Erfahrungsbericht Ford Mondeo 2.0 (145 PS) von Ernst_Haft, April 2024
Seit Juli 2019 fahre ich einen Mondeo Mk3 "Titanium", Fließheck (B5Y), Facelift, Ez. 2006. Der Wagen wurde sehr günstig von einem Ford-Händler verkauft (inkl. Gewährleistung), hatte zwei Vorbesitzer und lediglich 102 Tkm gelaufen. Bei dem Motor handelt es sich um einen 2.0 16V Duratec Benziner mit Steuerkette und Saugrohreinspritzung, jedoch ohne Aufladung. Genau das, was ich wollte.
Der Mondeo erweist sich als zuverlässigstes Auto, welches ich je hatte. Bis auf zwei Radlager und die Dämpfer der Heckklappe war bisher nichts Wesentliches defekt. Bei irgendeinem Werkstattaufenthalt wurde eine der äußeren Achsmanschetten beschädigt. Für den Austausch hat ein hiesiger Ford-Händler ca. 400 Euro veranschlagt, u. a. weil (angeblich) dabei auch immer die motorseitige Manschette ersetzt werden muss. Unschön! Eine freie Werkstatt war mit nur einer Manschette und rund 200 Euro deutlich wirtschaftlicher dabei.
Nach all den Jahren funktioniert noch immer alles: Klimaautomatik, Sitzheizung/-belüftung, elektrisch anklappbare Spiegel, Tempomat, Frontscheibenheizung, Umfeldbeleuchtung, etc. Ein Alpine USB-Autoradio ließ sich sehr einfach mittels ISO-Adapter nachrüsten. Bei der Bedienung gibt es nur Kleinigkeiten, die ich bemängeln würde: zum einen die Entriegelung der Tankklappe mittels separater Mechanik im Fahrgastraum (vergesse ich vor'm Tanken noch immer), zum anderen die Entriegelung der Motorhaube, für die man stets den Zündschlüssel benötigt. Der Regensensor könnte etwas ausgewogener bzw. sensibler arbeiten. Zudem ist die Scheibenwischerautomatik etwas verwirrend, da bei einer Skala von 1-6 nicht Stufe sechs, sondern Stufe eins die höchste bzw. schnellste Einstellung ist. Alles jenseits von Stufe vier ist praktisch nutzlos. Das Gebläse ist ein klein wenig lauter als ich es gewohnt bin, arbeitet aber besonders im Winter tadellos. Die Handschaltung ist dagegen etwas hakelig (geworden), gerade bei kalten Außentemperaturen. Ggf. würde hier ein Getriebeölwechsel helfen...
Die Motorleistung ist mit 145 PS ausreichend. Generell ist der Wagen definitiv eher ein Cruiser, kein Racer, ungeachtet der Motorvariante. Denn der Wagen ist nicht nur groß, sondern auch schwer. Für richtig zügiges Fahren benötigt der Motor erhöhte Drehzahlen. Auf der Autobahn gibt sich der Motor relativ elastisch und kann gut mithalten. Nur der Verbrauch ist suboptimal. Ich liege durchschnittlich bei 8,6 Liter Super auf 100 km bei einem Streckenmix von ca. 40%/50%/10% Stadtverkehr/Landstraße/Autobahn. Zwar verträgt der Motor E10, ich tanke jedoch ausschließlich E5.
Die Platzverhältnisse sind super, insbesondere was den Kofferraum betrifft. Dieser bietet beim Fließheck fast schon Kombi-Verhältnisse. Die Sitze sind sehr bequem, das Fahrwerk ist komfortabel. Die Bremsen sind phänomenal gut und außerordentlich haltbar. Mit das Beste, was ich kenne.
Leider gibt es ein gravierendes Problem: Rost! Bei meinem Wagen betrifft das den gesamten Unterboden, inklusive Stoßdämpfer, Querlenker und Schweller. An den hinteren Radläufen gibt es zudem kleine Bläßchen unter dem Lack, allerdings kaum erkennbar. Einen Schweller habe ich bereits erneuern lassen. Allerdings war das so teuer, dass die restliche Sanierung unwirtschaftlich wäre. Das ist extrem bedauerlich. Hätte ich das rechtzeitig bemerkt (nicht einmal der TÜV hat mich darauf hingewiesen), würde ich den Wagen bestimmt noch 15 Jahre weiterfahren.
Wer weder Ringe noch Stern oder Propeller im/über'm Kühlergrill benötigt und mit dem Spritverbauch klarkommt, kann mit dem Mk3 2.0 ein zuverlässiges Auto mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis bekommen. Rostbefall sollte jedoch unbedingt geprüft und regelmäßig kontrolliert werden. Der Rest, insbesondere der Motor, ist recht solide, wartungsarm und zuverlässig. Die Ausstattung ist gut und haltbar, die Handhabung insgesamt übersichtlich. Die Platzverhältnisse sind großzügig, die Verarbeitung ist okay.
Ein letzter Tipp: nur das von Ford freigegebene Motoröl verwenden. Auch wenn einige Leute in diversen Onlineforen darauf pochen, dass sowohl Viskosität (5W-30) als auch Qualität (ACEA A5/B5) minderwetig wären, hat sich bislang jede (freie) Werkstatt und sogar ein auf Motorsport spezialisiertes Unternehmen geweigert, anderes Öl in meinen Motor zu füllen. Mit Sicherheit aus gutem Grund!