Erfahrungsbericht Mercedes-Benz E-Klasse E 320 CDI (197 PS) von Anonymous, Dezember 2019
So langsam trennt sich die Spreu vom Weizen und die rostgeplagten 210er werden weniger auf der Straße. Zu Unrecht wird dieses zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftige Vier-Augengesicht durch die Rostprobleme in den Schatten gestellt, denn die Technik entpuppte sich als solide und zuverlässig.
Es ist mittlerweile mein zweiter 210er "Lademeister". Vor Jahren konnte ich schon einmal einen Kombi, ausgestattet mit dem zuverlässigen und langlebigen M113 Motor (V8), mein Eigen nennen. Es gab damals keine plausiblen Gründe, die für einen Verkauf sprachen, bis auf das Verlangen etwas Neues fahren zu wollen.
Nun ist es also wieder ein alter neuer Bekannter als 320 CDI. Der Motor fällt durch seinen seidenweichen Lauf angenehm auf. Das Fahrzeug ist für die heutige Zeit immer noch ausreichend gut motorisiert. Die Leistung der heutigen Motoren ist bei geringerem Hubraum gestiegen.
Vergleichbar wäre nach heutigem Stand von Größe und Motorleistung beispielsweise ein Merecedes Kombi C 220 d mit 194 PS.
Bei Spritmonitor nachzulesen liegt der Verbrauch des C 220 d durchschnittlich bei 6,33 Liter.
Der Verbrauch meines 320 CDI liegt im Schnitt bei 6,5 Liter. Oft habe ich eine 5 vor dem Komma und liege dann bei 140g CO² / km. Ein sportliche Fahrweise zollt natürlich ihren Tribut, auch bei einem moderneren Fahrzeug. Soll heißen: Der Fahrer hat es im Fuß.
Nachträglich wurde ein Dieselpartikelfilter eingebaut, der aber steuerlich zu keiner Ermäßigung führt. Der Ironie sei damit genug gesagt.
Das Fahrzeug fährt komfortabel, die Rundumsicht ist sehr gut, PDC- Sensoren helfen beim Einparken, das Cockpit ist funtkionell - typisch ala Mercedes wirkt es übersichtlich und aufgeräumt, die Parameter-Lenkung vermittelt ein stabiles Fahrgefühl, die Sitze sind bequem und für große Personen geignet. Allerdings bieten die Vordersitze wenig Seitenhalt und keine Lordosenstütze. Das Command-System ist mittlerweile nicht mehr zeitgemäß, navigieren über Handy mit Google Maps bequemer.
Die Niveauregulierung verrichtet beim Beladen des großzügigen Kofferraums zuverläsig seinen Dienst. Einzig störend ist ein nicht ebener Boden beim Umklappen der hinteren Sitze. Sie lassen sich aber einfach entfernen, so dass sich eine ebene Ladefläche, gemessen von Vordesitzen - bzw. Mittelkonsole - bis zum Kofferraumschloss von 2,13m ergibt.
Die Technik ist für das Alter entsprechend unauffällig.
Die Pixelfehler der Tachoeinheit wurden von meinem Vorbesitzer (1. Hand) behoben. Ein Augenmerk sollte immer auf die Rostproblematik liegen. Zu den Details lassen sich im Internet genügend Hinweise finden. Bis auf eine Lackblase ist bei meinem Fahrzeug nichts an Rost zu finden. Ein Zufall?
Ich ging der Sache auf den Grund. Ich habe die Teppiche und Interieur entfernt, den Unterboden inspiziert, die Hinterachse ausgebaut, die Achsaufnahmen kontrolliert und den Motorträger. Auffällig waren die korrodierten Brems- und Hydraulikleitungen über der Hinterachse, die erneuert wurden.
Die Vier-Augen- Scheinwerfer sind schon etwas trüb, ein typisches Altersmerkmal dieser Modelle.
Ein Blick auf die Fahrgestellnummer verrät mir, von welchem Produktionsband der 210er rollte. Der Buchstabe X steht für Graz. Einer der letzten 210er ohne 4Matic also, die produziert wurden.
Der letzte TÜV vor ein paar Wochen wurde erfolgreich bestanden und eine Plakette erteilt. Aufgefallen ist dem TÜV eine defekte Nebelleuchte vorne und die orange eingefärbten Leuchtmittel der hinteren Blinker, da die orangene Farbe abblätterte.
Mittlerweile bin ich mit dem Auto gut 45.000 km gefahren. Hinter vorgehaltener Hand habe ich so manches Raunen und anerkennende Worte bei meinen Besuchen in einigen Mercedes- Werkstätten über dieses Modell verlauten gehört. Die momentane Situation über die geführte Umweltdebatte zu den Emmissionswerten von Kraftfahrzeugen haben dazu geführt, dass meine Wahl vorerst auf ein altes, aber solides Auto fiel, die ich bislang nicht bereue. Die Ersatzteilversorung mit Gebrauchtteilen ist sehr gut, neue Ersatzteile bei Mercedes für das Modell günstig.
Einziger Wehrmutstropfen für Kaufinteressenten ist die Tatsache, das es leider nur noch wenige gepflegte und rostfreie Fahrzeuge mit einer geringen Laufleistung gibt.
Fazit: Viel Auto für wenig Geld. Was will man mehr?