Das nenne ich mal Timing, pünktlich zum Höhepunkt des Sommers, durfte ich den Abarth 124 Spider Turismo testen und er heizte mir wahrlich noch mehr ein.
Auch wenn der Abarth Spider serienmäßig mit einer tollen Bose-Anlage aufwartete, bereitete mir der Motor die wirkliche Musik in meinen Ohren. Ja ja, der Abarth Spider hat nur einen Vierzylinder mit 170 PS verbaut - klingt natürlich nicht nach viel – doch was die Italiener da an Sound rausgeholt haben, kann sich absolut hören lassen.
Denn sind es am Ende nicht die 30 PS mehr gegenüber dem zivilen Spider, die den Abarth zu einem Abarth machen. Es ist einfach dieser geile Sound. Rotzt und knallt es nur so durch den Klappenauspuff. Im aktivierten Sport-Modus dreht er sogar noch etwas mehr auf … und das bei einem Vierzylinder. Top!
Rein beim Blick auf die Leistungsdaten kann der Abarth einen vielleicht nicht für sich gewinnen, doch mit einem reinen Leergewicht von gerade einmal 1.060 Kilo hat der „kleine“ Motor letztlich leichtes Spiel mit dem Abarth 124 Spider und kann so auch ohne große PS-Zahlen unter der Haube für diesen unglaublichen Fahrspaß sorgen.
Der Abarth dreht willig hoch und hängt schön am Gas, nicht weniger animierend, ist der Sechsgang-Handschalter, der mich immer wieder gern zum kurz ausgeführten Schaltknüppel greifen und die Gänge durch die knackigen Gassen jagen lies.
Während die Meteorologen die vergangenen Tage vom neuen Sommerhöhepunkt sprachen, bescherte mir der Abarth mein absolutes Sommerhighlight. Und während das Thermometer und die Hitze stetig weiter stiegen, war mir nach einer Abkühlung. Der Fahrtwind sollte es richten, doch waren die Fenster oben, ging es im Spider gar nicht windig zu. Das sehr kleine Windschott leistet hier wirklich große Arbeit. So konnte ich bei diesen Temperaturen selbst in den Abendstunden ganz entspannt die Fensterscheiben unten lassen.
Mit seiner optimalen Gewichtsverteilung rassig sportlich ausgelegt, ist die Fahrwerksabstimmung auf pures Spaßpotential ausgerichtet. Gerade bei deaktivierter elektronischer Stabilitätskontrolle ESC, fühlst Du den puren und kompromisslosen Abarth 124 Spider.
Im Rahmen des 10jährigen Abarth-Jubiläum durfte ich den Roadster auch auf der abgesperrten Piste fahren. Und diese Performance hat mich einfach nur begeistert. Hatte ich doch in einigen Passagen einen giftig reagierenden Spider erwartet, aber weit gefehlt. Super kontrollierbar, war es mir ein absolutes Vergnügen mich dem Grenzbereich zu nähern.
Auf der Straße genoss ich es dagegen, mit gezielten Gasstößen den Roadster in einer Kurve quer stehen zu lassen. Hierzu musste ich auch gar nicht schnell unterwegs sein und mit nur einer kleinen Gegenlenkung hat man das Fahrzeug auch wieder auf Kurs gebracht. Nichts desto trotz, etwas fahrerisches Geschick und Feinfühligkeit ist in jedem Fall gefragt, auch mit aktiviertem ESP übrigens.
So schnell das Verdeck hinter den Sitzen verschwindet, so schnell ist es auch wieder da. Einfach genial dieser Verdeckmechanismus und so wie es sich im Grunde für einen Roadster gehört. Elektronik, Stahldach, Persenning, nichts von alledem findest Du beim 124 Spider vor. Lediglich den Verdeckhebel entriegeln, Dach nach hinten „schubsen“ und schon faltet sich das wertige Stoffverdeck zusammen, einrasten lassen und fertig. Ein nostalgisches Aufziehen einer Persenning ist nicht notwendig. Und genauso schnell kommt das Verdeck eben auch wieder heraus. Aussteigen muss ich hierzu nicht. Kommt mir ein cleverer Federmechanismus beim Hochziehen des Verdecks entgegen.
Den tiefen Einstieg erwarte ich bei einem Roadster, wie auch eine knackig schöne Cockpit-Atmosphäre und so hielt ich das sportliche Lenkrad freudig in Händen, positionierte meine Füße auf der Alupedalerie und blickte erst mal über diese wunderschön lang geformte Motorhaube oder eben direkt auf den großen, in knalligem rot und mittig platziertem Drehzahlmesser. Die Tachoanzeige rückt wahrlich aus dem Blickfeld und so wäre eine dort untergebrachte kleine digitale Geschwindigkeitsanzeige wünschenswert.
Die serienmäßige Sitzheizung kam in diesen Tagen nun wirklich nicht zum Einsatz, vielmehr hätte ich mich über eine Sitzkühlung gefreut. Die zumindest zu Beginn den Sitz wieder runtergekühlt hätte. Stand das Fahrzeug in der Sonne, konnte es doch mit den Sport-Ledersitzen unangenehm heiß werden.
Ohnehin machte die Hitze dem Gestühl sehr zu schaffen, waren diese so gar nicht atmungsaktiv. Cleveres Detail im Sitz schon jetzt, sind die in die Kopfstützen integrierten Boxen. Auf diese greift nicht nur das Soundsystem, sondern auch die Bluetooth-Freisprechanlage zu, womit mir selbst Telefonate im geöffneten Zustand auf der Autobahn bequem möglich waren.
Die schwache Beleuchtung, ebenso die unschöne und antiquierte Handbremse auf Seite des Beifahrers, die gänzlich fehlenden Ablagen oder die Sonnenblenden aus unübersehbarem Hartplastik muss ich allerdings bemängeln. Doch diese kleinen Macken können meine Begeisterung nicht schmälern.
Das Beste zum Schluss: Traumautos gibt es wahrlich einige, doch meist sind diese auch schwer oder gar unerreichbar, da sie einem ein Vermögen abverlangen. Nicht so der Abarth 124 Spider.