Fahre ehrenamtlich öfters einen Sprinter 313 CDI, Baujahr 2001, als mittellanger Kastenwagen mit Rettungswagenausbau und knapp 11.000 KM auf der Uhr.
Ich fange mal mit dem äußeren Erscheinungbild an: Da der Sprinter schon zu fast alltäglichen Anblicken auf der Straße gehört, gibt es designmäßig eigentlich nicht viel neues oder extraordinäres. Ganz praktisch sind natürlich die Trittstufen in der vorderen Stoßstange, wenn man mal die Frontscheibe reinigt. Die Bodenfreiheit könnte definitv größer sein, und die Hartplastik-Schmutzfänger reichen gefährlich weit Richtung Erdboden, sind also Abrissgefärdet. Anders als beim modernen Sprinter bilden Motorhaube, Frontscheibe und Hochdach von der Seite betrachtet eine gerade Linie, sind also ansprechender gestaltet. Die Front reicht steil nach unten und passt vom Design zu den damaligen Mercedes-PKW. Leider habe ich mit meiner Größe (1,87 Meter) im Aufbau mit dem Mittelhochdach keine volle Stehhöhe, das konnte erst der Nachfolger.
Gehen wir weiter zum Innenraum, also setzen wir uns rein...eine moderate Stufe ist zu überwinden, und man kann auf dem Kunstledergestühl Platz nehmen. Der Sitz ist in Neigung nach vorne und hinten einstellbar, in der Länge sowieso, und die Sitzlehnen natürlich auch. Die zur Einstellung verwendeten Hebel stammen eindeutig aus Mercedes-LKW-Bereich, gebärden sich aber auch sehr hakelig, ab und an reißen auch mal die Bowdenzüge für die Einstellmöglichkeiten...das können andere Hersteller besser. Naja, man schließt die Tür (das Geräusch ist ein metallisches Scheppern, was nicht grade von einer grundsoliden Machart zeugt, aber typisch für Transporter ist, man vermisst aber das hochwertige Geräusch früherer Mercedes) man blickt um sich: Das sehr flach stehende Lenkrad erinnert sehr an die V-Klasse, bzw. den LKW-Bereich, ebenso die dicken Stummelhebel für Scheibenwischer und Blinker und Beleuchtung. Man sitzt bequem und aufrecht, wie im LKW, die Knie haben viel Platz nach links und rechts, das Lenkrad steht aber wie bei vielen Fahrzeugen sehr nahe am Knie, hier wäre eine Höhenverstellung gut angelegtes Geld. Zum Armaturenträger haben die Knie auch etwa eine Handbreit Platz, das ist wohl Klassenstandart. Der Schalthebel liegt griffgünstig, ist selbst aber etwas unergonomisch. Die Drehschalter für die Lüftung sind gut erreichbar (aber auch wieder aus billigem Plastik, das man beim Anfassen sehr deutlich merkt), nur die Schieberegler für die Lüftungsintensität sind ungenau geregelt. Das Kombiinstrument gibt einem keine Rätsel auf, ist mit seiner Halbkreisform und den "Käseecken" für Drehzahl, Motortemperatur und Tankuhr doch eher ungewohnt, wenn man nur die Rundinstrumente vom PKW kennt.Leider fehlt dem Drehzahlmesser ein roter Bereich, und die Skalenaufteilung bei Drehzahlmesser und Tacho wirkt unglücklich gewählt. Ansonsten überwiegt der nüchterne Hartplastik-Look, sehr hochwertig wirkt das alles aber nicht, zum Teil sind die Spaltmaße auch recht großzügig gewählt, die Türablagen sind viel zu klein, um zum Beispiel Flaschen aufzunehmen. Der Blick durch die Frontscheibe ist gut, das gesamte Fahrzeug erscheint aber viel kleiner, als es tatsächlich ist, und die weit nach unten gezogene Front erinnert einen auch sehr an den LKW-Bereich, man merkt nicht, dass man noch eine Schnauze vor sich hat. Die Spiegel sind zwar hoch, haben aber einen doch recht kleinen Sichtbereich, das wurde erst beim neusten Sprinter besser.
Gehen wir zum Fahren: Den Motor mit dem überraschend konventionell aussehenden (und an alte Mercedes erinnernden) Zündschlüssel (natürlich ohen Funk-Fernbedienung der ZV) angelassen (nach Betätigung der Zündung leuchten wieder tausend Warnlämpchen auf, von denen es bestimmt mal teuer werden sollte, wenn mal eins nach dem start nicht ausgeht), nach ein paar Umdrehungen meldet er sich zu Wort, sofort als Mercedes-Motor zu identifizieren, das Geräusch stammt schon aus dem "Bremer Transporter", nur mit einem leichten Turbosäuseln untermalt. Leider sind doch seitliche Bwegungen des Fahrzeugs im Stand fühlbar, da fehlt wohl eine beruhigende Ausgleichswelle, aber wir sind hier ja in einem Nutzfahrzeug. Dann den ersten Gang am Schalthebel reingeführt (leider alles etwas wabbelig und gefühllos) und die Kupplung kommen lassen, aber da, wo sie bei normalen Fahrzeugen kommen sollte, kommt sie leider nicht, sondern erst einen Tick später, also wenn man schon "über den Berg" im Pedalgefühl ist. Ist wohl konstruktionsbedingt, macht aber wohldosiertes Anfahren schwerer, aber nicht besonders. Man rollt los, der Motor heult auf, der Turbo pfeift deutlich, aber es stehen erst 2000 touren auf dem Drehzahlmesser. Aha, die Dämmung des Motorengeräusches ist sehr dürftig. Der Drehwinkel des Lenkrads ist groß und leicht zu drehen, das macht das Fahrzeug sehr wendig, durch die flache Stellung ist aber eine gewisse Umgewöhnung vom PKW erforderlich, also fast wie im Bus. Aber "Anreißen" tut die Kiste prächtig, also auf zum nächsten Gang, wieder reinwabbeln, ein bisschen aufpassen beim einkuppeln, schon passt alles wieder, also ohne berühmt-berüchtigten Bonanza-Effekt von früher. Aber der Turbo reißt prächtig an, man kann selbst im dritten Gang mit 20 km/h um eine kurve zuckeln, einmal aufs gas und man ist wieder im optimalen drehzahlbereich, nur im dritten gang ist bei niedrigen drehzahlen ein deutliches dröhnen zu vernehmen, dass dem motor die niedrigen drehzahlen nicht immer passen. je höher der gang, umso erstaunter ist man, wie schnell man mit so einem auto fahren kann. kein nachlassen am berg, egal mit welcher last und mit welcher drehzahl... das fahrwerk ist narrensicher, nichts schaukelt, die federung ist komfortabel genung, kein nachschwingen, kein lautes poltern, bei hohen Geschwindigkeiten strahlt das Fahrzeug eine Sicherheit aus, die sonst nur vom Nachfolger erreicht wird. zwar machen sich mit höherem Tempo auch die Geräusche bemerkbar (besonders das Reifengeräsuch und das ständig präsente Turbopfeifen, was einen sehr an eine Jetturbine erinnert, mir gefällt es jedenfalls). Auf gut ausgebauten Autobahnen ist es mit dem Motor problemlos möglich, 130 sachen zu fahren, aber man sollte dafür eher den vierten gang nutzen, der fünfte ist eher der drehzahlsenkende schongang. Man fühlt sich trotzdem wie in einem LKW, leicht verunsichert durch die fehlende Front (man macht sich schon Gedanken, wenn man mit dem Fahrzeug mal einen Unfall haben sollte, die Knautschtone ist gering). Die Bremsen sind ausreichend, aber nicht überragend. Genug gefahren, man hält an, ist begeistert, wie schnell man mit so einem Transportfahrzeug unterwegs sein kann und schreitet zur Tankstelle. Naja, der Verbrauch ist jetzt nicht repräsentativ (wird noch nachgereicht), sollte aber bei 12 bis 13 litern liegen. Auch im Bezug auf die Zuverlässigkeit werde ich weiter beobachten.
Fazit: Ein schönes Fahrzeug im Vergleich zu den Mitbewerbern, der Nachfolger kann aber alles um Längen besser (werde auch noch einen Erfahrungbericht zu ihm schreiben), aber es ist schon überraschend, welche Fortschritte die Technik im Bezug auf die Fahrsicherheit und die Fahrleistungen in dieser Fahrzeugklasse gemacht hat.