Praxistest: Peugeot 1007 1.4 75 Filou - Kleiner Schieber
Wer sich für den 1007 interessiert, der schaut weniger auf das Preisschild als auf die kompakten Dimensionen und auf Alltagstauglichkeit im engen Stadt- und Parkverkehr. Aber vor allem schaut er auf gute Ausstattung, pfiffige Ideen, reichlich Platz rings um den Fahrersitz - und auf den eingebauten Aha-Effekt. Um es gleich zu sagen: Er findet das alles bei dem kleinen Löwen.
Der Clou sind die beiden Türen: Der 1007 ist der einzige Personenwagen, den es serienmäßig nur mit Schiebetüren gibt. Nicht solche Wuchtteile wie beim klassischen VW-Bus, die man mit viel Schwung und Krawumm ins Schloss donnern musste. Beim 1007 funktioniert das vollelektrisch. Wahlweise ein kleiner Druck auf die Fernbedienungs-Taste im Schlüssel, ein kurzer Zug am Türgriff oder ein Betätigen der Wipptasten im Fahrzeuginneren: Schon gleiten die breiten Türen von drei Schienen gehalten fast lautlos und von selbst nach hinten. Langsam. Gute fünf Sekunden können einem ganz schön lang vorkommen. Sicher ist das System: Kommt den Schiebetüren auf ihrem Weg was in die Quere, stoppen sie sofort und gleiten gegebenenfalls wieder zurück.
Wer voll bepackt an allen Händen aus dem Supermarkt kommt, wird nicht nur im Schneetreiben die Fürsorge der dienstfertigen Türöffner zu schätzen wissen. Zudem eröffnen die Türen einen üppigen Einstieg. Kein Reingequetsche, keine Verrenkungen. Man gleitet fast von selbst auf die zudem recht hoch positionierten vorderen Sitze. Allein das schon macht den 1007 zu einem Auto nicht nur für junge Lifesylisten sondern auch für die, die heute politisch korrekt als "Senioren" bezeichnet werden. Vor allem aber: Die Schiebetüren machen den kleinen Peugeot außergewöhnlich parkplatztauglich. Keine Angst mehr, dass der Nachwuchs beim energischen Aussteigen mit der Tür teure Kerben in den Wagen nebenan haut. Und selbst jene Zeitgenossen, die ständig 1½ Parkplätze brauchen, sind kein Ärgernis mehr: Platz ist mit dem 1007 in der kleinsten Lücke. Man muss nur selbst noch zwischen Tür und Nachbar-Auto passen ...
Wenn man in dem kleinen Schieber dann erst mal drin sitzt, lernt man allerdings die kleinen Widrigkeiten des Konzepts kennen. Die B-Säule ist so weit nach hinten versetzt, dass man den Oberkörper ausgiebig drehen und mit den Händen lange angeln muss, bis man die Einsteckzunge des Sicherheitsgurtes erwischt. Und wenn es draußen regnet oder schneit, schließen sich die Türen zu langsam, als dass sich eine kleine Dusche verhindern ließe.
Ansonsten aber fühlt man sich im 1007 gleich zuhause. Die Sitze sind ordentlich. Der Platz nach oben und zur Seite erscheint fast schon üppig - auch dank der riesigen Seitenscheiben. Die Materialien wirken wertig, die Qualität sehr gut. Ausreichend Platz haben auch die Passagiere im Fond - wenn auch die Sitzflächen etwas kurz geraten sind. Irgendwo muss es also eng werden - bleibt nur noch der Kofferraum. Der ist mit einem Volumen von 178 Litern so knapp ausgefallen, dass nicht einmal ein Kasten Sprudel Platz hat. Aber der 1007 ist immerhin variabel. Sitzen hinten nur Kinder, lassen sich die Sitze um bis zu 23 Zentimeter nach vorne schieben. Das schafft Platz für den Wocheneinkauf samt Getränkekisten. Und ist man alleine unterwegs und klappt (was sehr einfach geht) alle übrigen Sitze um, stehen ikeataugliche 1048 Liter zur Verfügung. So oder so: Die Ladekante ist ungewohnt hoch geraten.
Üppig auch das Sicherheitskonzept. Sieben Airbags betten die Insassen bei Bedarf in Polster. ESP ist serienmäßig. Beim EuroNCAP-Crash hat der 1007 denn auch fünf Sterne abgeräumt.
Das alles - von den Elektromotoren für die Türen bis zu den starken Verstrebungen - verschafft dem 3,73 Meter kurzen und 1,62 Meter hohen Micro-Van allerdings ein Macro-Gewicht. Mit über 1,2 Tonnen ist er alles - nur kein Leichtgewicht. Bemerkbar macht sich das vor allem bei den Fahrleistungen. Der 1,4-Liter-Benzinmotor unseres Testwagens hatte seine heilige Mühe, den Kleinen in die Puschen zu treiben. 54 kW/73 PS sind zu wenig, wenn man öfters auch mal aus der Stadt heraus will. 14,4 Sekunden für den Spurt auf 100 km/h, eine Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h - die Zahlen lesen sich besser als sich die Realität im 1007 anfühlt. Im Stadtverkehr ist er immer flott dabei, hat keinerlei Probleme. Aber sobald die Tachonadel über 100 geht, wird es doch schon mühsam. Von 80 auf 120 km/h braucht er ganze 23,6 Sekunden. Das sorgt für einen nervösen Gasfuß - und für unseren Durchschnittsverbrauch von mehr als neun Liter Super.
Fahren lässt sich der 1007 problemlos und ausgewogen. Das Lenkrad ist griffig, die Lenkung präzise und gefühlvoll. Um die Kurven zieht er trotz des hohen Schwerpunktes sicher, mit den Holprigkeiten der Straße kommen das straffe Fahrwerk und die bequeme Federung komfortabel klar. Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Das ist beim Peugeot 1007 nicht anders. In der preiswertesten Version, unserem 1,4 Filou 75, kostet er schon 13.800 Euro. Nicht gerade wenig für ein Auto dieser Fahrzeugklasse. Und wer die "Sport"-Version mit 1,6-Liter-Benzinmotor und 109 PS will, muss satte 16.750 Euro hinlegen. Dafür gibt es auch schon einen ähnlich motorisierten VW Golf. Allerdings ohne elektrische Schiebetüren.
Quelle: Autoplenum, 2008-09-12
Autoplenum, 2008-01-24
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