James Bonds Aston Martin - Agenten-Renner unterm Hammer
Dieses Auto hatte früher jeder Junge in seiner Spielzeugkiste: Aston Martin DB5, komplett mit Sprungfeder-Schleudersitz. Stundenlang fegte man mit James Bonds Dienstwagen über den Teppich, jagte in der Fantasie die Schergen von Goldfinger oder Largo zum Teufel und schoss kleine Plastikpüppchen mit dem Schleudersitz durch die Luft, bis sie irgendwann im Staubsauger verschwanden. Neben dem DB5 geriet Sean Connery in „Goldfinger“ und „Feuerball“ fast zur Nebenrolle, der Wagen ist bis heute das berühmteste Filmauto aller Zeiten. 1966 besuchte sogar die Queen höchstpersönlich das Aston Martin-Werk und bewunderte das dort ausgestellte Filmauto. Als Geschenk für Prinz Andrew erhielt die Queen ein elektrisches Kinderauto im DB5-Design, komplett mit allen Extras wie Nummernschild-Wechsler und Rauch-Generator. Der kleine Prinz dürfte damit die Butler im Buckingham-Palast zur Verzweiflung gebracht haben.
Wer ein paar Millionen übrig hat, kann am 27. Oktober alle Spielzeugautos einmotten und sich das Original zulegen. Das Auktionshaus RM Auctions versteigert bei der Auktion „Automobiles of London“ nämlich das letzte bekannte Filmauto aus „Goldfinger“. Der Wagen mit dem Kennzeichen FMP 7B, der Lackierung in „Silver Birch“ und dem schwarzen Lederinterieur war nach Recherchen von RM Auctions das Auto, das in den meisten Fahrszenen des Films zum Einsatz kam – etwa auf dem Golfplatz des Stoke Park Club, als Bond seinen Gegner Goldfinger zum ersten Mal trifft, oder bei seiner Tour durch die Schweizer Berge. Die ganzen Bond-typischen Extras wurden allerdings erst später eingebaut.
Und davon hat der DB5 eine Menge: Zwei 7,6 mm Maschinengewehre hinter den Frontblinkern etwa, die natürlich nicht funktionstüchtig sind. Dazu kommen ein kugelsicheres Schutzschild zum Ausfahren im Kofferraum und der Schleudersitz für unliebsame Beifahrer, bedienbar über einen geheimen Knopf im Schalthebel. Für die entspannte Fahrt in den Feierabend stehen ausfahrbare Metallklingen zum Aufschlitzen gegnerischer Reifen parat. Selbst das Navigationssystem nahmen die Bond-Macher 1964 schon vorweg: Der Aston hat eine Peilvorrichtung samt Kartendarstellung auf einem Bildschirm, um Übeltätern auf den Fersen zu bleiben. In „Goldfinger“ versprüht der Aston auf Knopfdruck einen Ölteppich, auf dem die Bösewichter ins Schleudern geraten. In „Feuerball“ spritzt dagegen ein Wasserstahl aus dem Heck, um zwei herbei rennende Schurken von den Füßen zu holen.
Der Wagen sei „extrem original“, so ein Sprecher des Auktionshauses. Seit den 60er Jahren wurde er nicht verändert, nun aber zaghaft restauriert und vor allem mit einer Motorrevision des 282 PS starken Sechszylinders wieder fahrbereit gemacht. 1969 war der Wagen von Aston Martin für 12.000 Dollar an den Amerikaner Jerry Lee verkauft worden, der ihn seitdem nur selten öffentlich zeigte. Der Erlös der Versteigerung kommt der Jerry Lee-Stiftung zugute, die sich um die Bekämpfung von Armut und Kriminalität kümmert. „Der Wagen hat mir in den vergangenen 40 Jahren viel Freude bereitet“, so Jerry Lee, „und das wird er auch weiter tun, weil er nun die Mission unserer Stiftung vorantrieben kann.“ Experten von RM Auctions schätzen, dass der Hammer erst bei 3,5 Millionen Pfund fallen wird – umgerechnet rund 4,2 Millionen Euro.
Der DB5 war in den 60er Jahren nicht nur für die noch junge Bond-Filmreihe, sondern auch für Aston Martin ein gigantisches PR-Instrument. Mike Ashley, damals Europa-Verkaufsleiter von Aston Martin Lagonda, ging mit dem Auto auf Promotion-Tour. Dabei führte er der Presse auch Gadgets vor, die im Film gar nicht auftauchten: Ein Telefon in der Fahrertür, ausfahrbare Rammstangen, eine Vorrichtung zum Abwurf von Nägeln oder eine Schublade unter dem Sitz, in der Bond seine Waffen verstauen konnte. Da der zur Versteigerung kommende DB5 all diese Extras und zudem rund 30.000 Meilen auf dem Tacho hat, dürfte auch er bei den Promotion-Touren dabei gewesen sein.
Insgesamt wurden vier DB5 mit Bond-Extras gebaut. Der edle Sportwagen tourte durch die ganze Welt, etwa zur Pariser Automesse 1964 und zur US-Premiere des Films in New York. In Frankreich narrte Mike Ashley sogar die Gendarmerie. Er raste in hohem Tempo an der Polizei vorbei, die über Funk ihre Kollegen verständigten. An der nächsten Straßensperre bediente Ashley den Nummernschild-Wechsler und war aus dem Schneider – die Gesetzeshüter hielten Ausschau nach einem englischen Kennzeichen, doch der Aston trug jetzt Schweizer Nummernschilder.
Wer den Aston Martin mit eigenen Augen betrachten will, bevor er vielleicht auf Nimmerwiedersehen in der Sammlung eines reichen Scheichs verschwindet, sollte im Juni im altehrwürdigen Stoke Park Club vorbeischauen. Dort wird der DB5 vor historischer Kulisse präsentiert. Schwarze Krawatte ist Pflicht. Und wahrscheinlich gibt es ganz viele Martinis – natürlich geschüttelt, nicht gerührt.
Quelle: Autoplenum, 2010-06-04
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