Den D Kadett durfte ich zweimal erfahren. Als Führerscheinneuling 1992 und jetzt im fortgeschrittenerem Alter als angehender Youngtimer.
Mein erster D war damals ein 9 jähriger Gebrauchter 1983er 1,3 N 60 PS, fünftürig.75tkm. Gepflegter Familienwagen von meinem Onkel. Diesen Zustand erhielt ich trotz manchmal jugendlichem Leichtsinns, bis ihn ein Kumpel an eine Mauer fuhr. Wirtschaftlicher Totalschaden.
Es gab in dieser dreijährigen Zeit bis auf einen defekten hinteren Bremszylinder keine Vorkommnise. Die vorderen Kotflügel befanden sich im Anfangsstadium der Korrosion.
Trotz der 60 PS war der Kadett recht flott, fast schon sportlich unterwegs und 150 auf der Autobahn waren für damalige Verhältnisse ausreichend. Wobei es hier recht lautstark zur Sache ging. Das Fahrwerk setzte meiner Meinung nach Maßstäbe, die relativ breite Spurweite und der tiefe Schwerpunkt bereiteten eine gute Fahrdynamik.
Damals wie auch heute fasziniert das Platzangebot auf kleinsten Raum. Es paßte alles irgendwie rein. Die kastenförmige Karosserie ließ nie ein beengendes Gefühl aufkommen.
Der direkte Vergleich zu heutigen modernen Fahrzeugen läßt sofort erkennen wie verbaut und unübersichtlich diese heutzutage sind. Im Kadett herrscht die Funktion vor. Die Übersicht und die kompakten Abmessungen sind Eigenschaften des Kadett D, die alle modernen Pkw weit in den Schatten stellen. Auch die Bedienung wirft keine Fragen auf, es sei denn, man weiß wer oder was ein Choke ist.
Ja, hier darf man noch selbst in die Gemischaufbereitung eingreifen.
Denken beim Starten und die berühmt berüchtigte gelbe Lampe zeigt dann nur den Chokeeinsatz an und kein elektronisches Zipperchen. Wann und wie weit der Choke gezogen wird geht schnell in Fleisch und Blut über. Bei modernen Pkw greift man dann instinktiv ins Leere.
Derart fasziniert von dem D Kadett und ein leerstehender Abstellplatz, ließen den Gedanken auf eine Wiederbeschaffung aufkommen. Ein glücklicher Zufall und ich konnte einen 83er 1,3 S
Berlina mein eigen nennen in Originalzustand mit 30tkm. Auch die Farbe stimmte. Preislich war er Okay fürs Jahr 2011. Mittlerweile haben sie aber angezogen. Es kommt auf den Zustand an.
Den sollte man genau überprüfen und sich vorher genau über die diversen Schwachstellen informieren.
Hier jetzt über Preise zu reden ist unangebracht. Es geht von 100 bis 4000 für restaurierte Exemplare. Originale, unverbastelte Exemplare in gutem Zustand sind rar geworden.
Die nahezu 30 Jahre haben wenig Spuren hinterlassen, der Lack und der Innenraum präsentieren sich in tadelosem Zustand. Garagenwagen aus Rentnerhand eben. Trotzdem haben sich die bekannten Rostherde eingeschlichen. Die vorderen unteren Kotflügelenden können noch gerettet werden. Ein hinterer Radlauf muß in den kommenden Jahren neu eingeschweißt werden. Die Schweller zeigen oberflächliche Roststellen sind aber innerlich mit Schutzwachs versehen worden. Der Unterboden sowie Spritzwand und Federdome, die hinteren Endspitzen zeigen sich in gutem Zustand. Man sieht die gefährdeten Stellen und kann sie rechtzeitig konservieren oder neu einschweißen. Ersatzteile sind problemlos erhältlich.
Der einfache Aufbau lädt regelrecht zum Selbstschrauben ein, aber etwas Kenntnis sollte man schon haben. Es gibt ausführlich Literatur und einem altgedienten Mechaniker gibt der Kadett keine Rätsel auf.
Auch bei wenig gelaufenen Kilometern sollten Zahnriemen und gleichzeitig Wasserpumpe ausgetauscht werden, das Material altert.
Für Neulinge im Youngtimersektor sehr zu empfehlen.
Außer einigen Tuningeskapaden mit 2,0 Liter Maschine und Asphaltschleiffahrwerk sind Originale kaum noch im Straßenverkehr zu sehen. Schätzungsweise wird sich der D Kadett aber noch als Youngtimer richtig etablieren, es ist momentan noch zu früh, weil er gerade noch an der 30 Jahres Grenze kratzt.
Besonderes Aufsehen erregt man denoch ab und zu, wenn ehemalige Kadettfahrer beim Anblick meines Wagens wieder ins schwärmen geraten. Allen voran der große, alles schluckende Kofferraum.
Momentan wird mein Kadett in Altersteilzeit (Saison) sporadisch gefahren und sehr pfleglich behandelt um 2014 fit für die H-zulassung zu sein. Es sind noch diverse Arbeiten an den Schwellern, Radlauf und Konservierung notwendig. Alles weitere, wie Reparaturen, Restaurierung und Kosten folgen dann im Laufe der Zeit.