13. August 2013
Haar, 13. August 2013 - Sagt Ihnen der Name Toledo etwas? Klar, eine Stadt in Spanien. Doch es gab eine Zeit, da war das gleichnamige Seat-Modell hierzulande noch viel bekannter. Zum günstigen Preis gab es ab 1991 enorm viel Platz samt VW-Technik. Doch im Zuge der Jahre wurde das Konzept immer mehr umdefiniert: Während sich der erste Toledo trotz Stufenheck-Optik durch eine große Heckklappe auszeichnete, war Toledo Nummer zwei eine ganz normale Limousine mit konventionellem Stufenheck, während Nummer drei zum verquollenen Van-Mutanten verkam. Folgerichtig sank die Nachfrage, 2009 war Schluss mit Toledo. Nun feiert die Modellbezeichnung ihr Comeback und zwar in Gestalt der spanischen Variante des Skoda Rapid.
Arm, aber anständig
In der namensgebenden Stadt wie auch im Rest Spaniens sind Toledo-Modelle noch weit verbreitet. Taxifahrer halten dort selbst der optisch obskuren dritten Generation die Treue, denn in diesem Gewerbe geht es um Platz. Viel Platz. Doch dazu später mehr, blicken wir zunächst auf die Optik von Toledo Nummer Vier. Er wirkt sachlich, aber äußerlich etwas flotter als sein Zwilling, der Skoda Rapid. Möglich machen das andere Scheinwerfer und größere Rückleuchten. Das Design des Toledo mag mancher langweilig finden, es zeigt aber, dass der Seat nichts vorgaukeln will. Ähnlich ist es auch im Innenraum: sachliche Strenge ohne Mätzchen, dabei aber durchaus elegant. Je nach Ausstattung werten Chromrahmen das Interieur auf, ebenso kann es zweifarbig gestaltet werden. Man darf freilich nicht zu viel erwarten, schließlich spielt der Toledo preislich eine Liga unter dem Seat Leon. Möglich macht es unter anderem die Verwendung harter Kunststoffe, deren Oberfläche immerhin teilweise genarbt ist.
Einfache Bedienung
Vorteile bietet das schlichte, aber sauber verarbeitete Ambiente bei der Bedienung. Überschaubare Ausstattungsoptionen bedeuten weniger Knöpfe, selbst mit allem Luxus an Bord reicht eine kurze Eingewöhnungsphase aus, die Fahrer von Autos des VW-Konzerns finden sich ohnehin sofort zurecht. Lediglich kleine Details nerven, so gibt es bei vier elektrischen Fensterhebern keine Knöpfe für die hinteren Heber in der Fahrertür, zudem geriet die Seat-spezifische Tachoskala arg unübersichtlich. Natürlich ist vieles im Cockpit eine Generation hinter den neuesten Konzern-Modellen, doch ein Nachteil muss das nicht sein: die Extras kosten weniger, die Bedienung ist einfach und die Komponenten sind millionenfach erprobt. Kurzum: Ein idealer Ort für alle, die kein Internet plus Mega-Touchscreen im Auto brauchen. Und das sind nicht wenige.
Raum-Schiff
Ein Traum für Taxifahrer und Familienväter ist der Bereich hinter der B-Säule: Ein Radstand von 2,60 Meter sorgt für enorm viel Beinfreiheit im Fond des Toledo. Wer sich noch an den ersten Toledo erinnert, dem wird die Art der Kofferraumöffnung bekannt vorkommen: Trotz Stufenheckoptik schwingt eine große Heckklappe nach oben. Sie wieder zu schließen, erfordert jedoch etwas Kraft. Während im Skoda Rapid eine Art Schlaufe das Zuziehen erleichtert, muss der Seat-Besitzer eine Griffmulde nutzen. Doch wir machen die Klappe noch nicht wieder zu, sondern blicken in die Tiefe des Kofferraumes. 550 Liter Gepäckvolumen können Ehen retten: Vier Paar Schuhe für fünf Tage Urlaub? Kein Problem, Liebling, nimm ruhig noch ein Paar mit! Werden die Rücksitze umgeklappt, steht einem ausgedehnten Shoppingtrip zum Möbelhaus nichts mehr im Weg.
Weniger ist mehr
Die Motorenauswahl im Seat Toledo besteht vorerst aus vier Benzinern und einem Diesel. Der von uns gefahrene 1.2 TSI mit 105 PS zeigt, dass hier keineswegs altmodische Aggregate aus dem VW-Konzernregal zum Einsatz kommen. Obwohl der Turbo-1200er auf nur knapp 1,2 Tonnen Leergewicht trifft, mangelt es ihm an Agilität im unteren Drehzahlbereich. Erst oberhalb von 2.000 Touren beißt der Motor herzhaft zu, weshalb recht oft zum Knüppel der leichtgängigen Sechsgang-Schaltung gegriffen werden muss. Akustisch spielt sich das Aggregat ab etwa 120 km/h in den Vordergrund, dann wird der Sparwille bei der Dämmung offenkundig. Doch selbst bei schnellem Tempo ist eine Unterhaltung möglich, eine unangenehm aufdringliche Art ist dem 1.2 TSI fremd. Abzuraten ist von der optionalen 17-Zoll-Bereifung, damit rollt der Toledo zu straff ab und die Hinterachse schlägt zu hart durch. Tipp: 16-Zöller reichen aus.
Faires Angebot
Sehen lassen kann sich der Verbrauch: Trotz hohem Autobahnanteil lagen wir mit durchschnittlich 6,2 Liter auf 100 Kilometer nicht weit weg vom offiziell mit 5,1 Liter angegebenem Werksverbrauch. Zusätzlich punkten kann der Seat Toledo 1.2 TSI mit 105 PS beim Preis-Leistungs-Verhältnis. Schon die einfache Ausstattungslinie namens Reference Salsa beinhaltet für 18.290 Euro ein Soundsystem, ein Multifunktionslenkrad sowie eine Klimaanlage und Parkpiepser hinten. Wer aber zum Beispiel hintere Fensterheber oder 16-Zoll-Alufelgen haben möchte, der sollte zur Style-Ausstattung greifen. In Verbindung mit dem 105-PS-Benziner werden hierfür 19.520 Euro aufgerufen. Sinnvolle Extras sind der Heckscheibenwischer, das mit 750 Euro relativ günstige Navi mit Fünf-Zoll-Farbbildschirm, die Klimaautomatik, das Safety-Paket mit Berganfahrassistent, die Einparkhilfe hinten und das Winter-Paket inklusive Sitzheizung vorne. Unter dem Strich stehen dann 21.395 Euro auf der Rechnung. Ein fairer Preis für ein faires Auto.