Selbstredend: Viel Kummer unter dieser Nummer
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Gebrauchtwagen-Test Peugeot 307 SW AUTO BILD 9/2008 01.06.2008
Als Neuwagen gewann er reihenweise Vergleichstests, doch in seinem zweiten Leben als Gebrauchter ist der Peugeot 307 eine Lotterie auf Rädern: Wer Pech hat, kommt mit dem Reparieren seiner diversen Fehlerquellen überhaupt nicht nach.
Eigentlich empfiehlt sich der Peugeot 307 als Familienauto, gerade in den Kombi-Versionen Break und SW. Doch als Gebrauchter erweist er sich oft genug als Fehlgriff, der teuer werden kann.
Von Hendrik Dieckmann:
Keine Frage, Peugeot hatte den 307 bewusst als Testsieger konstruiert. Mit einem Tick mehr Platz als bei der Konkurrenz und einem Sicherheitspaket aus sechs Airbags sowie ESP, das 2001 eine Ansage war. Damit empfiehlt sich der kompakte Franzose heute als Gebrauchter, gerade in den Kombi-Ausführungen SW und Break. Beide erschienen Anfang 2002, rund ein Jahr nach der drei- oder fünftürigen Limousine. Wobei der Break die Rolle des klassischen Kombis spielt, der SW mit seinen flexiblen Einzelsitzen und dem großen Panorama-Glasdach mehr auf variablen Lifestyle setzt. Doch zurück zur Kaufempfehlung. Die im Grunde keine Empfehlung ist. Denn ernsthaft können wir zur Anschaffung solch eines 307 nicht raten. Es sei denn, der Wagen ist extrem günstig und bereits nachweislich durchrepariert. Nur so halten sich unliebsame Überraschungen in Grenzen.
Beim Dauertest blieb der 307 zwei Mal liegen
Böse, böse: Im 100.000-Kilometer-Dauertest wurde der 307 zwei Mal abgeschleppt.
Rückblende: Der AUTO BILD-Dauertest-307 war auf dem 100.000-Kilometer-Marathon zweimal so gründlich liegen geblieben, dass nur noch der Bergungsdienst weiterhelfen konnte. Beim ersten Mal brach das Zweimassenschwungrad des 2.0 HDi, laut Peugeot ein Einzelfall. Allerdings füllen mehrere solcher Einzelfälle unseren Kummerkasten. Einzelfall Nummer zwei führte kurz vor Testende zum nächsten Stillstand des Dauertestwagens: Der Turbolader war geplatzt, seine Welle gebrochen, das Verdichterrad am Gehäuse angeeckt. Tatsächlich ebenfalls ein Fehler, der nicht so selten ist und auch bei den neueren 1,6-Liter-HDi vorkommt.
Kernfrage des AUTO BILD-Dauertests war damals, ob denn die neue Rußfilter-Technik im Alltagsbetrieb hält, was Peugeot verspricht. Sie hielt, wenn auch nicht völlig ohne Probleme. Denn bereits nach knapp 67.000 Kilometern und damit ein ganzes Stück vor dem eigentlich erst bei 80.000 Kilometern anberaumten Termin leuchtete die Filter-Warnlampe auf. Der Additiv-Vorrat war erschöpft. Das war wohl tatsächlich ein Einzelfall, da der Filter auch unseren Lesern kaum Probleme macht. Nur ganz selten taucht mal eine Meldung auf, dass der Filter zum Schutz vor Verstopfung auf der Autobahn bei höherem Tempo durchgeblasen werden sollte.
Eher häufen sich Anzeigen auf dem Info-Display, die keinen Sinn machen. Oder schlimmer noch: Der 307 macht keinen Mucks mehr, weil der Anlasser in Streik getreten ist oder die nässeempfindliche Zündanlage der Benziner erst trocken gefönt werden will. Von den zahlreichen Bränden wollen wir an dieser Stelle nicht mehr reden, das Thema sollte seit der "Freiwilligen Aktion im Sinne der Kundensicherheit" von Peugeot inzwischen vom Tisch sein. Inwieweit die müde Bremsanlage im Sinne der Kundensicherheit ist, bleibt allerdings offen. Denn ähnlich wie bei der französischen Konkurrenz von Renault laufen auch die Bremsscheiben des Peugeot 307 ungeschützt in Nässe und Schmutz. Rost und Riefen sind die Folge. Und damit eine mangelnde oder ungleichmäßige Bremswirkung fast schon programmiert. Die Peugeot-Techniker sollten also künftig etwas mehr auf die Lebensdauer achten, wenn sie wieder mal einen Vergleichstest-Sieger konstruieren.
Die Schwächen des Peugeot 307
Stabi-Gestänge, Achsmanschetten, Spurstangen und die Traggelenke sind typische Fehlerquellen.
Es kommt zum Glück selten vor, dass ein Gebrauchtwagen so viele potenzielle Mängel mit sich herumschleppt wie der Peugeot 307. Das beginnt an der Vorderachse, an der von der Bremse bis zu den Gelenken edes einzelne Teil auffällig ist, und reicht bis zum Endschalldämpfer, der überdurchschnittlich schnell rostet. Dazwischen liegen noch ein Antriebsstrang mit der Neigung zu Öl- und Wasserverlust, bei Benzinern eine wasserscheue Zündanlage, bei Dieseln drehzahlsensible Turbolader, Verarbeitungsmängel im Innenraum und eine Hinterachse mit häufig mangelhafter Bremse und undichten Stoßdämpfern. Das betrifft fast immer die beiden Kombiversionen Break und SW anscheinend sind die Dämpfer für die zulässige Achslast nicht robust genug. Auch die Getriebe scheinen für die kräftigen Diesel leicht unterdimensioniert zu sein, zumindest weisen viele Schäden daran und an der Kupplung darauf hin. Also lieber einen Benziner nehmen? Bei dem lauern Schäden am Zylinderkopf wegen Kühlwasserverlusts. Haben wir noch etwas vergessen? Ach so, fehlerhafte Fehlerinfos vom Bordcomputer sind häufig.
Modell-Empfehlung und Fazit
Prinzipiell ist der 307 ein ideales Familienauto - wären da nicht die vielen Fehler.
Modell-Empfehlung: Peugeot 307 SW HDi 110, 1997 cm³, 97 kW/107 PS, Höchstgeschwindigkeit 183 km/h
Meistverkaufter Motor im 307 ist der 1,6-Liter-Benziner, den wir auch für Wenigfahrer empfehlen. Meilensammlern raten wir jedoch zum Zweiliter-HDi in seinen unterschiedlichen Leistungsstufen, die in der Regel alle mit Rußfilter ausgerüstet sind. Zwar gelten die Selbstzünder als etwas anfälliger gegenüber den technisch weniger aufwendigen Ottomotoren, aber ihr üppiges Drehmoment macht den Umgang mit dem relativ schweren 307 wesentlich angenehmer und souveräner.
Bewertung von AUTO BILD-Experte Hendrik Dieckmann:
Mit seinem Platzangebot ist der Peugeot 307 ein ideales Familienfahrzeug, erst recht in den Kombiversionen SW oder Break. Aber leider birgt er ein großes Reparaturrisiko, das jeden Haushaltsplan über den Haufen werfen kann.