Erfahrungsbericht Mercedes-Benz E-Klasse E 350e (211 PS) von Logistikvielfahrer, Juli 2017
Ich fahre nun für die Leasingdauer von 3 Jahren dieses Fahrzeug und in meiner Beurteilung schlagen 2 Herzen.
Es handelt sich hierbei um ein Fahrzeug, welches nicht grundsätzlich für den Einsatz von Hybridtechnik konstruiert
wurde, daher muss man zwangsläufig ein paar Abstriche machen. Doch fange ich gerne mit den positiven Dingen des
Autos an.
Es ist DER Technologieträger von Mercedes und es ist nicht nur optisch ein wirklich elegantes und beeindruckendes Fahrzeug,
sondern auch technisch mit viel Raffinesse ausgestattet. Man fühlt sich sofort wohl in diesem Auto und man steigt auch irgendwie
mit einem Maß an Ehrfurcht in dieses Auto. Geruch und die haptische Wahrnehmung sind überwältigend. In meinem Fall habe ich
mich für das klassische Rundinstrumentencockpit auf der Fahrerseite entschieden, da der technologische Fortschritt im Elektronikbereich
in meinen Augen mit der Entspanntheit beim Fahren kollidiert. Es ist eine E-Klasse und kein poppiges Auto für Jugendliche .
Mein Auto verfügt über AMG-Optionen im Innenraum und auch außen. Dies wertet die E-Klasse ein weniger sportlicher auf und durch die Luftfederung
wird dieses Auto dann auch überhaupt nicht unerträglich hart, es bleibt ein Gleiter.
Die Bedienung der vielen elektronischen Helferlein ist nicht perfekt. Hier sollte Mercedes Bestandskundenmeinung einholen und nicht nur jugendliche
Absolventen von Designschulen ins Konstruktionsbüro setzen. BMW macht dies deutlich innovativer mit dem i-Drive. Der Blick ist sehr häufig abseits der Straße
beim Mercedes W213, da die Fülle der elektronischen Möglichkeit teils nur umständlich bedient werden kann. Apple-Carplay ist z.B. so ein Ding. Verfügt der
Mercedes über ein echt tolles Navigationssystem, so wird es regelrecht ignoriert sobald Apple-Carplay eingeschaltet ist. Dan wirkt nur noch das Apple-Kartensystem in der gleichen Darstellung wie auf dem IPhone, doch auf einem riesigen Bildschirm im W213. Das 3D-Navisystem des Mercedes ist aber deutlich schöner und besser ! Also Apple-Carplay ausschalten und den USB-Stecker in die Nachbar-USB-Dose der Mittelkonsole stecken damit die Musik vom IPhone über die Stereoanlage des Autos abgespielt werden kann und das IPhone mit Strom versorgt wird. Ansonsten gibt's im Innenraum wirklich nichts zu meckern. Alles sehr geschmackvoll, alles sehr hochwertig. Der Wohlfühlfaktor ist enorm in diesem W213.
Doch was den Hybridantrieb angeht, gibt's echt viel zu meckern. Der Basismotor des E250 mit 2L Hubraum und 211 PS geht kernig, rau und nicht sehr kraftvoll
an die Arbeit. Wie es für einen kernigen Typen richtig ist, so hat dieser Motor auch ein wenig Durst, für meinen Geschmack einfach erheblich Durst. Konnte man keine Stromtankstelle anfahren und fährt im Charge-Mode, so nimmt der Kumpel sich ohne Gnade auch gerne 10 L und mehr zur Brust, selbst bei "ECO"-Einstellung und extremer Opa-Fahrweise (also 110 km/h auf der Autobahn) sowie in der Ortschaft ohne Strom und dabei bei ECO-Modus und nur leichten Druck aufs Gaspedal sind es gerne 7,5 L und mehr. Dies ist nicht mehr zeitgemäß und sollte bei der nächsten E-Klasse deutlich verbessert werden.
Ist die Batterie frisch geladen und der Bordcomputer zeigt 100% an, so entspricht dies für meinen Mercedes (laut Bordcomputer) ca. 30 km lautloses Fahren.
Die Realität sagt aber eher 18 km oder weniger. Ist man im lautlosen, also E-Modus, so bewegt man die E-Klasse wie ein solches Auto bewegt werden sollte.
Die lautlose und mit Luxus überhäufte Gleitmaschine schmeichelt dem Ego jedes Insassen und man weiß genau, dies ist Mercedes und man erfüllt sich gerade
einen Traum.
Ich habe mich für den Hybrid entscheiden, da ich unbedingt etwas für die Umwelt tun wollte und wollte Verantwortung zeigen. Ich nahm in Kauf, dass der Preis
ein solches Auto nicht rechtfertigen kann. Das ein Mercedes ein Traumauto ist, habe ich immer gewusst und nach BMW5er und Audi-A6 wollte ich nun endlich mal einen Mercedes haben. Diese Entscheidung für Mercedes ist die Richtige. Die Entscheidung für einen Hybrid leider nicht. Der Basismotor ist keine gute Wahl und die ca. 6KW-Batterie ist einfach viel zu klein ! Hybrid für einen Vielfahrer wie mich, kann nur dann sinnvoll sein, wenn die Konzepte der Hersteller auch wirklich halten was versprochen wird. Der Hybridmodus verschleudert im W213 E350e den gesamten Strom der Batterien so schnell als möglich, trotz Navi und der angeblichen tollen rechnerischen Leistung der Steuergeräte. Ist man auf der Autobahn und möchte ruhig und entspannt fahren, wird der Saft gnadenlos aus den Batterien gezogen (bei Tempo bis 130km/h). Eine sinnvolle Unterstützung des altersschwachen Mercedes-Benzinmotors, besteht nur auf dem Papier.
Fazit :
Mercedes ja und jederzeit, Hybrid nein ! Im Bereich der Motoren muss Mercedes ordentlich nachlegen. Die Diesel sind weltweit in Ungunsten gefallen und die Benziner sind zu durstig und nicht agil genug.
Mein Tipp : Wäre ich Vorstand bei Mercedes würde ich um Rat bei AMG, also einem richtigen Motorenbauer einholen und nicht bei Bosch, welcher Unzulänglichkeiten mancher Motorenbauer nur auszugleichen vermag und dabei in Ungunsten fällt (nichts gegen Bosch also ) !