Erfahrungsbericht Ford Mondeo 2.0 TDCi (150 PS) von great_diesel2000, Februar 2017
Seit August 2016 fahre ich nun meinen Mondeo MK5 5Türer. Seit Kauf bin ich knapp 30.000KM gefahren.
Chic sieht er aus, wie er da steht. Dynamische Linie und dennoch einen Hauch Ami (was ich persönlich nicht schlecht finde). Der 5-Türer gefällt mir optisch noch einmal besser, als der Turnier. Andere Marken würden ihn wahrscheinlich Sportback oder GrandTourer nennen.
Diese Optik war überhaupt erst der Grund, warum mir der Mondeo überhaupt erst als möglicher Kandidat aufgefallen ist. Er sieht auf jeden Fall gleich mal nach einer Preisklasse höher aus, als die, in der er sich befindet. In Ruby-Red und in Verbindung mit den 19" Felgen ist er einfach ein Hingucker.
Schauen wir nach Innen: Vorne Platz satt, jede Menge Ablageflächen, auch wenn das obere Fach der Ablage in der Mittelarmlehne doch durch ihre billige Machart schockiert. Was solls?! Sieht man ja eher selten. Ansonsten ist alles solide verarbeitet und wirkt recht wertig. Was wirklich nervt, ist die wuchtige A-Säule. Sonst gibt es nichts zu meckern. Der Kofferraum ist riesig, die Klappe groß genug (nach meiner Meinung besser als der Kombi), die Sitze lassen sich im Verhältnis 2:1 umklappen.
Machen wir es kurz: Der 180PS-Diesel ist ein toller Motor. Im Zusammenspiel mit dem Doppelkupplungsgetriebe super genial. Hier gibt es nichts zu meckern.
Was allerdings negativ auffällt, ist der erhöhte Verbrauch. Ein Durchschnittsverbrauch von über 7-7,5 Liter/100 km ist weit über den Angaben.
Der Mondeo ist definitiv eher Reisewagen als Kurvenräuber. DAS kann er aber richtig gut. Der Reisekomfort ist, auch auf schnellen Etappen, enorm hoch.
Die Heizeigenschaften (Lüftung, Heizleistung, Front-/Heckscheibenheizung) sind ok, aber gerade die Klimatisierung/Lüftung ist nicht ganz ausgereift. Beispiel: Auf einmal wird es kälter, da hier frische Luft von außen (in den Wintermonaten) hinzugefügt wird, aber anscheinend an der warmen Heizluft vorbei. Kann man so machen, geht aber auch besser.
Aber das allerschlimmste: Das Infotainment (SyncII). Ich liste hier nur die größten Schwachpunkte auf, sonst würde es den Rahmen sprengen.
Display: viel zu träge und wenig berührungsempfindlich Wie ein Geldautonmat aus den 90ern. Katastrophe!
Navigation: Am Ende nicht zu gebrauchen. Staumeldungen treffen zu 90% nicht zu (ja, hängt noch am TMC). Entweder wird man ständig gefragt, ob man die Route ändern soll oder man stellt auf Automatik und die Route wird oft so verändert, dass man enorme Umwege in Kauf nehmen muss. Und das ohne Ankündigung. Spracherkennung bei der Adresseingabe klappt gut, wenn man sich daran gewöhnt hat, wie es funktioniert.
Fazit Navi: Nicht wirklich zu gebrauchen, speziell da die Staumeldungen nicht rechtzeitig berücksichtigt werden.
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Freisprecheinrichtung: Geht so, hatte lange Probleme damit. Immer ein Poltern bei Gesprächen bei meinem Partner. Nach Gesprächsende ist dann gerne mal das Radio von DAB auf UKW oder MW gestellt. Laut Werkstatt ist das doch in Ordnung (Hallo, habt ihr mal eine Sekunde drüber nachgedacht). Das Problem mit dem Surround Sound bzw. Stereo (auch diese Einstellung wollte sich das Navi nicht merken) haben sie endlich nach dem 3ten Update in den Griff bekommen.
Usability: Sperrig! Viele Dinge sind unlogisch und gewöhnungsbedürftig und benötigen mehrere Berührungen des Touchscreens - Was in Verbindung mit seiner Trägheit wirklich nervt.
Assistenzsysteme: Parksensoren führen ein Eigenleben, speziell beim Starten geht nur der akustische Ton, aber die Optische Anzeige braucht ne Weile. Manchmal gehen sie einfach mal los und "lokalisiert" etwas, obwohl eine halbe Autobreite platz ist.. Beim Einparken machen sie aber, was sie sollen.
Spurhalteassistent: soweit okay. Er fängt den Wagen sehr spät ab und schafft es nicht immer ihn einzufangen, wenn man es mal provoziert. Dann lässt er einfach weiterlaufen. Aber er gibt zuverlässig Rückmeldung über Vibration.
Adaptiver Tempomat und Adaptive Control System: Sicherheitsrisiko, wenn das Auto automatisch bremsen darf, da er Hindernisse nicht immer sauber erkennt.
BLIS (Totwinkelwarner): Naja.... Man kann aber sicher sein, dass wenn er NICHT leuchtet, ist auch der Tote Winkel frei.
Die Summe der Dinge lässt eigentlich alle Assistenzsysteme und Navi/Infotainment komplett durchfallen. Das ist einfach eine glatte 6 und trübt den ansonsten guten Eindruck, den der Mondeo hinterlässt, enorm!
Die SW updates haben die ein oder andere Macke behoben, aber über die 5- kommt die Bewertung nicht rüber.
Emotional:
Wie oben beschrieben, spricht mich die Optik des Mondeos bis heute an. Obwohl ich selber einen fahre, schaue ich anderen Mondeos immer noch hinterher. Ich finde das Design einfach gelungen und das Auto sieht attraktiv aus. Sicher auch dadurch bedingt, dass man den Mondeo, zumal als Fließheck, nicht an jeder Ecke stehen sieht.
Der Komfortabel ausgelegte Charakter, straft das sportliche Design vielleicht ein bisschen Lügen, dennoch finde ich, dass beides als Pakte absolut in Ordnung geht.
Aus diesen Gründen kann ich den Ford Mondeo empfehlen:
Wer einen Langstreckentauglichen Gleiter mit einem emotionalem Design und viel, viel Ausstattung fürs Geld sucht, sollte zugreifen. Aber nur, wenn man sich bewusst ist, dass gerade eben diese Ausstattung Kummer bereiten kann. Betrachtet man aber nur das Auto, ohne den ganzen elektronischen Klimbim, kann ich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung geben.
Aus diesen Gründen kann ich den Ford Mondeo nicht empfehlen:
Infotainment, Assistenzsysteme, Usability sind komplett misslungen und würden mich davon abhalten, wieder einen Mondeo zu kaufen, außer Ford hat endlich mal einen guten Produktmanager zu dem SW-Entwickler geschickt :-)