Neuvorstellung: Mercedes E Cabriolet - Im Auge des Sturms
Testbericht
Mercedes bändigt den Sturm im Cabrio. Für die neue offene Version der E-Klasse haben die Stuttgarter ein Konzept entwickelt, mit dem das herkömmliche aber nervige Windschott ersetzt wird.
Hardcore-Cabriosi werden wieder einmal den Untergang des Abendlandes wittern, wenn Mercedes-Benz im Frühjahr seine neue offene E-Klasse auf den Markt bringt. Nein, es liegt nicht am Stoffdach - das hat das neue Cabrio aus Stuttgart. Wenn auch eines, dass sich in Isolierung und Geräuschdämpfung nicht mehr viel von einem festen Dach unterscheidet. Der Sündenfall sitzt vielmehr oberhalb der Frontscheibe: Ein ausfahrbarer Windabweiser, der bei Bedarf selbst auf den hinteren Plätzen für den weitgehenden Erhalt der Föhnfrisur sorgt - noch bei Tempo 140 und offenem Verdeck.
Wer Cabriofahren als reines Vergnügen sieht und nicht als Teil des Überlebenstrainings bei den US Marines, der wird den auf gut Marketingdeutsch "AirCap" getauften Flügel schnell zu schätzen wissen. Nicht nur, dass er in dem viersitzigen Cabrio das fummelige Windschott überflüssig macht - er funktioniert auch verblüffend drastisch, wie ein Selbstversuch im Windkanal schnell zeigt. Mit hochgedrehten Scheiben lässt es sich im neuen E-Klasse-Cabrio bis Tempo 100 prima aushalten. Zumindest auf den vorderen Plätzen. Gut, der Wind zauselt auch schon an den Haaren. Aber bitte: Wen es jetzt schon verweht, der ist in einem Coupé eh besser aufgehoben. In der zweiten Reihe bläst es dagegen schon so heftig, dass der ohnehin notorisch quengelnde Nachwuchs noch quengeliger wird und schwört, künftig nicht einmal mehr zu McDonalds in diesem Auto mit zu fahren. Bei 140 km/h wird es auch vorne langsam ungemütlich - hinten ist es kaum noch auszuhalten. An eine gepflegte Unterhaltung ist gegen den Geräuschpegel nicht zu denken. Ein kurzer Druck auf die kleine Taste zwischen den Frontsitzen ändert alles. Vorne fährt der Wind auch bei großen Passagieren nur noch als leichtes Säuseln durchs Haar, hinten schwächt sich der Sturm zumindest bis auf Luftzug-Niveau ab. Die Geräuschkulisse schwindet, als habe jemand am Verstärker gedreht. Eine gepflegte Tonlage ersetzt das gegenseitige An-Gebrülle. Bis Tempo 200, verspricht Jörg Bartels, bei Mercedes für die Entwicklung des AirCap verantwortlich, funktioniere die Verständigung im offenen Auto ohne große Probleme.
An einem Dach aus Luft fürs Cabrio arbeitet Mercedes schon lange. So versuchten die Aerodynamiker bereits 1991 beim A 124, der damaligen offenen E-Klasse-Variante, den Wind mit einem aufsteckbaren Windabweiser an der Frontscheibe über die Köpfen der Passagiere hinweg zu leiten. Denn mit dem üblichen Windschott waren die Stuttgarter vor allem bei den großen Cabriolets nie so richtig glücklich. Die angewinkelten Gitterkonstukte, die mehr oder wenig fummelig hinter den vorderen Sitzen eingespannt wurden und dabei regelmäßig die Innenverkleidungen zerschrammten, machten aus dem Vier- ebenso regelmäßig einen Zweisitzer. Sie erlaubten nicht einmal die Nutzung der hinteren Bank als Gepäckablage und versperrten die freie Rundumsicht. Zusammengepackt flogen sie meist im ohnehin schon spärlichen Kofferraum herum und lagen immer dann unter Gepäck vergraben, wenn man sie gerade brauchte. Andererseits waren sie gefragt: Rund 90 Prozent der Cabrio-Käufer ordern ein Windschott aus der Zubehörliste. Mit AirCap hat die Fummelei nun ein Ende. Knopfdruck genügt - und der Fahrtwind ist gebändigt, der offene Viersitzer auch als Viersitzer nutzbar. Das System besteht aus zwei Komponenten. Einer um sechs Zentimeter ausfahrbaren Windlamelle mit Netz im Dachrahmen und einem kleinen Gitter zwischen den Kopfstützen der Rücksitze. Wird hinten ein Sicherheitsgurt angelegt, fahren die Kopfstützen mit dem Gitter hoch. Ein Druck auf den AirCap-Knopf fährt die Lamelle samt Netz aus. Verantwortlich dafür ist ein kleiner Elektromotor mit einem Durchmesser von 1,8 Zentimeter und einem Drehmoment von 6 Nm.
Im Stand und bei geschlossenem Dach lässt sich das Netz ebenfalls hochfahren und mit einem kräftigen Wasserstrahl von den eingesammelten Insekten reinigen. Mit rund 800 Euro extra schlägt AirCap in der Aufpreisliste zu Buche - in etwa doppelt so viel wie derzeit ein herkömmliches Windschott.
Der innovative Wind- und Fliegenfänger ist zwar die auffälligste, nicht aber die einzige Verbesserung, die Mercedes dem neuen, 4698 mm langen, 1786 mm breiten und 1402 mm hohen E-Klasse-Cabrio mit auf den Weg gegeben hat. Gefeilt haben die Ingenieure vor allem an Details. Verbessert wurde so zum Beispiel auch die optionale Nackenheizung AirScarf in den Vordersitzen. Sie lässt sich nun besser regeln und um bis zu 36 Grad nach oben oder unten schwenken. Zusammen mit dem Windschott sorgt sie dafür, dass die Passagiere in einer "Wärmeinsel" unterwegs sind und macht die offene E-Klasse zu einem Ganzjahres-Cabrio. Die Aerodynamiker sorgten zudem für einen Cw-Wert von 0,28 für das geschlossene und 0,34 für das offene Fahrzeug - unter anderem durch ein glattes, 23,5 Millimeter dickes Akustik-Verdeck, das nicht nur den Schall sondern auch die ansonsten wenig windschlüpfrigen Spriegel schluckt, eine als Diffusor ausgebildete Ersatzradmulde, eine Jalousie hinter dem Kühler, die immer dann die Luftzufuhr unterbindet, wenn kein besonderer Kühlungsbedarf für den Motor besteht und durch feine Spoilerlippen an den Heckleuchten.
Das Verdeck selbst läßt sich vollautomatisch binnen 20 Sekunden öffnen oder schließen, auch während der Fahrt bis 40 km/h. Bei offenem Auto legt sich die Stoffmütze in einer Wanne über dem Kofferraum zusammen. Der Laderaum bietet offen 300 Liter, geschlossen 390 Liter Stauraum.
Im Design lehnt sich das Cabrio eng an Limousine und Coupé an. Die Front ist vom Stoßfänger über die Kühlermaske bis in die Motorhaube hinein stark gepfeilt. Die Scheinwerfer sind schräger geschnitten, flacher und länger als bei der Limousine. Die indirekt illuminierten LED-Heckleuchten sind geteilt und reichen vom Heckdeckel weit in die Seitenwand hinein. Das E-Klasse Cabrio funktioniert als Viersitzer mit zwei Einzelsitzen hinten. Lange Strecken sind zumindest großen Erwachsenen dort nicht zu empfehlen - für Trips und Alltagsfahrten reicht der Platz allerdings allemal.
Unter der Fronthaube wird die komplette Auswahl der E-Klasse-Motoren mit vier, sechs und acht Zylindern zur Auswahl stehen und eine Leistungspalette von 150 kW/204 PS im E 250 CDI/CGI bis 285 kW/388 PS im E 500 Cabrio bieten. Für ein hohes Sicherheitsniveau sorgen unter anderem eine um 30 Prozent verbesserte Verwindungsteifigkeit, ein durch zwei zusätzliche Rohre in der A-Säule und gesteckte B-Säulen verbesserter Überrollschutz. Als erstes Mercedes-Cabrio bringt es zudem Kopfairbags mit. Ach ja: Das serienmäßige PreSafe-System sorgt im Cabrio auch dafür, dass bei einem drohenden Überschlag der AirCap-Flügel automatisch eingefahren wird.
Hardcore-Cabriosi werden wieder einmal den Untergang des Abendlandes wittern, wenn Mercedes-Benz im Frühjahr seine neue offene E-Klasse auf den Markt bringt. Nein, es liegt nicht am Stoffdach - das hat das neue Cabrio aus Stuttgart. Wenn auch eines, dass sich in Isolierung und Geräuschdämpfung nicht mehr viel von einem festen Dach unterscheidet. Der Sündenfall sitzt vielmehr oberhalb der Frontscheibe: Ein ausfahrbarer Windabweiser, der bei Bedarf selbst auf den hinteren Plätzen für den weitgehenden Erhalt der Föhnfrisur sorgt - noch bei Tempo 140 und offenem Verdeck.
Wer Cabriofahren als reines Vergnügen sieht und nicht als Teil des Überlebenstrainings bei den US Marines, der wird den auf gut Marketingdeutsch "AirCap" getauften Flügel schnell zu schätzen wissen. Nicht nur, dass er in dem viersitzigen Cabrio das fummelige Windschott überflüssig macht - er funktioniert auch verblüffend drastisch, wie ein Selbstversuch im Windkanal schnell zeigt. Mit hochgedrehten Scheiben lässt es sich im neuen E-Klasse-Cabrio bis Tempo 100 prima aushalten. Zumindest auf den vorderen Plätzen. Gut, der Wind zauselt auch schon an den Haaren. Aber bitte: Wen es jetzt schon verweht, der ist in einem Coupé eh besser aufgehoben. In der zweiten Reihe bläst es dagegen schon so heftig, dass der ohnehin notorisch quengelnde Nachwuchs noch quengeliger wird und schwört, künftig nicht einmal mehr zu McDonalds in diesem Auto mit zu fahren. Bei 140 km/h wird es auch vorne langsam ungemütlich - hinten ist es kaum noch auszuhalten. An eine gepflegte Unterhaltung ist gegen den Geräuschpegel nicht zu denken. Ein kurzer Druck auf die kleine Taste zwischen den Frontsitzen ändert alles. Vorne fährt der Wind auch bei großen Passagieren nur noch als leichtes Säuseln durchs Haar, hinten schwächt sich der Sturm zumindest bis auf Luftzug-Niveau ab. Die Geräuschkulisse schwindet, als habe jemand am Verstärker gedreht. Eine gepflegte Tonlage ersetzt das gegenseitige An-Gebrülle. Bis Tempo 200, verspricht Jörg Bartels, bei Mercedes für die Entwicklung des AirCap verantwortlich, funktioniere die Verständigung im offenen Auto ohne große Probleme.
An einem Dach aus Luft fürs Cabrio arbeitet Mercedes schon lange. So versuchten die Aerodynamiker bereits 1991 beim A 124, der damaligen offenen E-Klasse-Variante, den Wind mit einem aufsteckbaren Windabweiser an der Frontscheibe über die Köpfen der Passagiere hinweg zu leiten. Denn mit dem üblichen Windschott waren die Stuttgarter vor allem bei den großen Cabriolets nie so richtig glücklich. Die angewinkelten Gitterkonstukte, die mehr oder wenig fummelig hinter den vorderen Sitzen eingespannt wurden und dabei regelmäßig die Innenverkleidungen zerschrammten, machten aus dem Vier- ebenso regelmäßig einen Zweisitzer. Sie erlaubten nicht einmal die Nutzung der hinteren Bank als Gepäckablage und versperrten die freie Rundumsicht. Zusammengepackt flogen sie meist im ohnehin schon spärlichen Kofferraum herum und lagen immer dann unter Gepäck vergraben, wenn man sie gerade brauchte. Andererseits waren sie gefragt: Rund 90 Prozent der Cabrio-Käufer ordern ein Windschott aus der Zubehörliste. Mit AirCap hat die Fummelei nun ein Ende. Knopfdruck genügt - und der Fahrtwind ist gebändigt, der offene Viersitzer auch als Viersitzer nutzbar. Das System besteht aus zwei Komponenten. Einer um sechs Zentimeter ausfahrbaren Windlamelle mit Netz im Dachrahmen und einem kleinen Gitter zwischen den Kopfstützen der Rücksitze. Wird hinten ein Sicherheitsgurt angelegt, fahren die Kopfstützen mit dem Gitter hoch. Ein Druck auf den AirCap-Knopf fährt die Lamelle samt Netz aus. Verantwortlich dafür ist ein kleiner Elektromotor mit einem Durchmesser von 1,8 Zentimeter und einem Drehmoment von 6 Nm.
Im Stand und bei geschlossenem Dach lässt sich das Netz ebenfalls hochfahren und mit einem kräftigen Wasserstrahl von den eingesammelten Insekten reinigen. Mit rund 800 Euro extra schlägt AirCap in der Aufpreisliste zu Buche - in etwa doppelt so viel wie derzeit ein herkömmliches Windschott.
Der innovative Wind- und Fliegenfänger ist zwar die auffälligste, nicht aber die einzige Verbesserung, die Mercedes dem neuen, 4698 mm langen, 1786 mm breiten und 1402 mm hohen E-Klasse-Cabrio mit auf den Weg gegeben hat. Gefeilt haben die Ingenieure vor allem an Details. Verbessert wurde so zum Beispiel auch die optionale Nackenheizung AirScarf in den Vordersitzen. Sie lässt sich nun besser regeln und um bis zu 36 Grad nach oben oder unten schwenken. Zusammen mit dem Windschott sorgt sie dafür, dass die Passagiere in einer "Wärmeinsel" unterwegs sind und macht die offene E-Klasse zu einem Ganzjahres-Cabrio. Die Aerodynamiker sorgten zudem für einen Cw-Wert von 0,28 für das geschlossene und 0,34 für das offene Fahrzeug - unter anderem durch ein glattes, 23,5 Millimeter dickes Akustik-Verdeck, das nicht nur den Schall sondern auch die ansonsten wenig windschlüpfrigen Spriegel schluckt, eine als Diffusor ausgebildete Ersatzradmulde, eine Jalousie hinter dem Kühler, die immer dann die Luftzufuhr unterbindet, wenn kein besonderer Kühlungsbedarf für den Motor besteht und durch feine Spoilerlippen an den Heckleuchten.
Das Verdeck selbst läßt sich vollautomatisch binnen 20 Sekunden öffnen oder schließen, auch während der Fahrt bis 40 km/h. Bei offenem Auto legt sich die Stoffmütze in einer Wanne über dem Kofferraum zusammen. Der Laderaum bietet offen 300 Liter, geschlossen 390 Liter Stauraum.
Im Design lehnt sich das Cabrio eng an Limousine und Coupé an. Die Front ist vom Stoßfänger über die Kühlermaske bis in die Motorhaube hinein stark gepfeilt. Die Scheinwerfer sind schräger geschnitten, flacher und länger als bei der Limousine. Die indirekt illuminierten LED-Heckleuchten sind geteilt und reichen vom Heckdeckel weit in die Seitenwand hinein. Das E-Klasse Cabrio funktioniert als Viersitzer mit zwei Einzelsitzen hinten. Lange Strecken sind zumindest großen Erwachsenen dort nicht zu empfehlen - für Trips und Alltagsfahrten reicht der Platz allerdings allemal.
Unter der Fronthaube wird die komplette Auswahl der E-Klasse-Motoren mit vier, sechs und acht Zylindern zur Auswahl stehen und eine Leistungspalette von 150 kW/204 PS im E 250 CDI/CGI bis 285 kW/388 PS im E 500 Cabrio bieten. Für ein hohes Sicherheitsniveau sorgen unter anderem eine um 30 Prozent verbesserte Verwindungsteifigkeit, ein durch zwei zusätzliche Rohre in der A-Säule und gesteckte B-Säulen verbesserter Überrollschutz. Als erstes Mercedes-Cabrio bringt es zudem Kopfairbags mit. Ach ja: Das serienmäßige PreSafe-System sorgt im Cabrio auch dafür, dass bei einem drohenden Überschlag der AirCap-Flügel automatisch eingefahren wird.
Quelle: Autoplenum, 2009-12-13
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