Abarth 595 Competizione im Test mit technischen Daten und Preisen
Klein, kugelig und süß - das sind wohl die drei Adjektive, die beim Fiat 500 zuerst in den Sinn kommen. Auf die normale Brot-und-Butter-Version des Kult-Italieners mag das auch zutreffen. Nicht jedoch auf den scharfen Abarth 595 Competizione, der kürzlich einem Facelift unterzogen wurde. Wir sind den munteren Kraftzwerg gefahren.
Wilde Optik für extravagante Fahrer
Ich bin mir ziemlich sicher: Eigentlich war der 595 Competizione von Abarth als scherzhafte Karikatur auf den normalen Fiat 500 gedacht. Anders kann man sich die breiten Schürzen, die großen Leichtmetallfelgen und die vier - völlig übertriebenen - Endrohre nicht erklären. Aber es sieht einfach cool aus. Ein als Frauenauto verschrienes Lifestyle-Objekt wird in den Händen der 1949 von Carlo Abarth gegründeten Firma zum muskelbepackten Power-Winzling. Mit dem Facelift wurden die Stoßfänger an Front und Heck dem Design des neuen 124 Spider angepasst - noch breiter und noch stämmiger. Understatement? Keine Spur. Der 595 Competizione tritt auf wie Gianluigi Buffon im Trikot der "Squadra Azzurra".
Geniales Cockpit
Aber der 595 Competizione kann auch mit inneren Werten glänzen. Öffnet man die Fahrertür, fällt der Blick im besten Fall - je nach Ausstattung - auf wundervolle Carbon-Vollschalensitze von Sabelt. Die sind zwar extrem hoch montiert und man fühlt sich, als hätte man im 595 von 1968 Platz genommen, genügend Kopffreiheit ist aber dank der kugeligen Karosserieform kein Problem - selbst bei rund 1,90 Meter. Das Cockpit ruft gemischte Gefühle hervor. Hartplastik aus dem Fiat 500 dominiert weite Teile des Armaturenbretts, nicht gerade eine Augenweide. Die Abarth-Details machen das allerdings wett. Ein Sportlenkrad aus Carbon mit Alcantara-Bezug und Mittenmarkierung, ein massiver Alu-Schaltknauf, Abarth-Alu-Pedale und die einfach genialen Carbon-Vollschalen: Stilbewusstsein ist eben doch eine italienische Tugend.
Genug geschwärmt, lassen Sie uns eine Runde drehen. An die Sitzposition - Typ: "Affe auf Schleifstein" - hat man sich relativ schnell gewöhnt. Startet man den kleinen 1,4-Liter-Turbomotor, meldet sich sofort die "Record Monza"-Sportabgasanlage zu Wort. Heiser, dumpf und ein wenig bassig massiert der 595 schon im Stand die Gehörgänge mit einem sympathischen Blubber-Sound. Geschaltet wird der 595 Competizione über ein manuelles Fünfgang-Getriebe, das im Innenraum in einem wunderbar massiven Alu-Knauf endet. Die Wege sind kurz, die Position des Schalthebels genau richtig, um ein paar Gangwechsel schnell aus der Hüfte zu schießen. Wird das "Performance Paket" für 2.890 Euro geordert, wandert ein mechanisches Sperrdifferenzial aus dem Topmodell "Biposto" in den Competizione, das die kleine Knutschkugel in eine winzige Rennsemmel verwandelt.
Spaßiger Motor
Der Vierzylinder-Turbo leistet im 595 Competizione 180 PS und beschleunigt die 1.165 Kilogramm in 6,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Die 250 Newtonmeter zerren dank Sperrdiff herrlich an der Vorderachse und betteln in jeder Kurve darum, endlich von der Leine gelassen zu werden. Dabei tanzt die Nadel auf der großen Ladedruckanzeige neben dem zentralen Drehzahlmesser besonders im Nassen mit dem ESP-Lämpchen um die Wette. Wer hätte gedacht, dass ein Fiat 500 dermaßen zubeißen könnte? Unter Last schiebt der 595 mit einem Mix aus Turbopfeifen, Auspuffbollern und Ansaugrauschen nach vorne und scheint die Straße vor sich in seine großen Luftöffnungen ziehen zu wollen. Die gelebte Extravaganz dieses Mini-Italos ist einfach ansteckend spaßig.
Kleiner Dynamiker
Ein kurzer Radstand, ein tiefer Schwerpunkt - dank Koni-FSD-Fahrwerk - und eine ultradirekte Lenkung machen den Competizione zum Kurvenkünstler. Anfängliche Bedenken, der 595er könne dank der hohen Karosserie und der schmalen Spur einfach umfallen, verfliegen schneller, als Sie "Molto bene!" rufen können. Die Vorderachse zieht den Abarth unter Last dank der Differenzialsperre in die Kurve hinein, ein wenig reißt es dabei im Lenkrad. Deutet sich spaßraubendes Untersteuern an, reicht ein kurzes Lupfen des Spaßpedals und das Heck rückt die Welt wieder gerade.
Am anderen Ende der Schnellvorlauf-Welt des Abarth 595 Competizione wartet eine Vierkolben-Bremsanlage aus dem Hause Brembo auf ihren Auftritt. Die beißt auf gelochte, innenbelüftete und schwimmend gelagerte Scheiben. Hat sich Kleinstwagen-Verzögern je nach mehr Spaß angehört? Die Negativbeschleunigung ist hervorragend - zu jeder Zeit, an jedem Ort. Selbst nach exzessivem Kurvenräubern stellen sich kein Fading oder ähnliche Spielverderber ein.
Abarth oder Mini?
Kommen wir zum letzten Abschnitt. Dieser trägt den Titel "Warum sollte ich mir einen 595 Competitzione und keinen Mini Cooper S kaufen?". Eine berechtigte Frage. Beide Autos strahlen auf den ersten Blick Lifestyle, Niedlichkeit und Oh-das-ist-doch-ein-Frauenauto aus, sind aber ernstzunehmende Fahrspaßgaranten. Der Abarth 595 Competizione startet bei 24.790 Euro, der Mini Cooper S bei 24.100 Euro. Dafür kommt der Abarth serienmäßig mit viel Carbon und Alu im Innenraum, einer echten Rennsportbremse und einer kernigeren Abgasanlage. Klar, das Infotainment ist nicht auf dem Level des iDrive-Systems aus dem BMW-Baukasten, aber definitiv mehr als zu gebrauchen. Wer also Wert auf einen extravaganten Kleinstwagen mit Rennstreckenpotenzial und selbstbewusstem Auftreten legt, sollte definitiv zum 595 Competizione greifen.
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Manuell |
Motor Bauart: | Ottomotor mit Turboaufladung |
Hubraum: | 1.368 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 132 kW (180 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 250 Nm bei 3.000 UPM |
Quelle: auto-news, 2016-10-25
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