Nissan Qashqai Acenta 1.6 dCi Test: kluge Wahl
Testbericht
Der neue Qashqai ist im Vergleich zum eher gerade geschnittenen Vorgänger optisch ein dynamischer Typ. Das fängt vorne mit den Dreizacks der LED-Tagfahrlichter und der markant gewölbten Motorhaube an und endet mit den bulligen Kotflügeln hinten. Die Cockpitlandschaft mit Applikationen in Klavierlackoptik spricht an. Die Dachlinie verläuft flacher als zuvor, was aber nicht schadet. Die 4,38 Meter lange und 1,81 Meter breite Karosse baut mit 1,59 Meter für SUV-Verhältnisse tief, aber der Kopfraum gehört trotzdem nicht zu den Problemzonen. Weder vorne, noch hinten. Selbst als sehr groß gewachsener mit 1,95 Meter Bauhöhe kommt man auf der Rücksitzbank ohne Bedrängnisse unter. Der neue Qashqai zählt, weil auch große Kinder kommod unterkommen, zur Gattung der bequemen Familienbeförderer.
Bedienung hat hier nichts mit bedient sein zu tun. Im Cockpit finden sich wenige, logisch angeordnete Schalter auf den Bedieninseln rund um den Fahrer. Der Schalter der elektrischen Parkbremse hat seinen Sitz vor dem Schalthebel, die Sitzheizungsschalter sind griffgünstig zwischen den Vordersitzen platziert. Die Schalter von Einparkhilfe und Start-Stop-System lassen sich blind, mit einem Griff links unterhalb des Lenkrads, finden. Die modernen neuen Fahrassistenzen machen das Leben sicherer: Die auch bei Dunkelheit ein helles und klares Bild auf dem 7-Zoll-Monitor aufspielende Rückfahrkamera beim Einparken wie der Spurhalteassistent als Warnsignal bei Ermüdung auf langer Autobahnfahrt. Die sekundären, aber wichtigen Anzeigen hat man gut im Blick. Die vor der Nase eingeblendete Tempobegrenzung, den Kompass im Display und die Navigationspfeile zwischen Drehzahlmesser und Tacho. Die Einblendung der C02-Einsparung vor jeder roten Ampel, wenn Start-Stop den Motor zeitweise abstellt, ist eher Augenwischerei. Das, was hier eingespart wird, hilft, da ein Motor im Leerlauf nur 0,5 bis 1,0 Liter in der Stunde verbraucht, vor allem den Herstellern weiter: bei der Schönrechnerei des Verbrauchs.
Die Abteilung Interior Design hat im neuen Qashqai wirklich gut mitgedacht und gearbeitet. Alles, was Ablagen und Ablegen betrifft, wirkt praxisnah. Das gut dimensionierte Handschuhfach genauso wie das doppelte Fach zwischen den Vordersitzen. Zwei vollwertige Flaschenhalter nehmen es mit Einliter-Flaschen auf. Dahinter finden unermüdliche Ableger noch ein offenes Ablagefach und vor dem Schalthebel eine weitere Ablageoption. Am meisten kommt dahinter im Kofferraum unter. 430 Liter in der Normalkonfiguration und 1.585 Liter, wenn die Rücksitzbank in die Horizontale geklappt wird. Maximal darf der Qashqai Acenta 1.6 dCi 1.960 Kilo befördern. Somit können 466 Kilo zugeladen werden.
Und wie kommt der neue Qashqai in Fahrt? Sehr leise, trotz Dieselei. Lediglich bei 1.300 Umdrehungen im dritten Gang – einem Tempo mit dem sich gut 30er-Zonen durchrollen lassen – schickt der Vierzylinder eine kurze Brummfrequenz in die Innenverkleidungen. Und beim Anfahren hängt der "R9M" manchmal spürbar durch, was sich gibt, wenn die 320 Nm bei 1.750 U/min kraftvoll an den Vorderreifen greifen. Bei 4.000 U/min machen dann 130 PS mobil. Viel verbraucht das alles nicht. 5,2 Liter innerorts, 3,9 Liter außerorts und 4,4 Liter im Mittel verspricht Nissan. Immer noch sparsame 6,0 Liter Diesel sind es im Test. Ohne dass langsam gefahren wird. In 9,9 Sekunden beschleunigt der Qashqai 1.6 dCi von Null auf 100 km/h. Mit maximal 190 km/h gleitet er über die Autobahn. Mit einem geschmeidigen Fahrwerk, einer sich gut an die Fahrsituation adaptierenden Servolenkung und angenehm laufruhig. Manchmal könnte man fast meinen, dass vorne ein Benziner arbeitet – ein großes Lob für ein Selbstzünder.
Und das für fair. Das mit dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis drängt sich beim Grundpreis des Acenta 1.6 dCi vielleicht nicht sofort auf, aber schnell bemerkt man, wie gut die Ausstattung ist. Im Acenta sind für 27.500 Euro sechs Airbags, das Reifendruckkontrollsystem, der Tempomat, die Zweizonen-Klimaautomatik, Radio-CD mit Bluetooth-Schnittstelle und USB-Port, 17 Zoll-Leichtmetallfelgen, die Einparkhilfe, die Fahrlichtautomatik, der Fernlicht- und Spurhalteassistent, die Verkehrszeichenerkennung und die Sitzheizung vorne inklusive. Nur das Navigationssystem samt Rückfahrkamera und einiger Goodies sowie die abnehmbare Anhängerkupplung kosten extra: 900 und 414 Euro.
Wenige Minuspunkte. Der Durchhänger des 1,6 Liter-Turbodiesels bei niedrigen Drehzahlen zählt dazu und ebenso die labile Haubenstützhalterung an der Unterseite der Motorhaube, die sichtbar nicht für die Ewigkeit gebaut ist. Die Navigation hätte den Stau ein, zwei Mal getrost etwas früher melden können und der Kunststoff um die Lenkradspeichen wirkt nicht hochwertig. Bis auf solche Kleinigkeiten macht es der neue Nissan Qashqai einem nicht leicht, ihn zu kritisieren und Nachteile aufzuspüren. Das ist und bleibt sein großer Vorteil. (Lothar Erfert)
Testwertung
Quelle: automobilmagazin, 2015-02-09
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