Fahre und besitze mittlerweile im 16ten Jahr meinen roten (Alfa-Rosso) Spider 1.6 FL ("Aerodinamica" Face Lift), Baujahr 1988, Originalzustand.
Es sollte der von Pininfarina meisterhaft gestaltete und wunderschön geformte Alfa Romeo Spider sein, der mir schon seit meiner Jugend durch den Kopf ging. Er verkörpert so etwas wie Freiheit, Genießen, Leben und Sommer. Um nicht allzuviel Reparaturen zu riskieren, entschloß ich mich im Spätsommer 1992, dieses damals 4-jährige Exemplar zu erwerben, das bis dahin 58.000 km und noch keinen Winter gelaufen war. Es wurde ein 1.6 mit Weber-Doppelhorizontalvergaser, da dieser in der Baureihe 1986-1989 auf jeden Fall der interessantere Motor gegenüber dem 2-Liter-Einspritzer war und ist.
Es macht Spaß, diesen Youngtimer zu fahren, bei dem die fast gesamte Technik noch aus den 60er Jahren (Bauzeit 19661993 = 27 Jahre) stammt und der sich trotzdem in nahezu vollkommenen Zustand befindet. Sich Zeit zu nehmen und sich einfach reinzusetzen für eine Erledigung, Unternehmung oder abends auf der Heimfahrt den Weg durch den Wald zu wählen, ist immer noch ein entspannendes und auch anregendes Erlebnis. Gerade in diesem klassisch tiefgeschnittenen Spider genießt man dabei den Wind und gleichzeitig das herrlich sonore Bollern des italienischen Doppelnockers, der dank der aufwendigen Lagerung durch einen äußerst vibrationsfreien Lauf glänzt. Hochkarätige italienische Motorenbaukunst, einfach ein Leckerbissen. Das Fahrwerk aus den 60ern hat mit dem eines Sportwagens allerdings weniger zu tun, aber das Ergebnis der italienischen Fahrwerksingenieure ist heute noch befriedigend. In Kurven brauchts ein bißchen Übung und wegen fehlender Servounterstützung muß man richtig zupacken. Der Geradeauslauf ist trotz des kurzen Radstandes geradezu überraschend perfekt, man kann den Spider bei 180 km/h mit einem Finger halten natürlich nur unter Beibehaltung des Serienfahrwerks.
So fanden sich in den 70ern in der britischen Zeitschrift Auto Test u. a. so fanatische Aussagen wie ... das Fahren ist kolossal befriedigend. Richtig, das k a n n kolossal so sein, wenn man gewisse Regeln beachtet! In der Tat, wer meint, anlassen und fröhlich sein, wird sich eines Besseren belehrt sehen. Der Alfa Spider war niemals ein vollkommenes Automobil und verlangt eine kundige Hand. So sollte man zumindest über ein ausgeprägt technisches Verständnis verfügen, um Schlimmstes zu vermeiden und auch wichtig, um die 6½ Liter Öl motorschonend warm werden zu lassen. Wenn man sich nicht zutraut, selbst Hand anzulegen, sollte man jemanden kennen, der sich wirklich damit auskennt. Seither nutze ich meinen Spider 1.6 nach wie vor nur im Sommer als reines Freizeitfahrzeug. Er stand mir fast immer zu Diensten und überraschte mit einer gewissen Zuverlässigkeit (na gut, bei natürlich nur Ø 3.500 km/a). Und es ist ein tolles Erlebnis, einmal mit einem roten Alfa Romeo Spider durch die Toskana zu brausen.
Leider haben mittlerweile einige Stadtväter in der wie so häufig in solchen Fragen kopflos und übereifrig reagierenden BRD etwas dagegen, daß Youngtimer (werden höchstens einige tkm im Jahr bewegt) in Zukunft ihre Innenstädte besuchen. Hier wird generell und auch in punkto Youngtimer noch immer nicht mit der Verhältnismäßigkeit der Mittel gearbeitet und es bleibt leider abzuwarten, wann Verantwortliche endlich ihr Gehirn einschalten, um Emissionsschutzmaßnahmen wirklich sinnvoll zu beschließen.