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Testbericht

Stefan Grundhoff, 3. Februar 2014
Kein Volvo ist mehr Volvo als das Kombidoppel aus V70 und XC70. Mit ihren kraftvollen Fünfzylindern sind die Lademeister seit Jahren eine zeitlose Alternative zu A6 Avant, 5er Touring und E-Klasse T-Modell.

Volvo hat trotz zuletzt schwerer Zeiten einen Namen wie Donnerhall. Das Image ist nahezu tadellos und geht weit über jenes einer Sicherheitsmarke hinaus. Daran ändert auch die Übernahme durch den chinesischen Geely-Konzern wenig. Wer an Volvo denkt, dem kommt der üppig dimensionierte Kombi V70 in den Sinn. In Design und Art einzigartig im Segment, ist er mittlerweile in die Jahre gekommen und trotzdem nach wie vor noch immer eine Alternative zur deutschen Premiumkonkurrenz. Zeitgemäßer denn je wirkt dabei der leicht rustikale Offroad-Bruder des V70, der nach wie vor als XC70 sein Dasein im Produktportfolio fristet. Die Volumina sind mittlerweile überschaubar und als Allradversion ist mittlerweile die komplette Wettbewerberschar zu bekommen. Das war einmal anders.

Der 4,84 Meter lange Volvo XC70 blieb sich jedoch treu und mit den nachträglich verbauten Fahrerassistenz- und Komfortausstattungen fährt er sehenswerter denn je auf der Höhe der Zeit. War der XC70 lange Zeit nur in den Topmotorisierungen zu bekommen, so wurde mittlerweile nach unten angebaut. Den Einstieg in die XC70-Liga bietet der D4-Diesel der 181 PS leistet und wahlweise mit vier oder fünf Zylindern zu bekommen ist. Das ist wohl einmalig in der jüngeren Autogeschichte, denn während der frontgeriebene XC70 D4 von einem zwei Liter großen Vierzylinder mit 133 kW / 181 PS bewegt wird, bietet die Allradversion mit gleicher Nomenklatur 2,4 Liter Hubraum, fünf Zylinder und ebenfalls 133 kW / 181 PS. Die gedrosselte Version des D5 leistet mit 420 Nm maximalem Drehmoment 20 Nm mehr als der Vierzylinder.

Man sollte gar keinen Gedanken an den Fronttriebler verschenken, der den ansonsten überzeugenden Offroad-Lifestyle-Kombi zu einer wenig stimmigen Mogelpackung mutieren lässt. Nur mit rustikalen Schürzen und leichter Geländeoptik auf dicke Backen machen und dann im Fahrbetrieb luftleer auspusten, ist nichts für einen Volvo und schon gar nicht für ein Mitglied der honorigen V70- / XC70-Familie. Und wenn schon den standesgemäßen Allradantrieb, dann bitte gleich zum größeren D5-Triebwerk aufsteigen, das mit seinen 2,4 Litern Hubraum und fünf Brennkammern 158 kW / 215 PS und ebenfalls 420 Nm leistet. Der ist nicht nur durch seinen kernig-kraftvollen Fünfzylinderklang eine Versuchung und das Paket passt, obschon die Konkurrenz in dieser Klasse bevorzugt mit sechs Zylindern unterwegs ist.

Der frontgetriebene Volvo XC70 D4 ist im Alltagsbetrieb allzu schwach auf der Brust. Dabei bleiben die objektiven Werte hinter dem subjektiven Eindruck zurück, denn 400 Nm maximales Drehmoment reichen aus und auch ein Spurtvermögen von 0 auf 100 km/h in 8,8 Sekunden sind nicht gut, aber in Ordnung. Mit vergleichsweise dünnen 210 km/h Spitze liegt der Front-D4 auf Augenhöhe mit dem deutlich kraftvoller wirkenden Fünfzylinder. Beim Verbrauch dürfte es ähnlich sein, denn der Unterschied der Normwerte von 4,5 Litern beim D4 und 5,3 Liter beim D5 dürfte bevorzugt im Allradantrieb zu suchen sein. Größer sind die Unterschiede bei den Automatikversionen, die 4,9 und 6,4 Liter Diesel verbrennen. Grund für den Vorteil: der kleine Vierzylinder kann auf Wunsch mit der neuen Achtgang-Automatik kombiniert werden. Der 215 PS starke Volvo XC70 D5 muss mit sechs Automatikgängen und der Schadstoffklasse 5 auskommen.

Ändert nichts daran, dass es bei Volvo V70 und XC70 kaum eine Alternative vom prächtigen D5-Triebwerk gibt. Die verbleibende Zeit ist jedoch nur noch kurz. Volvo wird ab der neuen XC90-Generation, die Ende des Jahres vorgestellt wird, nur noch Vierzylinder anbieten. Abgesehen von niedrigeren Produktionskosten mag diese Entscheidung - auch mit Blick auf die Konkurrenz und die große Bedeutung der Märkte in den USA und Asien - kaum einleuchten. Daher besser noch einmal zuschlagen und sich den D5-Klassiker für die eigene Einfahrt sichern. Der Rest des XC70 macht doch sowieso Spaß. Klimatisierte Sitze, Festplatten-Navigation, zahlreiche Assistenzsysteme sowie Platz für vier bis fünf Personen und 575 Liter Gepäck - mehr braucht keiner. Und eben das gute Gefühl, nicht in einem Massenmodell von Audi, BMW oder Mercedes unterwegs zu sein. Und an die spürbaren Nick- und Wankbewegungen des 1,9 Tonnen schweren Volvo XC70 hat man sich über die Jahre doch sowieso gewöhnt. Ebenso an die strammen Preise. Los geht es mit dem wenig standesgemäßen Volvo XC70 D4 ab 42.630 Euro. Daher gleich in den D5-Topdiesel, der ab 47.250 Euro mit dem sinnvollen Allradantrieb zu bekommen ist. Mit entsprechender Komfort- und Sicherheitsausstattung, ist die 60.000-Euro-Marke schnell geknackt und die 70.000er-Marke liegt einem näher, als gedacht. Doch dafür fährt man eben auch einen der coolsten Oberklasse-Kombis der Welt.

Quelle: Autoplenum, 2014-02-03

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