Erfahrungsbericht Kia Soul EV (110 PS) von Anonymous, Januar 2018
Nach 20000 km mit dem Kia Soul EV AC/FC Bj. 2016 bin ich zufrieden. Je nach persönlichem Fahrprofil kann es für jemanden das beste Auto am Markt sein. Die Frage, ob man ein E-Auto oder nicht kaufen soll, behandle ich hier nicht. Der Kia ist das richtige Auto, wenn man großteils zu Hause oder in der Arbeit laden kann und wenn man weite Strecken ohnedies eher mit dem öffentlichen Verkehr zurücklegt. Man sollte sich, auch wenn man fast nur kürzere Strecken fährt, unbedingt die AC/DC-Version mit CHADEMO leisten.
Das Auto fährt sich angenehm und entspannt. Der Soul lässt sich im Jahresdurchschnitt mit 16kWh/100 km betreiben, bei viel Überlandverkehr wird es je nach Fahrstil mehr. Die 16 kWh samt Heizen und Kühlen sind ein angesichts des eher hohen Luftwiderstands der Karosserie sehr guter Wert. Er wird dadurch möglich, dass es oft reicht, nur Lenkrad und Sitz zu wärmen. Benötigt man dann aber bei Kälte wirklich die Innenluftheizung, geschieht das mit der Wärmepumpe recht effizient.
Das Auto bietet sehr guten Reisekomfort. Es ist gut und sinnvoll ausgestattet (das können Mitbewerber auch sein, aber dann sind sie sehr teuer!). Besonders positiv ist m.E., dass die dzt. boomenden "Assistenten", die die Fahrzeuglebensdauer verkützen, die Reparaturkosten erhöhen und sich auf die Sicherheit durchaus fraglich auswirken, hier nicht verbaut werden.
Bei Fahren im Rekuperationsbetrieb bremst der Soul beim Loslassen des Strompedals genau richtig ab. Die Radio/Medien/Navi-Funktionalität ist allemein sehr gut.
Die Velourspolster sind angenehm und gut zu reinigen, die Sitzposition ist sehr gut, und durch die Karosserieform ist die Ladekapazität gar nicht übel.
Eine besondere Stärke des Soul ist der sehr günstige Steuer- und Versicherungstarif.
Die Praxisreichweite beträgt beim Neuwagen im Sommer 170 km, im Winter bei Laden im Freien knapp 130 km. Nach 16 Monaten zeigt die Batterie schon einen ersten Leistungsrückgang, derzeit erreichet der Wagen statt 130 nur noch im Schnitt 115 km Reichweite. Die 7 Jahre KIA-Garantie werden schlagend, wenn die Batterie <70% ihrer ursprünglichen Reichweite hat und das Fahrzeuge noch <7 Jahre bzw. 150.000 km erreicht hat. Da kann es schon sein, dass man einen Winter mit <90 km Reichweite auskommen muss, bevor man eine neue Batterie erhält. Leider kann man in den Kia von 2015-17 die neue, leistungsstärkere Batterie des Modells 2018 nicht verbauen. Auf die Restrechweitenanzeige kann man sich gut verlassen, nicht jedoch auf die Ladestationenliste. Nicht nur, dass man sie nicht nach Steckerart und Öffnungszeit filtern kann, es sind auch trotz kartenupdate längst nicht mehr existierende Stationen dartin, dafür fehlen sehr viele andere, und die Lage ist oft nicht genau angegeben, und man sieht nicht ob dort ein Platz frei ist und welche Karte man benötigt, sodass man dann doch eine Internetsuche vorzieht.
Der Soul EV beherrscht anders als die e-Mitsubishis das bidrektionale Laden nicht. Man kann als untertags per PV geernteten Strom zwar im Auto speichern, den Strom aber nicht wieder in den Haushalt holen, wenn die Sonne nicht mehr scheint.
zu den Schwächen des Fahrzeugs gehört v.a. das ABS. Beginnt man auf Eis oder rutschiger Fahrbahn zu bremsen, rutscht man erst einmal dahin und dabei geht die beim Weggehen vom Gas aktivierte Rekuperationsbremse verloren, d.h. man wird schneller! Dann greift das ABS zwar gut ein, insgesamt ist der Bremsweg bei ABS-Bremsung aber viel zu lang.
Eine zweite große Schwäche ist die winters zufrierende fahrzeugseitige Ladebuchse (gerade im Winter muss man ja oft außer Haus nachladen). Die manuelle Notentriegelung geht gerade dann nämlich auch nur nach längerem Versuchen auf. Man steht nicht gerne an einer Ladestation im Schneetreiben und kratzt geduldig Eis aus den Ritzen des Buchsendeckels.
Die Vorheizfunktion ist zwar nicht schädlich, aber auch zu nichts gut. Sie bringt 2 km mehr Reichweite und muss mühsam eingestellt werden.
Insgesamt ist der KIA sehr viel vollwertiger, solider und durchdachter als die E-Konkurrenz von Nissan, VW, Mercedes und Renault. Mit dem BMW i3 kann man den Soul nicht vergleichen, da für ihn Sportlichkeit kein Ziel ist.