der Zeit auf den Markt als Renault das Kommando bei Nissan übernahm. Leider, leider, leider wurden etliche Teile das damaligen Laguna im Primera verarbeitet was der Qualität nicht gut tat. Generell wirkt der Wagen nicht mehr wie ein pflichtbewusster Japaner, eher wie ein Rotwein-liebender Franzose. Inzwischen hat man das Problem bei Renault/Nissan erkannt und wieder deutlich nachgelegt.
Nicht verständlich für mich ist, dass Nissan Assistenzsysteme wie z.B. ein automatisches Abstandssystem oder die zugegeben nicht so wichtige TV-Funktion nur in Japan angeboten hat. Der Wagen hätte damals ein technischer Vorreiter sein können, wodurch er seinem Erscheinungsbild gerecht geworden wäre.
Nachtrag, Januar 2012:
Die Lautstärke verstellt sich bei Temperaturen unter 0°C wieder von allein. Bis jetzt war das zwar lediglich ein einmaliges Schreckens-erlebnis, macht jedoch deutlich, dass der ausgetauschte Kabel-strang entweder nicht das Problem war bzw. die Qualität nicht mehr als 2 Jahre hergibt.
Fazit nach den inzwischen 25 Monaten in denen ich diesen Wagen besitze. Im Dezember war ich beim TÜV, der nichts gefunden hat. Bzgl. der TV-Funktion habe ich inzwischen Bauteile gefunden mit deren Hilfe man ein TV-Signal einspeisen kann. Leider belaufen sich die Kosten auf rund 700,- Euro. Das lästige knarzende Geräusch in der Mittelkonsole habe ich in den Griff bekommen. Einfach mal ausbauen und an alle Stellen die mit anderen bauteilen in Verbindung kommen einen Streifen schwarze Velour-Folie von d-c-fix aus dem Baumarkt kleben ( Dauer inkl. Aus- und Einbau, 1h ).
Der durchschnittliche Verbrauch hat sich bei flotter Fahrweise bei 9 L/100km eingependelt. Abgesehen von einem defekten Leuchtmittel, ein defekter Stecker am Beifahrersitz, gelegentlich etwas Motoröl 10 W40 und ab und zu eine Autowäsche tut er was er soll, er fährt und fährt...
Nachtrag, Dezember 2013:
In den letzten Monaten ist nicht viel passiert. Der Wagen hat jetzt die 100.000km geschafft und ist nach wie vor ein treuer Begleiter. Beim TÜV wurde nichts gefunden, außer ein beginnendes Spiel an einer Koppelstange. Aktuell ist ein Rotor vom ABS-System gebrochen, welcher ausgetauscht werden muss. Tja, das war's auch schon.