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Testbericht

Jürgen Wolff, 19. Mai 2017
Volvo hat sein Erfolgsmodell neu aufgelegt. Der XC60 kommt mit aufgefrischtem Design und verbesserter Sicherheitsausstattung - und als wie gehabt komfortables Reise-SUV.

Für Volvo ist der "Kleine" ein großer Wurf: Keine Modellreihe verkauft sich so gut wie der XC60, seit er im September 2008 auf den Markt kam. Nur schon in Deutschland wurden seither rund 90.000 Stück des kleinen SUV zugelassen, allein im Jahre 2016 waren es 14.525 - gut doppelt so viele, wie etwa Land Rover mit dem Konkurrenten Evoque auf die Straße brachte. Mittlerweile ist der XC60 für rund ein Drittel des weltweiten Absatzes des schwedisch-chinesischen Autobauers verantwortlich.

Optisch haben die Schweden vor allem außen an dem 4.688 mm langen, 1.902 mm breiten und 1.658 mm hohen SUV nachgearbeitet. Der im schwedischen Stammwerken Torslanda gebaute XC60 basiert wie sein großer Bruder XC90 auf der SPA-Plattform. Das markentypische Fahrlicht, schon beim XC90 werbewirksam "Thors Hammer" getauft, läuft nun bis zum Kühlergrill. Deutlich strukturierter sind auch die Rückleuchten, darunter finden sich zwei verchromte Auspuffendrohre. Die Dachreling ist Serie, Sicken und Kanten sollen die Seitenansicht optisch dynamischer erscheinen lassen, ebenso wie die unten nach vorne gezogene Heckklappe. In den Radhäusern sind nun 18-Zoll-Leichtmetallräder montiert.

Innen dagegen hat sich nicht viel verändert. Platz satt auch für groß gewachsene Zeitgenossen - selbst in der zweiten Reihe. Weit verstellbare, bequeme Sitze. Eine Holzleiste zieht sich nun unterhalb der Instrumententräger über die ganze Breite des Armaturenbrettes - die Schweden sind ganz stolz darauf, dass sie die Leiste in Längsmaserung hinbekommen haben. Die Instrumente vor dem Fahrer werden digital dargestellt und lassen sich deshalb nach Bedarf und Vorliebe konfigurieren. Tacho links, Drehzahlanzeige rechts, Navi dazwischen - passt zum Beispiel bestens. Dem Navi selbst kann man dann ohnehin kaum entgehen: Der Richtungspfeil wird noch einmal übers Head-Up-Display vor dem Fahrer auf die Windchutzscheibe gespiegelt und auf der tabletgroßen Touchscreen in der Mitte des Cockpits sieht man alles nochmal im Gesamtzusammenhang. Der Kofferraum fasst 505 Liter, zehn Liter mehr als der des Vorgängers.

Die Touchscreen ist auch Herzstück des Infotainmentsystem-Systems "Sensus Connect" Apples CarPlay ebenso wie Android Auto lassen sich einbinden und alles, was sich an dem Auto einstellen läßt ist von dort steuerbar - von möglichen Massagesitzen bis zum Fahrprogramm.

Wie es sich gehört, packen die Schweden ordentlich viel Sicherheit in den XC60, teilweise übernommen aus dem großen Bruder XC90. Neu ist etwa das System namens "Oncoming Lane Migration". Es soll Zusammenstöße mit entgegenkommenden Fahrzeugen verhindern, indem es aktiv in die Lenkung eingreift und ausweicht. Auch sonst wird die Lenkung zu einem wichtigen Teil des Sicherheitskonzepts: Spurhalteassistenten etwa sind nun nicht unbedingt eine große Neuigkeit. Aber der XC60 erkennt auch ohne Begrenzungsstreifen, wann die Fahrbahn ausgeht und statt Asphalt Schotter oder Gras droht. Das City-Safety-System soll Auffahrunfälle und Kollisionen mit Fußgängern und Wildtieren vermeiden - auch da greift der Lenkassistent ein. Der Volvo Pilot Assist macht teilautonomes Fahren bis Tempo 130 möglich. Das funktioniert auf der Autobahn zuverlässig, auf der Landstraße nur bedingt. Der Fahrer muss die Hände dabei immer am Lenkrad oder wenigstens in Reichweite haben, Spurhaltung, Beschleunigen und Bremsen besorgt das System von selbst. Die Radarsensoren dafür stecken nicht mehr hinter dem Kühlergrill, sondern bei den Kameras in einem Plastikkasten vor dem Rückspiegel.

Die Motoren im neuen XC60 sind durchweg alte Bekannte aus dem Volvo-Regal. Zwei Diesel und zwei Benziner stehen bei Auslieferung ab 22. Juli 2017 zur Wahl, Voraussichtlich ab September kommt ein Plug-In-Hybrid mit einer Systemleistung von 407 PS dazu. Alle haben Allradantrieb, alle die gleiche Achtgang-Automatik. Der gefahrene D5 AWD holt aus den 1.969 ccm Hubraum des 4-Zylinder-Diesels eine Leistung von 173 kW / 235 PS heraus und ein maximales Drehmoment von 480 Nm, das ab 1.780 U/min. anliegt. Der ruhig und leise arbeitende Diesel kommt beim Gasgeben praktisch ohne Verzögerung in die Puschen und legt los. Nach 7,2 Sekunden geht die Geschwindigkeitsanzeige in den dreistelligen Bereich, 220 km/h nennt Volvo als Höchstgeschwindigkeit für den rund zwei Tonnen schweren Allradler. 5,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer weist die offizielle Verbrauchsangabe aus - real sind, je nach Fahrweise, mindestens zwei Liter mehr fällig. Immerhin sorgt der Tank mit 71 Litern Fassungsvermögen für eine üppige Reicheite.

Das Fahrwerk ist vor allem auf Komfort ausgelegt. Zwar gibt es bei den einstellbaren Fahrmodi auch einen, der "dynamisch" heißt - außer, dass die Gänge höher ausdrehen tut sich allerdings merkbar kaum etwas. Die Lenkung, in der Grundeinstellung etwas arg weich, verändert sich mit der gefahrenen Geschwindigkeit und ist ansonsten präzise. Mit dem XC60 läßt es sich auch um Kurven heizen - aber wozu? Das artet schnell in Arbeit aus, macht den Wagen gelegentlich bockig und vor allem: keinen großen Spaß. Der XC60 ist ein Cruiser.

Billig ist er nicht gerade - schon selbstbewußte 48.050 Euro sind fällig für die Einsteigerversion D4 AWD mit dem 190 PS starken Diesel unter der Haube. Mit Benzinmotor geht es bei 51.000 Euro und 254 PS los. Und für den gefahrenen D5 AWD-Diesel mit 235 PS sind mindestens 52.600 Euro fällig. Konkurrenten wie der Audi Q5 oder etwa der Mercedes GLC sind da deutlich günstiger - aber nicht besser.
Technische Daten
Antrieb:Allrad permanent
Getriebe:8-Gang-Automatik
Motor Bauart:4-Zylinder-Biturbo Diesel
Hubraum:1.969 ccm
Drehmoment:480 Nm bei 1.750 b Is 2.250 U/min. UPM
Preis
Neupreis: 52.600 € (Stand: 2017-05-19)
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-05-19

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