Erfahrungsbericht Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D (160 PS) von lexi.lind, Dezember 2018
Wenn man in den Pajero einsteigt geht es natürlich ganz schön weit rauf, er ist ja schließlich ein echter Offroader wie er im Buche steht. Der schick anzusehende Seitenschweller in Form eines Trittbrettes mit den integrierten Trittstufen macht natürlich schnell mal die Hosenbeine schmutzig, aber das ist ja nichts Neues. Was ziemlich nervt ist das Gepiepse wenn ich das Fahrzeug anmache, warum er dazu so lange piepst ist ohnehin fraglich.
Du solltest auch was den Innenraum angeht, die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Es ist ziemlich schwarz, dazu einige Holzapplikationen mit mattem Aluglanz, und auch gestalterisch nichts besonderes. Die Handbremse sitzt links vom Wählhebel der Automatik und rechts davon sitzt der kleinere Hebel, mit dem die Allrad-Modi gewählt werden.
Die Vordersitze sind eigentlich groß, aber die Beine liegen nicht immer ganz auf und die Auflagefläche könnte für große Fahrer ein klein wenig länger sein. Ansonsten erfreut das Gestühl mit seiner straffen Polsterung und trotz des Lederbezuges ist es gar nicht mal so rutschig. Um an den Gurt zu kommen muss ich richtig rumfummeln, das nervt ziemlich, zumal auch der Schlitz um dort hin zu greifen ziemlich eng ist.
Die Sitzheizung arbeitet ausreichend schnell und kann auf low und high gestellt werden, die Schalter sehen aber ziemlich antiquiert aus und wollen so gar nicht zum Rest passen.
Wenn man erst mal hinten drin sitzt, dann tut man das gar nicht mal schlecht, zumindest zu zweit, denn auch die Kopffreiheit ist trotz Schiebedach okay (unser Testwagen hatte ein schönes großes Glasschiebedach mit Jalousie) und dank individueller Lehnenverstellung sitzt man aber auch hinten ganz bequem. Dazu gesellen sich noch links und rechts ausklappbare Armlehnen.
Die Heizung wird mit dem Fahrzeug selbst bei großer Außenkälte schnell fertig. Sie hält im großen und ganzen seine Scheiben schön beschlagfrei, aber ausgerechnet in meinem Sichtfeld (Fahrer) vorne links und nach oben rein bleibt schnell mal Schnee/Regen als Eis festgefroren.
Das Navi ist einfach zu bedienen, allerdings hätte ich mir eine ständig verfügbare Schaltfläche oder Taste gewünscht, mit der man die Routeführung schnell abbrechen kann. Was auch ein bisschen umständlich ist, ist die Tatsache, dass man bei zurückliegenden letzten Zielen Ort und Straße getrennt anwählen muss. Der Rest funktioniert gut, etwas ungewöhnlich ist die Stimme, die fast schon mehr fragend sagt: "Demnächst links abbiegen???"
Nicht nur beim Starten piepst es im Pajero, auch zwischendrin ertönt immer mal wieder ein recht leiser Piepton, den man erst mal überhaupt nicht zuordnen kann, weil auf den ersten Blick ersichtlich kein Symbol oder Warnungshinweis erscheint. Das erschließt sich einem erst später oder nach dem man die Bedienungsanleitung komplett studiert: im Navi werden scharfe und damit ggf. gefährliche Kurven etc. mit einem Symbol angezeigt. Gewusst wo …
Steigt man vom Pkw um auf den Pajero, dann empfindet man durch die doch recht hohe Sitzposition und den hohen Fahrzeugaufbau die gefahrenen Kurvengeschwindigkeiten als recht hoch, und auch dass das Auto stark hin und her schwankt. Das legt sich mit der Zeit.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Karosserieneigungen beim schnellen Richtungswechsel stark vorhanden sind, wie auch das fahrzeugtypische tiefe Eintauchen an der Front beim starken Bremsen.
Das liegt natürlich auch daran, dass die Auslegung des Fahrwerks sehr stark auf Komfort ausgerichtet ist. Das ändert sich, sobald die Straßen wirklich schlecht werden, denn vor allem grobe Schlaglöcher lassen die Hinterachse doch schon mal poltern und die Fahrzeugneigungen dafür, dass der Aufbau ganz schön in Bewegung geraten kann.
Sollte das mal zum Frust führen, verfliegt der garantiert ganz schnell, wenn die Straßen richtig dick verschneit sind. Und dann auch noch bergauf und wechselnder Untergrund sowie Schnee und Matsch - und der Pajero zieht los wie wenn nichts wäre, wie auf trockenem, griffigem Asphalt. Klar, dass man dann auf 4WD umgeschaltet haben sollte, was am etwas nostalgisch anmutenden Hebel bis Tempo 100 problemlos funktioniert.
So spielt der Pajero, der nicht nur zum Begründer der gesamten Offroad-Welle gerechnet werden muss, seine ganzen Vorzüge immer dann aus, wenn es runter vom trockenen Asphalt geht, und das auch ins gröbste Gelände. Dazu gibt es dann noch die zwei Untersetzungen 4HLC und 4LLC, und wenn auch das tatsächlich nicht mehr reicht, dann kann auch noch die Hinterachssperre separat zuschalten, das sollte man aber nur machen, wenn sonst wirklich nichts mehr geht. Ich habe bisher kein legal befahrbares Gelände gefunden, das den Pajero an seine Grenzen gebracht hätte.
Wie groß schließlich die Erfahrung von Mitsubishi im Bau von Offroadern ist, zeigt sich nicht zuletzt in der Tatsache, dass es egal bei welchem Untergrund keine Verspannungen im Antriebsstrang zu spüren sind, dass die möglichen Verschränkungen und Federwege schier grenzenlos zu sein scheinen.
So gar nichts von einem Raubein hat auch die Lenkung des Pajero, sie arbeitet angenehm leichtgängig und auch direkt genug, um ein gutes Gefühl für die Straße zu haben.
Der Diesel gönnt sich beim Anspringen schon mal eine richtig lange Dieselgedenksekunde, vor allem wenn es wie bei uns so richtig kalt ist. Dann hört man auch den Diesel deutlich heraus. Später dann, wer er seine Betriebstemperatur erreicht hat, erkennt man den Diesel hauptsächlich nur noch an seinem genialen Durchzug, allerdings läuft er wenn er voll gefordert wird, recht rau und auch laut, im normalen Fahrbetrieb ist seine Akustik okay, hin und wieder wirkt der Motor aber auch mal richtig brummig und dann sind auch Vibrationen zu spüren.