Mercedes selbst führt die G-Klasse auf ihrer Homepage unter der Rubrik SUVs auf, dabei hätte er eine eigene Rubrik verdient, ist er einer der letzten waschechten Geländewagen. Wer wie ich ein „Romantiker“ ist, der muss die G-Klasse einfach lieben. Wer jedoch emotionslos an ein Auto herangeht und ausschließlich Preis-Leistung, Ökobilanz und Nutzwert auf seinem Zettel stehen hat, der sollte nicht weiterlesen. Denn mit vernünftigen Kaufargumenten kann ich nicht dienen. Natürlich, da wäre diese eindrucksvolle Geländefähigkeit, doch lass mich erklären, warum ich genau diesen rauen Einsatz lieber meide.
In dem Weiß steht der G so strahlend wirklich sehr schick da. Doch im Grunde ist der G in dieser Farbe lediglich ein Schönwetter-Auto. Zwar kann der G auch in dieser Ausführung Schmutz mit Stil tragen, aber sehen will ich diesen einfach nicht. Mal abgesehen davon, dass man sich selbst am schmutzigen Fahrzeug dreckig macht. Sei es an den Händen beim Öffnen der Türen oder der Heckklappe sowie beim Aussteigen an den Trittbrettern.
Und im Inneren wird schnell ein weiteres mal bestätigt, die Ausstattungsvariante meines Wagens mit feinem hellen Teppich im Fußraum und am Sitzunterbau ist zu hell und zu edel um sie zu beschmutzen. Und auch der Kofferraum ist vollständig mit diesem Teppich ausgekleidet, ebenso die Heckklappe, die zusätzlich mit einer großen lederbezogenen Fläche bestückt wurde. Die schwarze Gummimatte ist unumgänglich, keine Frage. Und dennoch, der Teppich drumherum ist schnell verschmutzt, lässt sich zum Glück aber einfach und schnell reinigen. Dennoch, für Hundebesitzer und Offroadfahrer ist dieses helle Ambiente nichts. An Alternativen mangelt es dem G ja Gott sei Dank nicht.
Vom klassischen Ein- und Ausstieg kann bedingt durch die Höhe nicht die Rede sein. So sitze ich im Mercedes-Benz G auch so derart hoch, da wird schnell der Unterschied zu herkömmlichen SUVs bewusst, denn auf diese sehe ich hier förmlich herab.
Im Innenraum fällt sofort die enorme Weiterentwicklung ins Auge. Oder besser gesagt die vollkommen neue Ausrichtung, an vergangene Jahrzehnte will hier so nichts mehr erinnern, der Sprung in die moderne Zeit ist dem G optisch und vor allen Dingen technisch absolut gelungen. Beim Schließen der Tür ist da aber wieder der Moment, die Erinnerung an die alten Zeiten, bewahrt sich der G auch im Jahr 2020 das charakteristische laute Schließgeräusch.
Die G-Klasse weiß mit hochwertigen Materialien und tadelloser Verarbeitung zu begeistern. Gepaart mit Liebe zum Detail und einer Technik-Affinität die man bis dato aus einer G-Klasse nicht kannte. Die Displays, die unter einer durchgehenden Glasscheibe scheinbar zu einem verschmelzen, sorgen für eine unglaublich moderne Anmutung, die aber wiederum sehr gelungen mit der edlen ausgeführten Armatureneinheit harmoniert. Die virtuelle Instrumentenanzeige ist gestochen scharf und bietet die Möglichkeit, verschiedene Inhalte anzuzeigen.
Wer soll die G-Klasse aus der Ruhe bringen? Im Grunde nur der eigene Mut oder in meinem Fall die Angst um das edle Blechkleid. Ja, ich bin verrückt, aber wie sehr würde mich eine unschöne Schramme schmerzen. Und wie sehr ich das Blechkleid auch schonen möchte, einen Ausflug ins Gelände muss man in der G-Klasse einfach erlebt haben.
Eine Bergabfahrhilfe wie SUVs sie bieten, braucht der G gar nicht, denn mit der Untersetzung fährt der G im ersten Gang auch absurd steile Hänge kontrolliert herunter, ohne bremsen zu müssen. Geht es wieder Bergauf, staune ich ebenso, denn welch Anstiege die G-Klasse bewältigen kann und das auch mit solch einer Gelassenheit. Unbeschreiblich.
Mit welch einer Leichtfüßigkeit der G hier agiert, ist im Grunde nicht in Worte zu fassen, man muss es einfach erleben. Um diese Extreme wirklich mal ausreizen und das enorme Potential auf legalem Weg ausschöpfen zu können, kann ich nur einen Ausflug in das G-Class Experience Center empfehlen.
Bevor es wieder auf die Straße zurück in das zivile Leben zurückgeht, gönne ich mir aber natürlich erst mal eine Fahrt durch die Waschanlage. Vorher sei jedoch der manuelle Griff zur Schaumbürste und dem Dampfstrahler empfohlen, da die Waschanlage es ansonsten nicht schafft die Mercedes-Benz G-Klasse rundum vom Schmutz zu befreien, egal welches Waschprogramm Du auch wählst.
Das Fahrwerk ist keine Sänfte und das ist auch gut so, denn mit 2,6 Tonnen kämpft der G unbestritten in der Schwergewichtsklasse und da würde mir ein weiches aufschaukelndes Fahrgefühl wirklich aufstoßen.
Immer wieder beeindruckend, wie spielerisch und souverän sich der G trotz seiner Größe auch auf die engste Lücke einparken lässt, die Lenkung ermöglicht ein einfaches manövrieren und die Rund-um-Kameras verschaffen letztlich den perfekten Überblick.
Der G ist unvernünftig, aber für Autoenthusiasten wie mich einfach immer noch die schönste Sache der Welt. So möchte ich einfach für einen kurzen Moment die Vernunft ausklammern, und kaum ist der Biturbo-V8 zum Leben erweckt, ist sie da auch schon, die Gänsehaut die durch das kurze Aufbrausen des Achtzylinders entlockt wird. Einen sonoren wunderschönen Motorsound bewahrt sich der G 500 zu jeder Zeit, tritt bei entschleunigter Fahrweise aber doch sehr in den Hintergrund und ist alles andere als aufdringlich. Umso mehr bereitet es mir Freude, durch einen dezenten Gasstoß das kernige Blubbern zu entlocken. Bei vollem Tritt aufs Gaspedal lasse ich den G auch gerne mal aufbrüllen und staune immer wieder über die Beschleunigungswerte.
Die Durchschnittsverbrauchanzeige hört dann allerdings bei Punkt 30 Liter auf, bei vollem Tritt aufs Gaspedal ist jedoch förmlich zu spüren, hier fließt noch mehr durch die Spritleitungen. Fakt ist, der G 500 ist von mir nicht unter 15 Liter zu bewegen, auch im Ecomodus nicht. Stattdessen sind 17 Liter die Regel, der riesige Tank erlaubt aber dennoch das Zurücklegen von sehr weiten Strecken. Entsprechend sollte man Zeit an der Zapfsäule einplanen… aber geht natürlich immer noch schneller, als bei einem Elektroauto die Batterien zu laden. Spaß beiseite, wie emotional und eindrucksvoll der G 500 auch agiert, man muss sich heutzutage einiges anhören.