Unlängst musste ich sehr kurzfristig einen Mietwagen übers Wochenende nehmen. Habe also einen PKW der Golf-Klasse reserviert. Komme am nächsten Morgen hin und mir wird (wie oft schon) eröffnet, es tue ihnen leid, einen Golf oder Astra o.ä. gäbe es nicht, aber ich könne einen Audi TT haben (für's gleiche Geld, versteht sich). Den hätte ich zwar gerne mal auf eine lange Strecke gefahren, aber mit 4 Personen und Gepäck?? Mission impossible.
"Ah ja, wir hätten da noch einen Nissan Pathfinder".
Nahm ich also den.
Platz war da jedenfalls kein Thema mehr, davon hat das Auto wirklich mehr als genug. Man sitzt sehr entspannt; auch hinten, habe ich mir von den Mitreisenden sagen lassen. Der Gepäckraum ist riesig.
Da gibt es auch noch zwei zusätzliche Sitze zum Ausklappen.
Die Sitze sind sehr fest im Rücken und schön breit geschnitten, da dürften selbst sehr voluminöse und große Menschen gut sitzen können. Die Bedienungselemente fand ich nicht so ideal platziert, der Regler für die Klimaautomatik z.B.sass für meinen Geschmack zu weit unten. Letztlich war aber bis auf den viel zu tief sitzenden Schaltknüppel alles einigermaßen zu erreichen, ist halt Gewöhnungssache. Das Display für Radio / Navi fand ich nicht so gut abzulesen.
Die im Innenraum verwendeten Kunststoffe gehen meiner Meinung nach völlig in Ordnung, dieser Nissan macht jedenfalls nicht den Eindruck eines Billig-Produkts. Direktes Premium-Gefühl kommt allerdings auch nicht auf, trotz des ganz angenehmen Leders der Sitzpolsterung und allem möglichem Schnick-Schnack.
Die Verarbeitung hinterlässt dennoch einen soliden und rappelfreien Eindruck.
Der Federungskomfort hat mir auch sehr gut gefallen, wie bei einem solchen Auto nicht anders zu erwarten, steckt das bullige Gefährt Bodenunebenheiten aller Art souverän weg.
Ich habe mal den Toyota Land-Cruiser näher kennen gelernt, da ist vieles auf den ersten Eindruck ähnlich. Nur ist das Fahrwerk des Nissan nicht so auf extreme Geländegängigkeit ausgelegt.
Der Geradeauslauf auf der Autobahn war für meinen Geschmack zu schwammig und ungenau, obwohl das Auto ganz neu war (Tachostand bei ca. 4.500 km).
Und die Schaltung hat mich sehr enttäuscht - hölzern, knochig und unpräzise wie in einem alten Fiat Panda. Passt absolut nicht zu der ansonsten durchaus wertigen Verarbeitung des Fahrzeugs.
Was den Motor betrifft (ein 2,5 Liter Diesel mit ca. 175 PS) - der hat mit dem sehr schweren Fahrzeug (ich glaube, leer ca. 2,2 t) seine liebe Not und zieht nicht die Wurst vom Teller.
Er ist recht laufruhig und macht sicher in einem PKW der normalen und gehobenen Mittelklasse eine ganz gute Figur, aber in dem Koloss braucht es einfach mindestens einen halben, wenn nicht einen ganzen Liter mehr Hubraum.
Toyota baut in den (allerdings auch noch wesentlich teureren) Land Cruiser nicht umsonst einen deutlich größeren Motor, denke ich.
In Verbindung mit dem unerfreulichen Getrieberumgerühre kommt da jedenfalls keine Freude am Fahren auf. Ein Fahrgefühl wie ein kleiner LKW eben.
Auch was die Handlichkeit betrifft. Der Wendekreis ist schlicht eine Zumutung im Stadtverkehr. Dafür kann man allerdings Nissan nicht schelten, das ist bei so einer Art von Auto ja normal.
Der Verbrauch ist allerdings auch eine Zumutung - trotz gemächlicher Fahrweise (immer, wenn es frei war 140 km/h mit Tempomat; auf fast 800 km Strecke) hat er fast 14,5 Liter auf 100 km genommen.
Das ist für einen Diesel zu viel, finde ich, auch wenn es sich um ein relativ schweres Fahrzeug handelt. Ein mit Möbeln voll geladener 7,5-Tonner der Marke Mercedes verbraucht nicht wesentlich mehr.
Was braucht denn dann erst der 4,0 l - Benziner im Pathfinder?
Da ist das dann halt auch so eine Sache mit dem Free Upgrade seitens der Autovermietung. Ein Golf oder irgendwas aus der Klasse hätte selbst als Benziner kaum mehr als 8-9 Liter verbraucht; als Diesel vielleicht 6,5 -7 l. Es hat die kalkulierten Reisekosten jedenfalls in die Höhe getrieben.
Für mich lautet das Fazit, dass ich mir persönlich so ein Fahrzeug nur dann kaufen würde, wenn es wirklich Sinn macht, weil ich einen Anhänger ziehen müsste oder es sonstwie beruflich nutzen würde.
Praktisch ist was anderes. Und was die Bequemlichkeit betrifft, kann jede(r) gute Limousine/Kombi der Mittelklasse auch meine Bedürfnisse befriedigen.
An das erhöhte Sitzen kann man sich natürlich gewöhnen, es suggeriert einem Sicherheit (obwohl das objektiv gesehen nichts damit zu tun hat).
Der hohe Schwerpunkt hat aber auch seine Nachteile, denn in einigermaßen schnell gefahrenen engen Kurven schwankt der Wagen erheblich zur Seite. Da ist dann das sichere Gefühl wieder relativiert.
Man muss es mögen, das Dickschiff. Ich denke, der Hauptmarkt für sowas ist nicht umsonst über dem großen Teich zu finden.
Für unsere Straßenverhältnisse reicht es auch eine Nummer kleiner;
das heißt dann bei Nissan z.B. X-Trail.
Ach ja, bevor ich es vergesse: Das Design und Styling des Pathfinder finde ich durchaus gelungen, die Proportionen stimmen für mein Empfinden.