30. Mai 2013
München, 31. Mai 2013 - Eines ist sicher: Keine Meinung kann man zum Hyundai Veloster nicht haben. Der Koreaner polarisiert. Die einen empfinden das außergewöhnliche Sportcoupé als überdesigned und knubbelig, für die anderen ist der Veloster eine angenehme Abwechslung zum Design-Einheitsbrei à la VW und Co.
Neuer Motor Angekreidet wurde dem Veloster neben seinem Blechgewand seit der Markteinführung 2011 auch sein freudloser 1,6-Liter-Benziner, der einfach nicht zum sportlichen Anspruch des Viertürers passen wollte. Nun hat Hyundai reagiert und dem Veloster einen Turbo-Motor verpasst, der 186 PS aus ebenfalls 1,6 Liter Hubraum generiert - 46 PS mehr als der Sauger.
Äußerliche VeränderungenAuch als Turbo-Variante kennzeichnet den Veloster vor allem sein ausgefallenes Türkonzept. Während auf der Fahrerseite eine einzige große Tür den Einstieg zum Fahrersitz freigibt, ermöglichen zwei Türen auf der Beifahrerseite den Fondpassagieren den Zugang zur Rückbank. Anders als das Basismodell ist der Neuling mit einem komplett schwarzen Kühlergrill, einer zusätzlichen Spoilerlippe und runden Nebelscheinwerfern ausgestattet. Auch die Endrohre des mittig sitzenden Doppelauspuffs sind rund statt wie bisher eckig. Zudem weisen die 18-Zoll-Felgen mit eigenständigem Design den Veloster als Turbo-Sportler aus. Im Innenraum unterstreicht die Alu-Pedalerie den sportlichen Charakter.
Drehfreudiger Motor Der Turbo-Veloster macht auf Anhieb Spaß. Der Motor überzeugt mit kräftigem Durchzug im Drehzahlkeller und ein maximales Drehmoment von 265 Newtonmetern, das über ein breites Drehzahlband von 1.500 bis 4.500 Umdrehungen anliegt. Die Beschleunigung ist spritzig, 200 km/h erreicht der Power-Veloster willig, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 214 km/h. Ein Vorteil im Innenstadtverkehr: 30 km/h sind problemlos im dritten Gang machbar. Das Fahrwerk ist straff abgestimmt, wie es sich für einen Sportler gehört, die Dämpfereinstellungen passen: Wankbewegungen in den Kurven sind kaum wahrnehmbar. Der Sound enttäuscht Bei all der Freude über den munteren Motor sorgt dessen Sound für eine der wenigen Enttäuschungen. Statt temperamentvoll zu brabbeln und zu dröhnen, klingt der Turbo-Veloster kaum anders als ein Durchschnitts-Hundai. Von einem spritzigen Sportcoupé erwartet man mehr. Auch bei der Schaltung besteht Verbesserungsbedarf, der Schaltknauf wandert recht hakelig durch die Gänge. Exzentrischer Innenraum Der Innenraum präsentiert sich ähnlich exzentrisch wie das Blechkleid des leicht skurrilen Koreaners. Die Mittelkonsole erinnert an einen Alien-Kopf und dominiert das Armaturenbrett. Unnötig scheinen die rechts und links vom Schalthebel angebrachten Haltegriffe. Trotz Turbomotor wird sich kaum ein Passagier nach vorne gebeugt daran klammern (müssen). Ähnlich wenig durchdacht wirken die Griffe in der Türverkleidung. Zwar lässt sich damit die Türe zuziehen, dafür behindern sie die Bedienung der Fensterheber und schränken die Nutzung der Armablagen ein. Der Bildschirm des Infotainment-Systems ist auf gleicher Höhe wie die Rundinstrumente untergebracht und überzeugt durch eine ansprechende Grafik.
Beschränktes Platzangebot In der ersten Reihe sitzt es sich als normal große Redakteurin angemessen bequem, die Rückbank ist allerdings nur für Personen unter 1,60 Meter geeignet. Der Zustieg klappt durch die zweite Tür auf der Beifahrerseite zwar problemlos und auch die Beine finden ausreichend Platz. Aufrecht sitzen ist aber schon bei 1,74 Meter quasi nicht möglich. Die beim Rückbank-Test eingenommene Haltung mit dem Kopf irgendwo zwischen Kopfstütze und Heckscheibe sorgt dafür für ungeahnte Perspektiven. In den Blick fällt vor allem der mit einem geometrischen Muster bezogene Dachhimmel, der bei längerer Betrachtung sicherlich hypnotisch wirkt. Schwierige Sicht So richtig klar wird außerdem, wie weit die Heckscheibe des Velosters ins Dach gezogen ist. Diese lange, aber auch sehr flache Scheibe ermöglicht einen wunderbaren Blick in den Himmel, mit der Sicht nach hinten sieht es allerdings ganz schön mau aus. Besonders, weil ein Querbalken und die extrabreiten C-Säulen für zusätzliche Einschränkungen sorgen. Elektronische Hilfe ist beim Parken daher vonnöten. Parkpiepser gibt es für den Turbo ab Werk, die Rückfahrkamera kostet im Paket mit dem Navigationssystem 1.520 Euro.
Fazit
Der Veloster ist ein leicht skurriler aber äußerst sympathischer Paradiesvogel, dem bisher der passende Motor zum bulligen Aussehen fehlte. Mit dem aufgeladenen Benziner ist der exotische Koreaner nun endlich so schnell, wie er aussieht und überzeugt durch muntere Drehfreude. Die 4.700 Euro Aufpreis im Vergleich zum Basis-Veloster sollte man in jedem Fall investieren. + Spritziger Motor, straff abgestimmtes Fahrwerk, direkte Lenkung, pfiffiges Design - Kümmerlicher Sound, schlechte Rundumsicht, Rückbank aufgrund der eingeschränkten Kopffreiheit nur für Kinder geeignet