Vergleich: Grand Vitara vs. Kyron - Asiatischer Zweikampf
Suzuki und SsangYong wollen ihr Stück vom Kuchen. Die Japaner haben sich bereits in den 80er Jahren mit kleinen Allrad-Wühlmäusen einen Namen gemacht - und dann grandios die SUV-Welle verpennt. Jetzt ist man wieder voll da und auf der Höhe der Entwicklung. Der koreanische Hersteller SsangYong dagegen hatte vor allem seinem Importeur Probleme. Nach ein paar Jahren Pause gibt nun die Kroymans-Gruppe nun den Ton an. Und wie es aussieht, mit Erfolg. Beide Asia-Hersteller legen große Erwartungen in ihre SUV-Volumenmodelle.
Da ist zunächst der sehenswerte Grand Vitara. Einfach nur Lifestyle ist ihm zu wenig - der Suzuki will als vollwertiger Geländewagen verstanden werden. Nicht nur Kö sondern auch Königsteiner Berge. Der Spagat gelingt. Fürs Gelände passt die stabile Konstruktion mit Leiterrahmen. Ähnlich der Kyron - auch bei ihm ist die Karosserie auf den Rahmen geschraubt. Damit man auch robust offroad gehen kann, arbeiten beim Suzuki Allradantrieb, Untersetzungsgetriebe und das sperrbare Mitteldifferenzial gut zusammen. Die Bodenfreiheit beträgt 20,5 Zentimeter. Damit kommt der 1,5 Tonnen schwere Japaner auch durch schwereres Geläuf und schafft Steigungen bis zu 30 Prozent.
Der Kyron von SsangYong lässt es urbaner angehen. Zuschaltbarer Allradantrieb mit Geländeuntersetzung ja - üppiger Geländeeinsatz nein. Im leichten Gelände sorgt der 4x4-Antrieb für die gewünschte Unterstützung. Wird es schlammiger, fühlt sich der rund zwei Tonnen schwere Koreaner nicht mehr allzu wohl. Bodenfreiheit und Böschungswinkel liegen auf Augenhöhe mit dem Grand Vitara, dessen Geländefähigkeiten jedoch mehr überzeugen. Beide bieten eine Bergabfahrhilfe. Durch seine straffere Feder-Dämpfer-Kombination kann der Grand Vitara den Bereich Fahrwerk letztlich deutlich für sich entscheiden. Das Fahrwerk ist nicht derart schwammig wie das des Kyron, gibt aber schon kleinere Fahrbahnunebenheiten an die Passagiere weiter. Jedoch sind die Nick- und Wankbewegungen des Suzukis bei flotter Gangart geringer, die Lenkung ist spürbar direkter. Bei der Bremsleistung könnten beide mehr Biss vertragen.
Aber wie fast bei allen SUV ist das Kraxeln über Stock und Stein auch bei den Vitara und Kyron eher Option als Alltag. Im Normalfall werden beide vor allem in der Stadt und auf asphaltierten Straßen bewegt. Beides sind echte Freizeit- und Familienfahrzeuge mit viel Platz, Übersicht und einen gehörigen Schuss Image. Die Form des Vitara ist gelungen und durchweg stimmig. Der Kyron dagegen zeigt neben Licht auch Schatten. Front- und Seitenlinie wirken harmonisch und betont sportlich. Das gefällt. Das Heck zeigt dagegen eine Eigenwilligkeit, die man sich in dieser Klasse, nun ja: mögen muss. Oder eben auch nicht. Immerhin wendet man sich nicht mit Grausen wie beim Rodius. Aber immer noch mehr gewollt als gekonnt.
Ihre starken Seiten zeigen beide im Alltagseinsatz. Gerade im Innenraum hat der 4,66 Meter lange Koreaner seine starken Seiten. Die Ledersitze könnten zwar mehr Seitenhalt und Beinauflage vertragen. Doch auch im Fond findet man selbst auf längeren Strecken angenehm viel Platz. Störend sind für den Fahrer die Rundschalter im Kniebereich. Positiv, dass es die Koreaner endlich auch mal innen mit einem eigenständigen Design jenseits der bisherigen Beliebigkeit versuchen - aber hier stößt man immer wieder unangenehm an.
Das Platzangebot des 4,45 Meter langen Grand Vitara ist kleiner. Doch die Sitze sind besser und besonders das Armaturenbrett wirkt wertiger als im Konkurrenzmodell. Dagegen werden viele dem SsangYong durch dessen Platzangebot und Kofferraum den Vorzug geben. Das Gepäckabteil schluckt zwischen 625 und 2.322 Litern. Zudem lässt sich die Heckklappe erfreulich weit öffnen. Hier bietet der Suzuki deutlich weniger zwischen 398 und 1.386 Litern. Nicht gerade viel für einen SUV. Das reicht aber immerhin, um bei umgeklappten Rücksitzen eine Gartenbank der Länge nach zu transportieren. Die Suzuki-Hecktür schwingt nicht nach oben auf, sondern öffnet mit dem außen angebrachten Reservereifen nach rechts.
Gerade wer häufiger beladen oder auf längeren Strecken unterwegs ist, braucht eine standesgemäße Motorleistung. Hier bieten beide nur Hausmannkost. Der Kyron wird von einem Mercedes-Lizenz-Triebwerk befeuert. Der zwei Liter große Commonrail-Diesel leistet 104 kW/141 PS und 310 Nm maximales Drehmoment bei 1.800 U/min. Gerade in Verbindung mit der Fünfgang-Automatik ist der Kyron damit ausgesprochen träge motorisiert. Das Turboloch ist deutlich zu groß - das nervt gerade im Gelände. Zudem sind rund zwei Tonnen Leergewicht kein Pappenstiel. Von 0 auf 100 km/h braucht der allradgetriebene Kyron behäbige 14,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit: gemessene 170 km/h. In der Praxis pendelte sich der Durchschnittsverbrauch bei 9,8 Litern Diesel auf 100 Kilometern ein.
Mit dem 1,9-Liter-Diesel aus dem Hause Renault ist der Grand Vitara vernünftig, aber ebenfalls nicht gerade kraftvoll motorisiert. Er geht zwar gelegentlich ruppig und nicht gerade vibrationsarm zu Werke - aber bei einem kernigen SUV diesen Kalibers kann man das verschmerzen. 95 kW/129 PS sorgen zusammen mit dem Drehmoment von 300 Nm für den gewünschten Vorwärtsdrang. Für den Spurt von 0 auf 100 km/h braucht er 12,5 Sekunden. Schluss mit dem Vortrieb ist ebenfalls bei 170 km/h. Wer vorwiegend mit Bleifuß über die Autobahn prescht, verbrät dabei problemlos deutlich mehr als zehn Liter Diesel auf 100 km/h. Wer es normaler angehen lässt, ist mit gut 8 Litern dabei. Das reale Leben liegt irgendwo dazwischen. Im Gegensatz zum Kyron bietet der Grand Vitara Euro-4 und einen serienmäßigen Partikelfilter. Unterm Strich unterscheidet gerade bei den Volumen-SUVs der Preis über Wohl und Wehe. In unserem Test ist der günstigere der beiden alles in allem auch der bessere. Abgesehen vom Platzangebot bietet der Suzuki Grand Vitara das bessere Paket in punkto Motor, Fahrwerk, Karosserie und Kosten. Der fünftürige Suzuki Grand Vitara 1.9 DDiS startet als Fünftürer bei 25.990 Euro als Basis. Hier gibt es unter anderem sechs Airbags, ABS und ESP. Für den nötigen Komfort sorgen je nach Ausstattung unter anderem Klimaautomatik, Alufelgen, Radionavigation, dunkle Seitenscheiben und Tempomat. Der SsangYong Kyron überzeugt ebenfalls mit einem fairen Preis, muss sich im SUV-Test aber geschlagen geben. Besonders der träge Motor, das hohe Eigengewicht und das schwammige Fahrwerk kosten ihn den Sieg. Der allradgetriebene Kyron 200Xdi kostet als Allradler ab 26.900 Euro. Der komfortable "s" mit elektrischen Ledersitzen startet bei 29.400 Euro - zzgl. 1950 Euro für die optionale Fünfgang-Automatik.
Quelle: Autoplenum, 2008-01-27
auto-news, 2013-12-27
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