Eigentlich wollten wir nach einem Jahr mit dem SLK 200 wieder einen SLK. Aber zum Zeitpunkt der Rückgabe des alten (Anfang August) war nichts im Neuwagen-Pool zu vernünftigen Konditionen zu finden. So kamen wir "notgedrungen" zum E-Klasse Cabriolet.
Was soll man sagen? Das Auto ist wirklich gelungen. Natürlich hat es einen ganz anderen Charakter als der SLK. Man fährt es viel gelassener. Mit dem Komfortpaket wird die offene Saison deutlich verkängert.
Was Mann (sic!) nicht benötigt: Airscarf. Denn entweder ist es warm genug und Mann fährt kragenlos, oder es ist kühl und Mann probiert den Airscarf aus und bemerkt ihn aufgrund des bei kühler Witterung getragenen Kragens nicht. Okay - das ist ein allgemeiner Kritikpunkt, den ich schon im SLK gehabt hätte. Allerdings: "frau" ist begeistert vom Airscarf...
Auf jeden Fall sorgen der Windabweiser vorn und das integrierte Windschott hinten des Cabrio-Komfortpakets für genügend "Ruhe" auch auf den hinteren Plätzen.
Motor: Erstaunlich, wie zivil der 200er, der im SLK knurrig und bei Drehzahlen sogar bissig daherkommt, in der E-Klasse agiert. Ein eleganter Raumgleiter mit akzeptablem Verbrauch. De facto ist der Verbrauch sogar etwas geringer (ca. 8 Liter im Schnitt) als im leichteren SLK. Letzterer verführt aber auch dazu, etwas sportlicher zu fahren - was den Mehrverbrauch schlüssig erklärt. Der unter "Technische Daten" angegebene tatsächliche Verbrauch von 9,8 l / 100 km wird wohl nur im Stadtverkehr oder bei hektischer Fahrweise erreicht.
Verarbeitung: Dem Preis angemessen. Da man heutzutage ja bereits in einem Golf einiges erwarten darf, muss hier schon mehr geboten werden. Dass Cabrio und Coupé der E-Klasse auf dem C-Klasse Chassis aufbauen, ist nicht unbedingt spürbar. Allerdings muss man konstatieren, dass die Unterschiede zwischen den Klassen mehr und mehr verschwimmen. Ist ja auch kein Wunder: Man kann heutzutage eine A-Klasse mit Extras auch in ähnliche Preisregionen treiben. Aber damit steht Mercedes nicht allein da in der seltsamen "Premiumwelt".
Nervig: nach 11 Tagen schaltete der Motor in den Notbetrieb. Nach einem Tag in der Werkstatt (Mercedes Niederlassung) konnte man die tatsächliche Ursache nicht dingfest machen. Man teilte uns nur mit, dass der Fehlerspeicher bei _jedem_ Anlassvorgang etwas aufgezeichnet hatte und nach einer bestimmten Anzahl desselben Fehlers "vorsichtshalber" in der Notbetrieb geschaltet hatte. Es ist uns absolut schleierhaft, warum so etwas nicht in durch die QA vor Auslieferung des Kfz bemerkt wird. IMO schon etwas peinlich bei einem Premiumauto jenseits der 50k€...
Praktisch: Der "Verdeckkasten" (den es gar nicht gibt - es handelt sich um eine Kunststoffblende) lässt sich bei geschlossenem Kfz wegklappen und man bekommt einen (zumindest für Cabrio-Verhältnisse) alltagstauglichen Kofferraum.
Auch praktisch: Das Verdeck lässt sich serienmäßig von außen öffnen (per Infrarotfernbedienung an der Fahrerseite), bevor(!) man in's überhitzte geschlossene Kfz einsteigen muss. Beim SLK gab es das nur gegen (übertrieben hohen) Aufpreis. Eine weitere Verbesserung gegenüber dem SLK: Das Verdeck lässt sich während der Fahrt bis 40 km/h problemlos öffnen und schließen. Allerdings: 50 km/h wären praxistauglicher (zumindest im Stadtverkehr) gewesen. Naja - Gemecker auf hohem Niveau.
Alles in allem sind wir doch positiv überrascht nach bisher ca. 3 Monaten mit der E-Klasse. Jetzt steht der Wechsel auf den Winterbetrieb an - dann warten wir mal ab, wie sich die E-Klasse in der kalten Jahreszeit schlägt...