Mercedes CL 500 - Wie Gott in Frankreich
Testbericht
Wo würde die exklusive Mercedes CL-Klasse besser hinpassen als an die mondäne Cote d‘Azur? Umringt von Luxushotels, Villen und imposanten Yachten kommt das Luxuscoupé aus dem Hause Mercedes-Benz stilechter denn je zur Geltung.
Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung. Auf der Croisette blitzen die ersten Sonnenstrahlen hinter den Häusern hervor; es geht es geruhsam zu. Jogger stählen ihre Körper, betagte Damen führen die animalischen Spielzeuge mit Leinenzwang aus und die ersten Straßencafés öffnen ihre Türen. Es ist Bootsshow in Cannes – wie jeden Sommer. Nicht ganz so exklusiv und bei weitem nicht so gigantisch wie das Pendant im amerikanischen Newport, aber unweit von Nizza und Monte Carlo gelegen allemal einer der Hotspots der ausklingenden Yachtsaison. Auf dem Parkplatz unweit von Casino und Filmpalais parken wie jeden Morgen Luxusportwagen und Edellimousinen um die Wette. Der silbergraue Mercedes CL 500 fällt hier neben Porsche 911, Lamborghini-Spielzeugen, brüllenden Ferraris und dunklen Maseratis kaum nennenswert auf. Im Gegenteil. Man könnte sich kaum einen besseren Platz für das Luxuscoupé aus Stuttgarter Produktion vorstellen. Eine Nobellimousine, der eigentlich nur eines fehlt: zwei Türen im Fond.
Überhaupt ist der Unterschied zur Mercedes S-Klasse an sich marginal. Die viertürige Version als Aushängeschild deutscher Automobilbaukunst gibt es auch als sparsamen Diesel oder mit Hybridantrieb. Wer unbedingt will, kann seine S-Klasse sogar mit acht oder zwölf Zylindern in sportiver AMG-Staffage bestellen. Bei der bekanntermaßen wenig juvenilen CL-Kundschaft geht es bodenständiger zu. Kein Diesel, kein Sechszylinder, kein Hybrid – keine Spielereien. In Untertürkheim und Möhringen weiß man um die erlauchte Kundschaft zwischen München, Orange County und Tokio, für die Geld kaum eine Rolle spielt. Die Kinder sind seit Jahr und Tag aus dem Haus und man war erfolgreich „im Gschäft“ wie man im Schwabenland sagt. Da gönnt man sich gerne einen exklusiven Mercedes CL. Wer so richtig auf den Putz hauen möchte, ordert auch hier die Sportversionen von AMG. Doch das beste Paket ist nach der aktuellen Modellpflege das Basismodell CL 500. Wer sich hier aus Imagegründen noch für einen Zwölfzylinder entscheidet, ist selbst schuld.
Das neue V8-Triebwerk des CL 500 ist das Beste, was die Motorenabteilung von Mercedes in den letzten Jahren auf die Räder gestellt hat. 4,7 statt 5,5 Litern Hubraum und Doppelturbo statt Sauger bedeuten unter anderem 435 statt 388 PS. Die Laufruhe des CL 500 ist schlichtweg grandios, die Leistungsentfaltung nicht weniger als atemberaubend. War bislang nur BMW in der Lage derartige Triebwerke zu entwickeln, so fährt sich Mercedes nach Jahren der motorischen Dürre endlich wieder einmal an die Spitze. Getreu dem neuen Markenmotto: das Beste oder nichts. 700 Nm Drehmoment werden auch in Cannes und Nizza mit einem zufriedenen Nicken wahrgenommen. Leise, komfortabel und aufreizend luxuriös war der CL schon vorher. Doch fehlte gerade dem V8-Triebwerk das rechte Maß an Enthusiasmus, den die Ingenieure nun mit überraschend viel Herzblut in die Entwicklung des neuen Motors gelegt haben.
0 auf 100 km/h in fünf Sekunden und eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h sind das, was man an der Cote d‘Azur von einem Luxuscoupé, das sich auch gegen Aston Martin DB9 oder den neuen Bentley Continental GT behaupten muss, erwartet. Dort wo Geld keine nennenswerte Rolle spielt, dürfte der Durchschnittsverbrauch von 9,5 Litern Super auf 100 Kilometern nicht mehr als eine angenehme Randerscheinung sein. Man muss weniger tanken. Doch bei deutlich mehr Leistung und weitaus besserer Kraftentfaltung dürften auch Cote-d’Azur-Stars wie Ex-Actrice Brigitte Bardot, mittlerweile Tier- und Umweltaktivistin, anerkennend die Augenbrauen hochziehen. Schließlich sorgen beim CL Start-Stopp-Automatik, doppelte Turboaufladung, neu abgestimmte Nebenaggregate und eine regeneratives Bremssystem für eine Verbrauchsersparnis von 25 Prozent.
Das Triebwerk ist im unteren und mittleren Drehzahlbereich so leise, dass es beim Cruisen auf der Croisette kaum auffällt, wenn der Achtzylinder beim Stopp an Fußgängerüberweg oder Ampelkreuzung ausgeht, um Sekundenbruchteile später wieder zu neuem Leben zu erwecken. So sportlich und effizient das neue Triebwerk auch sein mag, auch die modellgepflegte CL-Klasse taugt nicht zum Sportwagen. Dafür ist das Fahrzeuggewicht mit deutlich über zwei Tonnen einfach zu massig, der Schwerpunkt zu hoch und die Federung zu komfortabel. Das bei aller Luxusausstattung wie klimatisierten Ledersitzen, Sprachbedienung, unzähligen Assistenzsystemen, intelligenten Lichtmodulen oder Allradantrieb bei einem solchen Auto sogar noch ein Bildschirm-Navigationssystem als Extra bestellt werden muss, ist schon angesichts des Einstiegspreise von 118.346 Euro schlicht peinlich. Auch wenn viele den Mercedes CL 500 gerade an der Cote d‘Azur nur auf dem Weg von der eigenen Residenz zum Golf- oder Yachtclub nutzen. Falls es im Winter einmal in die Seealpen oder nach Sankt Moritz geht, empfiehlt sich der optionale Allradantrieb. Dann erhöht sich der Preis des CL 500 auf mindestens 123.463 Euro.
Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung. Auf der Croisette blitzen die ersten Sonnenstrahlen hinter den Häusern hervor; es geht es geruhsam zu. Jogger stählen ihre Körper, betagte Damen führen die animalischen Spielzeuge mit Leinenzwang aus und die ersten Straßencafés öffnen ihre Türen. Es ist Bootsshow in Cannes – wie jeden Sommer. Nicht ganz so exklusiv und bei weitem nicht so gigantisch wie das Pendant im amerikanischen Newport, aber unweit von Nizza und Monte Carlo gelegen allemal einer der Hotspots der ausklingenden Yachtsaison. Auf dem Parkplatz unweit von Casino und Filmpalais parken wie jeden Morgen Luxusportwagen und Edellimousinen um die Wette. Der silbergraue Mercedes CL 500 fällt hier neben Porsche 911, Lamborghini-Spielzeugen, brüllenden Ferraris und dunklen Maseratis kaum nennenswert auf. Im Gegenteil. Man könnte sich kaum einen besseren Platz für das Luxuscoupé aus Stuttgarter Produktion vorstellen. Eine Nobellimousine, der eigentlich nur eines fehlt: zwei Türen im Fond.
Überhaupt ist der Unterschied zur Mercedes S-Klasse an sich marginal. Die viertürige Version als Aushängeschild deutscher Automobilbaukunst gibt es auch als sparsamen Diesel oder mit Hybridantrieb. Wer unbedingt will, kann seine S-Klasse sogar mit acht oder zwölf Zylindern in sportiver AMG-Staffage bestellen. Bei der bekanntermaßen wenig juvenilen CL-Kundschaft geht es bodenständiger zu. Kein Diesel, kein Sechszylinder, kein Hybrid – keine Spielereien. In Untertürkheim und Möhringen weiß man um die erlauchte Kundschaft zwischen München, Orange County und Tokio, für die Geld kaum eine Rolle spielt. Die Kinder sind seit Jahr und Tag aus dem Haus und man war erfolgreich „im Gschäft“ wie man im Schwabenland sagt. Da gönnt man sich gerne einen exklusiven Mercedes CL. Wer so richtig auf den Putz hauen möchte, ordert auch hier die Sportversionen von AMG. Doch das beste Paket ist nach der aktuellen Modellpflege das Basismodell CL 500. Wer sich hier aus Imagegründen noch für einen Zwölfzylinder entscheidet, ist selbst schuld.
Das neue V8-Triebwerk des CL 500 ist das Beste, was die Motorenabteilung von Mercedes in den letzten Jahren auf die Räder gestellt hat. 4,7 statt 5,5 Litern Hubraum und Doppelturbo statt Sauger bedeuten unter anderem 435 statt 388 PS. Die Laufruhe des CL 500 ist schlichtweg grandios, die Leistungsentfaltung nicht weniger als atemberaubend. War bislang nur BMW in der Lage derartige Triebwerke zu entwickeln, so fährt sich Mercedes nach Jahren der motorischen Dürre endlich wieder einmal an die Spitze. Getreu dem neuen Markenmotto: das Beste oder nichts. 700 Nm Drehmoment werden auch in Cannes und Nizza mit einem zufriedenen Nicken wahrgenommen. Leise, komfortabel und aufreizend luxuriös war der CL schon vorher. Doch fehlte gerade dem V8-Triebwerk das rechte Maß an Enthusiasmus, den die Ingenieure nun mit überraschend viel Herzblut in die Entwicklung des neuen Motors gelegt haben.
0 auf 100 km/h in fünf Sekunden und eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h sind das, was man an der Cote d‘Azur von einem Luxuscoupé, das sich auch gegen Aston Martin DB9 oder den neuen Bentley Continental GT behaupten muss, erwartet. Dort wo Geld keine nennenswerte Rolle spielt, dürfte der Durchschnittsverbrauch von 9,5 Litern Super auf 100 Kilometern nicht mehr als eine angenehme Randerscheinung sein. Man muss weniger tanken. Doch bei deutlich mehr Leistung und weitaus besserer Kraftentfaltung dürften auch Cote-d’Azur-Stars wie Ex-Actrice Brigitte Bardot, mittlerweile Tier- und Umweltaktivistin, anerkennend die Augenbrauen hochziehen. Schließlich sorgen beim CL Start-Stopp-Automatik, doppelte Turboaufladung, neu abgestimmte Nebenaggregate und eine regeneratives Bremssystem für eine Verbrauchsersparnis von 25 Prozent.
Das Triebwerk ist im unteren und mittleren Drehzahlbereich so leise, dass es beim Cruisen auf der Croisette kaum auffällt, wenn der Achtzylinder beim Stopp an Fußgängerüberweg oder Ampelkreuzung ausgeht, um Sekundenbruchteile später wieder zu neuem Leben zu erwecken. So sportlich und effizient das neue Triebwerk auch sein mag, auch die modellgepflegte CL-Klasse taugt nicht zum Sportwagen. Dafür ist das Fahrzeuggewicht mit deutlich über zwei Tonnen einfach zu massig, der Schwerpunkt zu hoch und die Federung zu komfortabel. Das bei aller Luxusausstattung wie klimatisierten Ledersitzen, Sprachbedienung, unzähligen Assistenzsystemen, intelligenten Lichtmodulen oder Allradantrieb bei einem solchen Auto sogar noch ein Bildschirm-Navigationssystem als Extra bestellt werden muss, ist schon angesichts des Einstiegspreise von 118.346 Euro schlicht peinlich. Auch wenn viele den Mercedes CL 500 gerade an der Cote d‘Azur nur auf dem Weg von der eigenen Residenz zum Golf- oder Yachtclub nutzen. Falls es im Winter einmal in die Seealpen oder nach Sankt Moritz geht, empfiehlt sich der optionale Allradantrieb. Dann erhöht sich der Preis des CL 500 auf mindestens 123.463 Euro.
Quelle: Autoplenum, 2010-09-12
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