Erfahrungsbericht BMW X6 xDrive50i (407 PS) von Anonymous, Februar 2009
Kaum aus den Winterferien zurück, erhielt ich vom ortsansässigen BMW-Händler eine Einladung zwecks Besichtigung und Probefahrt mit dem Flaggschiff X6 50i.
Hatte mich dazu schon vor Monaten angemeldet, doch in Ermangelung eines Vorführwagens blieb der Wunsch zunächst unerfüllt.
Doch nun hatte ich das beinahe schon zweifelhafte Vergnügen den Monster BMW 3 Tage lang ausgiebig zu fahren.
Es ist schon furchterregend, wenn man ihn so dastehen sieht.
Eine gealtige Masse Auto bäumt sich da vor einem auf und man versteht unmittelbar die hitzigen Diskussionen, welche es um diesen brachialen Wagen gibt. Nein, er passt wirklich nicht mehr in die heutige Zeit, aber da ist er ja nicht alleine, wenn man sich so umschaut auf dem SUV-Markt. da gibts jede Menge unvernünftiger Fahrzeuge. Doch kaum ein Hersteller kann es sich heutzutage leisten, keinen im Programm zu haben. Da helfen auch nicht die mahnenden Zeigefinger allerorten, und schon gar nicht die Un-Vernunft der heutigen Zeitgenossen, welche sich so einen Umwelt-Dino zulegen.
Doch fahren wollte ich den Dicken trotzdem.
Man könnte es jetzt kurz fassen, doch das will ich nicht, denn die Fahreindrücke sind schon durchaus ein paar Zeilen wert.
Doch fangen wir mal hinten an. Was für ein Hinterteil! Kein Heck ist mächtiger als das des Bayern-SUVs, die Abrisskante liegt auf Brusthöhe eines ausgewachsenen Kerls. Dahinter verbirgt sich ein großer (570 bis 1470 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen), aber relativ unpraktischer Kofferraum. Die Ladekante dabei ist so hoch, dass Orthopäden sich die Hände reiben und sich auf zusätzliche Kundschaft freuen dürfen. Eigentlich völlig unzumutbar, denn schon ein Kasten Bier muß derart in die Höhe gehievt werden, dass ein Besuch in der Muckibude sicher kein Fehler ist vor dem Kauf eines X6. Ein Minigabelstapler wäre ein nettes Zubehör.
Die Übersichtlichkeit nach hinten ist schlichtweg ein Desaster. Die kleine Heckscheibe in Verbindung mit wuchtigen C-Säulen und dem hohen Heck machen Rückwärtsfahrten stets zum Blindflug. Die optionale Rückfahrkamera zählt daher zu den unbedingt zu bestellenden Extras.
Ein weiterer - Punkt der Coupé-Form ist der aufgrund der niedrigen Türöffnung beschwerliche Einstieg in den Fond die Kopffreiheit ist aber aufgrund des niedrigen Hüftpunkts der Sitzanlage überraschend gut. Überhaupt ist es recht gemütlich im höhlenartigen Fond die Einzelsitzanlage bietet den maximal zwei Passagieren beste Seitenführung, die Beinfreiheit ist üppig. Vorne thronen Fahrer und Beifahrer auf königlich bequemen, x-fach verstellbaren Ledersesseln. Die Ausstattung einigermaßen zufriedenstellend, aber jederzeit für teures Geld aufwertbar.
Jetzt aber zu den + Punkten.
Der V8 nicht mit fünf Liter ( 50i suggeriert das ), sondern nur mit 4,4 Liter Hubraum. Dafür Direkteinspritzung und zwei Turbolader. 407 PS und ein maximales Drehmoment von brutalen 600 Newtonmetern sind das Ergebnis. Und obwohl der Motor mit einer Literleistung von weniger als 100 PS noch lange nicht am Ende seiner Möglichkeiten ist, spielt er schon jetzt geradezu mit den immerhin knapp 2,3 Tonnen Leergewicht des X6.
In jeder Situation ist Kraft im Überfluss vorhanden, der Schub ist brachial und wird stets von einem süchtig machenden V8-Grummeln begleitet. Nach nur 5,4 Sekunden erreicht der Wagen Tempo 100, bei 250 km/h beendet die Elektronik die nicht enden wollende Beschleunigungsorgie. Selbst bei Tempo 180 drückt es einen beim Tritt aufs Bodenblech noch mal spürbar in den Sitz. der Blick des Fahrers sollte öfters auf den Tacho gehen, denn man ist unmerklich schnell und man verschätz sich gewaltig bei der subjektiven Geschwindigkeitseinschätzung.
Wie ein höhergelegter Go-Kart gehts mit dem X6 über eine kurvenreiche Landstaße. Der intelligente Allradantrieb sorgt für perfekte Traktion, das aktive Hinterachsdifferenzial (DPC), die messerscharfe Lenkung und das die Wankbewegungen der Karosserie unterdrückende Fahrwerkssystem Adaptive Drive für überragendes Handling.
Da kann man nur ein großes Lob aussprechen, denn besser geht es schlicht nicht mehr. Das zügiges oder gar sehr zügiges fahren seinen Preis hat bei dem Gewicht und der Leistung, dürfte jedem klar sein und bestätigt alle Vorwürfe gegen Fahrzeuge dieser Art. Ein fast schon hemmungsloser Säufer! Nun ja bedenkt man, das der X6 beinahe die Stirnfläche eiens Schützenpanzers hat, sind die Verbrauchswerte von teilweise weit über 20 Liter schnell erklärt.
Damit ist eigentlich alles gesagt. Licht und Schatten, doch über Sinn oder Unsinn sollen sich andere den Kopf zerbrechen. Für mich persönlich hätte der X6 keinen Nutzwert.