Ich fahre seit ca. einem Monat einen gebrauchten E 320 CDI T.
Anfangs war ich skeptisch, da ich mir eigentlich ein Mopf-Modell ausgesucht habe. Doch nun denke ich etwas anders über dieses Fahrzeug.
Als Sonderausstattung hat dieser Wagen zum Beispiel Metallic Lack Tealitblau, Leder Anthrazit, COMAND-Navi, Luftfederung Airmatic DC, Key-Less Go, Parktronic, Distronic, Kurvenlicht, EASY-Pack Heckklappe & Fix-Kit.
Der Motor meines Wagens sieht auch nach rund 105.000 km sehr gut aus. Dabei muss man aber auch sagen, das der Vorbesitzer ihn sehr gut gepflegt hat. Deswegen sollte man besonders immer nach dem Serviceheft nachfragen, denn dort kann man sehr nützliche Infos übers Auto erfahren.
Nun, der R6-Zylinder ist im Stadtjungle etwas deplatziert. Wer also Pendler ist und eher die Autobahn bevorzugt ist mit diesem Modell gut ausgerüstet. Die 400 CDI Motorisierung lohnt sich aufgrund der 250 km/h Begrenzung nicht, trotz der hohen Drehzahl und kultiviertem Motoransprechen.
Auf der AB kann der 320er locker mit dem 5er und A6 mithalten, was auch nicht überrascht. Doch ein Geschwindigkeitsgefühl wie in der CL-Klasse wird niemals aufkommen, da so ein Kombi einfach träge ist. Die Limousine hat aber auch noch das Klischee eines Rentner-Autos.
Doch der Wagen spricht in vielen Situationen gut an, sofern man das Standard-Schaltprogramm der Automatik gewählt hat. Mehr dazu gleich... Außerdem läuft der R6 im Vergleich zum V6 ungefähr gleich gut. Aber ich persönlich bevorzuge den R6.
Also, Alles im Allem ist der Motor kräftig und gut eingestellt. Die 3,2 Liter Maschine ist demnach durchaus zu empfehlen.
Die 5-Gang-Automatikschaltung ist Standard, und schneidet dementsprechend bescheiden aus. Wem es offen steht, sollte doch nochmal nach der 7G-Tronic nachfragen. Die Schaltprogramme sind mehr als dürftig ausgelegt zumal die Komfort-Einstellung nicht den Komfort bietet, den man sich
da verspricht. Doch dafür kann man getrost den Wahlhebel auf D lassen und in Verbindung mit dem Tempomat cruisen. Wem Handarbeit über alles geht, ist auch mit der Tipptronic einverstanden. Die 2000 sind nur also für Cruiser und Komfort-Liebhaber sicher gut angelegt.
Der Fahrkomfort ist bei diesem Auto unübertroffen. Ungleichheiten auf der Fahrbahn absorbiert die Luftfederung optimal. Auf der AB kann man dann mit dem 6-Zyl richtig durchspurten. Die Luftfederung senkt das Fahrzeug automatisch ab. Mercedes will dadurch den Verbrauch senken. Mir ist das im Reiserechner nicht aufgefallen, aber durch die härtere Federung ist wenigstens das Dämpfungsgefühl sportlich.
Die Innengeräusche sind akzeptabel. Die Motorgeräusche sind laut, doch die Dämmung fängt viel davon ab. Dies merkt man gut, wenn man im Auto paar Minuten an der Landstraße verbringt. In Punkto Vibration schneidet der Wagen auch sauber ab. Schwingung merkt man, wenn dann nur, beim Abstellen des Motors.
Die Bedienung des Infotainment-Systems wär ohne das COMAND intuitiv, doch Navigation und die zusätzliche Linguatronic können den Fahrer schnell überfordern. Deswegen sollte man sich bei der Auslieferung des Wagens wirklich konzentrieren, was der Händler einem erklärt.
Hat man dann den Knoten raus, wird es dennoch nicht einfacher. Das Kombiinstrument mit Tacho und Display ist zu verwirrend aufgebaut.
Doch wenigstens das Multifunktionslenkrad ist hilfreich, um seine Hände dort zu lassen, wo sie hingehören.
Was mich überrascht hat, war die Genauigkeit des Navis. Trotz alter DVD konnte das System auf dem Meter präzise die Richtung angeben und komplizierte Straßenführungen deuten.
Doch COMAND ist kein Muss, da es in meinen Augen nur ein Spielzeug ist und eher zum protzen dient. Wer wirklich nur ans Ziel geleitet werden will, lässt sich die Infos im Kombiinstrument darstellen. APS 50 ist vollkommen ausreichend.
Man kann aber noch ein Sahnehäubchen oben drauf legen. Das Soundsystem vom harman/kardon (LOGIC 7) überzeugt durch wirklich guten Surround Sound. In Verbindung mit dem iPod-Interface kann man mehrere Stunden am Stück seine Lieblinge genießen. Vergesst gleich den CD-Wechsler der hat auf Dauer keine Zukunft mehr.
Nun nochmal genauer zum Exterieur. Die blauen Avantgarde Seitenscheiben und der silberblaue Lack harmonieren gut zusammen. Die getönten Scheiben passen gut zum Obsidianschwarz oder Tenoritgrau. Wer eine gebrauchte E-Klasse haben will, sollte doch schon eher auf Avantgarde achten. Die Chromapplikationen und die besondere Frontschürze gibt dem Auto doch ein Oberklasse-Feeling. Doch wer es findet
kann auch gerne das AMG-Styling nehmen. Dort ist die Frontschürze dem Mopf-Modell recht ähnlich und die 18 zoll Räder passen optisch auch besser in die Radkästen.
Die Unterschiede zur Modellpflege werden aber schon recht deutlich, wenn man sich die Front und das Heck ansieht. Besonders die Frontschürze, der Kühlergrill, die Lamellenscheinwerfer und die Außenspiegel sind gute Anhaltspunkte um die Versionen von einander zu unterscheiden. In meinen Augen allerdings sind schöne kurvige Formen angenehmer und sprechen im Gesamtbild mehr an.
Der Innenraum allerdings sieht schon recht mitgenommen aus, was aber bei einem Dieselschlucker nicht überraschend ist. Das Velours kann recht nervig werden, wenn der Vorbesitzer Hundehalter war. Wenn man Glück hat, kann man auf die Kulanz vom Händler hoffen, der den Innenraum für den Kunden aufbereitet.
Das Interieur ist Mercedes-Typisch vorne unübersichtlich und hinten ausreichend funktionell. Die Mittelkonsole ist optisch fließend und mit edlem und schwarzem Vogelaugenahorn ausgestattet, inklusive Chromzierleisten.
Das Lederlenkrad ist in der Avantgarde-Austattung Serie und optional mit Heizung erhältlich, doch diese kann man sich getrost sparen.
Die perforierten Ledersitze mit Heizung und Lüftung sind aber schon wirklich praktischer. Wer sie aber pflegen will, sollte darauf achten, nicht zu viel Lederpolitur zu verwenden da sonst die Löcher im Sitz voll mit Pflegemittel sind. Am besten davor die Creme auf dem Lappen gut verteilen.
Doch beim genaueren Hinsehen zeigen sich einige Schwachstellen im Bereich der Sitzverarbeitung. Die Enden der Nähte sind nicht optimal verarbeitet und das Handschuhfach, sowie die Fächer unter den Vordersitzen lassen sich nur mit viel Wucht schließen.
Außerdem fehlt im Fond der Armlehne ein Riemen, mit der man die Ablage einfach öffnen kann. So allerdings muss man sich mit Wurstfingern abmühen. Wem das nervt kann auch ganz umständlich die rechte Fondlehne umklappen und von der Seite die Armlehne öffnen.
Mein Wagen hat darüber hinaus noch links und rechts Multikontursitze. Doch mich beschleicht das Gefühl, dass ich auch ohne gut zurecht kommen würde. Also an dieser Stelle würde mir auf dem Fahrersitz schon der Fahrdynamische Sitz völlig ausreichen, besonders auf langen Fahrten.
Außerdem sollte man darauf achten, ob die Handyvorbereitung Universell ist. Ansonsten kann das zu einer Enttäuschen werden, wenn man kein Bluetooth-Adapter anschließen kann.
Der Kofferraum ist voluminös, praktisch und mit einer Kofferraumwanne auch pflegeleicht. Doch wenn man eine Wanne einlegt, kann man a) das Fixkit nicht mehr optimal benutzen und b) die Klappe im Kofferraumboden nicht mehr gut öffnen. Doch ein sauberer Boden geht mir vor allem anderen und wer so großen Wert aufs Fixkit legt, kann ja die Stellen in der Wanne ausschneiden (nicht zu empfehlen)!
Unter dem Kofferraumboden hat man noch ca. 30 l Platz für alles Mögliche. Dort wo normalerweise das Notrad untergebracht ist, ist nun die Bordbatterie und das Bordwerkzeug. Darüber ist noch eine Ablage mit verschiedenen Fächern. Zum Beispiel fürs Fixkit.
Ein paar Details noch. Der Wartungsrechner ist sicher praktisch, kann aber nervig werden, wenn man den Termin überzogen hat. Doch so ein teures Fahrzeug muss artgerecht gehalten werden. Mindestens genauso praktisch ist die EASY-Pack Heckklappe. Fingerabdrücke auf dem Deckel und schweres runterziehen ade. Dies wird dann aber so richtig spannend wenn noch Key-Less Go dazu kommt. Wer viel schleppen muss ist froh, wenn er so eine Funktion hat. Die erste Fahrt war aber recht gewöhnungsbedürftig. Das Gefühl irgendwas vergessen zu haben (Zündschlüssel drehen) geht aber nach und nach verloren und man freut sich, den Selbstzünder nur mit einem Knopfdruck (und Bremspedal) zu starten. Ärgerlich wirds allerdings wenn der Schlüssel nicht erkannt wird. Normalerweise geht es nach dem zweiten Versuch, wenn man aber in Hektik ist wünscht man sich mehr Zuverlässigkeit.
Das Kurvenlicht ist nochmal ein Sicherheitsplus, welches wirklich wirkt. Erstmals muss man sich, wie bei allem Neuem, umstellen. Danach aber geht das so gut, dass man die Kurven mit einem sicheren Feeling nimmt. Besonders auf kurvigen Landstraßen und Alleen ist dieses System hilfreich. Wer dann noch zuvor nur mit Halogenscheinwerfern gefahren ist und dann das bläuliche Xenonlicht sieht wird die Fernsicht genießen. Für Fahrer die sehr oft Nachts fahren ist sowas Pflicht.
Die SBC-Bremse war vielleicht früher nicht die zuverlässigste, doch nachdem alle Pannen behoben wurden, spricht sie so gut an, dass sich die Beifahrer wortwörtlich anschnallen müssen. Der Bremsassistent wirkt zuverlässig und macht keine Alleingänge. Der Tempomat in Verbindung mit Distronic gibt dann den Rest zum komfortablen und sicheren Fahren. Überholen wird dann schon fast zur Nebensache. Wirken tut sie allerdings auch sehr gut. Sie erkennt sogar schmale Motorradfahrer und bremst bzw. beschleunigt phänomenal eigenständig.
Die Fülle an Fahrerassistenzsystemen überschwemmt das Auto regelrecht. Deswegen sollte man sich die 500-Seiten starke Bedienungsanleitung wirklich durchlesen. Wem also High-Tech im Auto noch suspekt ist, sollte sich lieber nicht so schnell an ein Obere Mittelklassewagen trauen.
Ebenso ist es mit der Thermotronic. Die Komfortklimatisierung ist zwar auf dem ersten Blick einfach zu bedienen, doch man hat so viel Auswahl, dass mal lieber die Seitenfenster oder ggf. das Schiebedach öffnet, um sich mit Luft zu versorgen.
Wenn man vom Zustand absieht und nur alleine das Fahrzeug betrachtet, ist es ein Neuwagen auf allerhöchstem Niveau in Punkto Ausstattung, Komfort und Sicherheit. Dies hat Mercedes-Benz schließlich und endlich auch berühmt gemacht.
Bei Service machen sie aber auch nicht Schluss. Die Preise sind im Bereich Reparatur und Reifen/Felgen so unendlich, dass es sich nur wirklich gut verdienenden vorbehalten ist, so ein Auto zu betreiben. Der Neuwagenpreis sagt ja schon alles. Wer die Mittel hat, hat es gut. Wer nicht sollte sich doch eher eine Autoklasse tiefer umschauen.
Fazit: Die alten Gebrauchten sind zwar preiswert, aber im Unterhalt teuer. Dafür bestechen sie auf langen reisen mit Sicherheit, Komfort, Kraft, Fahrdynamik und Innovationen. Wem sowas wichtig ist, ist sein ganzes Leben mit einem MB gut beraten.