14. Dezember 2011
Florenz, 14. Dezember 2011 - Na endlich, Subaru in Japan hat einen Designer angestellt, meinten böse Zungen, als sie das neue Kompakt-SUV namens XV erstmals gesehen hatten. Nun, das ist natürlich böse und übertrieben, es hat sich bei dem japanischen Allradspezialisten in den letzten Jahren schon einiges in Sachen Design getan. Keinesfalls sind das noch die Autos nur für Angler und Jäger, so wie früher. Doch der XV sticht aus dem Subaru-Angebot raus, er ist so richtig schick geworden. "Crossover" nennen ihn die Marketing-Experten, er sei der Wagen für das "Urban Adventure", also für das Abenteuer in der Stadt. Wir meinen: Der Subaru XV ist einfach nur ein schickes kleines SUV. Wie gut der Vorbote des im Jahre 2012 ebenfalls neu kommenden Impreza ist, sagt unser Testbericht.
Kompakt-SUVs immer beliebter
Die Fahrzeugklasse kompakter SUVs wird in ganz Europa immer beliebter. Während der Gesamtmarkt schwächelt, wächst der von Kompakt-SUVs und hier gilt: je kleiner, desto gefragter. Subaru sieht als Konkurrenten hauptsächlich die ähnlich eingepreisten asiatischen Fahrzeuge Nissan Qashqai, Mitsubishi ASX und Hyundai ix35. Doch wir meinen, auch einen 4.500 Euro teureren BMW X1 kann Subaru ruhigen Gewissens ins Visier nehmen. Mit dem hat der Japaner nämlich nicht nur optisch einiges gemein.
Serie: Zweifarbige Alufelgen
Der stets fünftürige Subaru XV hat in der Seitenansicht durchaus einige Parallelen zum X1: Beide sind 4,54 Meter lang und beide sind im Vergleich zur Konkurrenz recht flach: 1,57 Meter sind es beim XV. Mit seinem sechseckigen Kühlergrill und den Scheinwerfern im Stil von Falkenaugen gibt sich der XV von vorne als echter Subaru zu erkennen. In der Seitenansicht gefallen die markant ausgestellten Radhäuser mit den schwarzen Plastikumrandungen, die im unteren Bereich schmaler werden. Auffällig sind die serienmäßigen 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, die zweifarbig in Schwarz und Silber gehalten sind, was aber nicht unbedingt zu jeder Wagenfarbe passt. In der Rückansicht wirkt der XV sehr muskulös und vermittelt den Eindruck von Sicherheit und Geländetauglichkeit. Und endlich gibt es bei den Dieselmodellen keine prollige Hutze mehr auf der Motorhaube.
Zweckmäßiger Innenraum
Der Innenraum des Subaru XV wirkt luftig. Das Armaturenbrett ist schlicht, aber recht hochwertig verarbeitet. Selten haben wir in solch einem Auto so wenig Bedienknöpfe gesehen, doch es ist alles da, was man braucht - und entsprechend übersichtlich ist es. Die Knöpfe für die in allen Modellen serienmäßige Klimaautomatik sind in den drei großen Drehreglern versteckt, das große Navi wird per Berührung bedient und in den höheren Ausstattungen finden sich die Bedienelemente für Tempomat, Radio- und Telefonbedienung im Lenkrad.
Unbrauchbare Armauflage
Die Sitze stammen aus dem größeren Modell Legacy. Wir nehmen Platz und stellen fest, dass sie sehr bequem sind, auf langen Strecken im Rücken vielleicht etwas zu weich, doch das ist Geschmackssache. Auf jeden Fall fehlt der Sitzfläche bei rasanter Kurvenfahrt - und die ist mit dem XV problemlos machbar - etwas Länge, um die Oberschenkel abzustützen, im "Normalbetrieb", so wie die meisten Kunden fahren werden, wird das jedoch kaum auffallen. Was aber auf jeden Fall kritisiert werden muss: Die mittlere Armauflage befindet sich zu weit hinten und der Fahrerarm hängt meist davor in der Gegend herum - Abhilfe würde es bringen, wenn die Auflage verschiebbar wäre.
Langsames Navi, aber satte Bässe
Und wo wir schon beim Kritisieren sind: Das in der teuersten der drei Ausstattungsvarianten verbaute Touchscreen-Navigationssystem rechnet ziemlich langsam, obwohl es seine Kartendaten von einer SD-Karte holt und so haben wir uns auf unseren Testfahrten in Italien, wo wir nicht ortskundig waren, so manches Mal verfahren. Dafür entschädigte uns das Audiosystem der beiden höheren Ausstattungen mit sechs Lautsprechern, die wahrhaft satte Bässe liefern, so wie wir es in anderen "Nicht-Premium"-Autos noch nicht gehört haben.
Viel Platz vorn und hinten
Das Platzangebot ist auf den vorderen Sitzen gut - wegen speziell ausgeformter Türen auch zur Seite hin - und wenn der Fahrer seinen Sitz nicht ganz nach hinten schiebt, lässt es sich auch hinten bequem reisen. Die Kopffreiheit ist ausreichend und auf einen kommoden Zustieg haben die Designer mit großen Türausschnitten und (trotz guter Bodenfreiheit) mit einem tiefen Einstieg besonders geachtet. Dank der leicht erhöhten Sitzposition lässt sich der Wagen gut überschauen, lediglich bei engen Linkskurven versperrt die A-Säule die Sicht in die Kurve. Ein zusätzliches kleines Fenster hilft hier etwas. Zahlreiche Ablagen sind griffgünstig über den Wagen verteilt.
Kofferraum im Golf-Format
Der Kofferraum bietet mit 380 Liter Volumen allerdings nur etwas mehr als Golf-Format, da bieten die eingangs erwähnten Konkurrenten mindestens 30 Liter mehr. Im Gegenzug ist die Rückbank leicht klappbar und flach gelegt ergibt sich eine fast ebene Ladefläche. Unter dem Gepäckraumboden ist ein 15-Liter-Fach für kleinere Gegenstände versteckt. Anstelle eines Ersatzrads gibt es ein Pannenset.
Laufruhiger Dieselmotor
Für die erste Testfahrt haben wir den Zweiliter-Diesel ausgewählt. Das weltweit einzige Aggregat in Boxerbauform ist schon aus anderen Subaru-Modellen bekannt. Und wie dort kann man dem Motor auch im XV nur Bestnoten ausstellen. Er leistet 150 PS beziehungsweise 350 Newtonmeter, läuft ohne jede Vibration, ohne jedes Turboloch und ist leise. Wenn er auf Betriebstemperatur ist, meint man nicht, in einem Diesel zu sitzen. Es ist eher ein metallisches Geräusch wie von einem sportlichen Benziner zu vernehmen.
Berganfahrhilfe serienmäßig
Während für die beiden Benziner (1,6- und 2,0-Liter) auch ein neues CVT-Getriebe angeboten wird, ist der Diesel ausschließlich mit einer manuellen Sechsgang-Schaltung erhältlich. Diese ist gut zu bedienen. Lediglich zum Einlegen des Rückwärtsgangs muss ein elend langer Weg von links vorne nach rechts hinten zurückgelegt werden. Statt einer hydraulischen Servolenkung wird eine elektrische Unterstützung am Lenkritzel verwendet. Der XV lenkt sehr gut ein und die Rückmeldung von der Straße ist gut - überhaupt lässt sich der XV vom ersten Moment an fahren, als sei man schon immer mit ihm vertraut. Bei den Fahrzeugen mit Schaltung erweist sich die serienmäßige Berganfahrhilfe zudem als hilfreich.
Diesel: Spritzig und sparsam
Der Diesel zeigt sich mit einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in 9,3 Sekunden spritzig, die Höchstgeschwindigkeit von 198 km/h liegt im Reigen der Konkurrenz im Top-Bereich. Das Gleiche gilt für den Gesamtverbrauch, der mit durchschnittlich 5,6 Liter angegeben wird, was Klassenbestwert ist. Auf unserer Testfahrt durch italienische Städte und über Landstraßen und Autobahnen zeigte der Bordcomputer 6,7 Liter Verbrauch an.
Schluckfreudiges Fahrwerk
Der Subaru XV verträgt auch eine sportliche Gangart. Seine Wankneigung ist nur gering ausgeprägt und das Fahrverhalten ist wegen des Allradantriebs sehr neutral. Man kann den Wagen hervorragend in schnelle Kurven reinziehen, die er dann wie auf Schienen durcheilt. Wenn der Reifendruck stimmt (zunächst fuhren wir unkomfortabel, weil der Druck zu hoch war), bügelt das Fahrwerk alle Querrinnen und Unebenheiten prima weg. Da zeigt sich zum Beispiel ein BMW X1 schon als wesentlich härterer Geselle.
Absolut geländetauglich
Wir sind mit dem Subaru XV auch durch schlammiges Gelände gefahren. Hier zeigte der Allradantrieb volle Wirkung: Traktion war immer vorhanden und auch bei forscher Fahrt blieb der Wagen sauber in der Spur. XV-Fahrer dürfen winterlichen Straßenverhältnissen gelassen entgegenblicken.
Leicht und sicher
Der geringe Verbrauch und das gute Handling liegen zum einen sicherlich an dem symmetrisch angeordneten Allradsystem - eine Spezialität von Subaru - zum anderen aber wohl auch an dem geringen Gewicht des Wagens. So wiegt die Dieselvariante nur 1.435 Kilogramm, das sind 165 bis 180 Kilo weniger, als die Konkurrenten auf die Waage bringen. Dennoch hat der XV im Crashtest von EuroNCAP die Maximalwertung von fünf Sternen erhalten und besonders gelobt wird seine Kindersicherheit. So ist die Karosserie aus leichten, aber hochfesten Stählen geformt und zum Einsatz kommen sieben Airbags inklusive eines Knieairbags für den Fahrer.
Bestes CVT-Getriebe
Für eine kurze Strecke sind wir auf den XV mit 2,0-Liter-Benziner und CVT-Getriebe (bei Subaru "Lineartronic" genannt) umgestiegen. Die 150-PS-Maschine erwies sich als kraftvoll und das CVT-Getriebe ist das Beste, das wir je gefahren sind. Zwar eilt auch hier die Drehzahl dem Fahrzeugtempo voraus, doch bei lässiger Fahrweise fällt das kaum auf. Die Einheit ist ausgesprochen leise und kommt in der höchsten Ausstattung sogar mit Schaltwippen hinter dem Lenkrad daher. Ob der Diesel künftig auch mit einer Automatik kombiniert wird, steht noch nicht fest.
Drei Ausstattungsvarianten
Der Einstiegspreis des Subaru XV beträgt 21.600 Euro. Dafür bekommt man den 1,6-Liter-Benziner mit 114 PS. Der hat als Einziger zwar nur eine manuelle Fünfgang-Schaltung, dafür aber eine zuschaltbare Geländeübersetzung. Schon die Basisausstattung "Active" beinhaltet eine Klimaautomatik, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Berganfahr-Hilfe, sieben Airbags, Start&Stopp-System (nur Benziner), CD-Audio-System sowie ein längs- und höhenverstellbares Lenkrad.
Günstige Preisgestaltung
Die mittlere Ausstattung "Comfort" kostet 3.000 Euro mehr und bietet zusätzlich eine Geschwindigkeitsregelanlage, einen USB- und Bluetooth-Anschluss, eine getrennt regelbare Klimaautomatik, ein Multifunktionslenkrad, einen Regensensor, beheizbare Sitze vorn, in Wagenfarbe lackierte Außenspiegel mit Blinkern und eine Rückfahrkamera. Bei der nochmals 3.400 Euro teureren Version "Exclusive" kommen noch ein Navigationssystem, ein Schiebedach, ein schlüsselloses Zugangssystem und Xenon-Scheinwerfer dazu. An Extras gibt es nur die Lineartronic (zirka 2.000 Euro) und eine Metalliclackierung (490 Euro). Das teuerste Modell ist der Zweiliter-Diesel in Exclusive-Ausstattung für 33.090 Euro - ein top ausgestatteter Wagen zum fairen Preis.