Mein 500er war ein 500 SEL, Baujahr 92, mit 326 PS (bitte dringend Eingabemaske überarbeiten, damit man die Typen auch korrekt eingeben kann!). Ich kaufte ihn 2007 mit 100.000 km auf dem Tacho, in der Hoffnung, einen Nachfolger für einen BMW 735i zufinden, den ich vorher in 11 Jahren über 300.000 km gefahren hatte. Um es schon mal vorweg zu nehmen: das hat nicht geklappt. Nach 3 Jahren und 60.000 km habe ich das Auto entnervt bei EBay verscherbelt.
Der Komfort des Wagens war natürlich grandios: ein geradezu schwebendes Fahrwerk (obwohl meiner die Luftfederung nicht hatte) bei trotzdem guter, sicherer Straßenlage bis zu höchsten Geschwindigkeiten, vorne wie hinten Platz im Überfluss, ein kaum hörbar grummelnder Achtzylinder mit massig Schub in jeder Lebenslage und eine Ausstattung, die kaum Wünsche offen ließ - von "A" wie Automatikgetriebe bis "Z" wie Zuziehautomatik für die Türen. Kein ordinäres Türenschlagen mehr, man zieht die Tür sanft ins Schloss, den Rest erledigt die Automatik in aller Diskretion. Man kann sich an sowas gewöhnen...
Die Wagengröße empfand ich nicht als übertrieben; allerdings habe ich das Auto auch vorwiegend auf Langstrecken gefahren. Es war durchaus handlich zu fahren, der Wendekreis hielt sich noch im Rahmen, und mit den elektrisch anklappbaren Aussenspiegeln war auch die Breite noch gut zu handhaben. Der Verbrauch war mit 13 Litern Superbenzin bei zurückhaltender Fahrweise nicht gering, aber angesichts der Wagenklasse noch hinnehmbar. Ärgerlich daran war, dass das Viergang-Automatikgetriebe noch keine Wandlerüberbrückung hatte. Der vorher gefahrene BMW 735i hatte das schon und kam damit bei deutlich flotterer Fahrweise mit 12 Liter Normalbenzin aus. Im Vergleich dazu war der hohe Verbrauch des Mercedes dann doch ärgerlich, weil er weniger auf überlegener Motorisierung als auf veralteter Getriebetechnik beruhte.
Trotzdem hätte ich das gerne noch in Kauf genommen, wenn der Mercedes ansonsten seinem Anspruch als hochwertiges, langlebiges Spitzenprodukt genügt hätte. Das tat er leider nicht: die Defekte häuften sich. Als erstes fiel der Innenspiegel herunter: eigentlich eine Lappalie - aber der Ersatz des (viel zu) billig gemachten, bei fast jedem Exemplar dieser Baujahre vorzeitig kaputten Bagatellteils sollte über 100 Euro kosten... Ich hab's mit Sekundenkleber hingebastelt. Dann tat's die Standheizung nicht mehr. Der Austausch eines Sicherheitsventils kostete 200 Euro und half nur 14 Tage: der zugrunde liegende Defekt war eine leichte Undichtigkeit des Kühlers, dessen Austausch mich satte 1000 Euro gekostet hätte; da der Kühlwasserverlust ansonsten marginal war, verzichtete ich lieber auf die Funktion der Standheizung. Nicht verzichten konnte ich naturgemäß auf die Reparatur des defekten Thermolüfters, wegen dem ich mich unterwegs abschleppen lassen mußte: incl. Abschleppkosten und Leihwagen (Smart) für 2 Tage (weil am Wochende passiert) 1500 Euro. An der Hinterachse klapperte was: der 400 Euro teure Austausch eines Lenkers brachte keine Besserung - es klapperte bis zum Schluss weiter, die Werkstatt fand die Ursache nicht. Dass irgendwann alle 4 Bremsen erneuert werden mußten, war normaler Verschleiss - nicht normal fand ich den Preis dafür: über 1200 Euro. Der Fahrer-Sicherheitsgurt rollte sich nicht mehr von selber auf; Kosten laut Werkstatt-Auskunft "irgendwo zwischen 400 und 1000 Euro"; ich verzichtete lieber und schob das Band jedesmal von Hand zurück. Beim Hochfahren des Fahrersitzes klappte plötzlich die Lehne nach hinten, da waren Zähne an der Zahnschiene ausgebrochen. Reparaturkosten irgendwas jenseits 1000 Euro - lieber vermied ich das Hochfahren des Sitzes. Die Motorelektronik begann immer öfter zu spinnen: der Motor schaltete immer wieder mittendrin ohne erkennbare Ursache auf Notlauf. Ich mußte ihn dann abschalten und neu starten, dann lief er wieder normal. Da der Defekt nur sporadisch unterwegs auftauchte, ließ er sich in der Werkstatt nicht reproduzieren - die fanden auch beim Auslesen nichts und waren hilflos. Die Klimaanlage verlor permanent Kühlmittel und mußte jedes Frühjahr aufgefüllt werden; nach den Kosten für eine Reparatur fragte ich lieber gar nicht erst... Als schließlich ein Marderverbiss 700 Euro kosten sollte (nur die verbissenen Kühlschläuche, keinerlei Folgeschäden!) und zudem beide vorderen Kotflügel durchgerostet waren, hatte ich endgültig die Schnauze voll und verscherbelte die Katastrophenkiste über EBay - mit 160.000 km auf dem Tacho, was für ein solches Auto eigentlich noch kein Alter ist. Obwohl nichts wirklich Teures (Motor, Getriebe) kaputtging und ich zudem bei etlichen Defekten auf eine Reparatur ganz verzichtete, habe ich für dieses Auto auf 60.000 km mehr Geld in die Werkstatt geschleppt als vorher für den BMW 735i auf 300.000 km. Die Preise, die Mercedes für die nötigen Ersatzteile abzockt, kann man wirklich nur noch absurd nennen - und dann stimmt noch nicht mal die Qualität!
Schade - vom Konzept her war der 500er ein wunderschönes, toll zu fahrendes Auto. Aber wenn man einen S-Klasse-Mercedes nicht sofort nach Ablauf der Garantie mit horrendem Wertverlust abstoßen will, sollte man besser gleich zwei identische Exemplare kaufen und den zweiten als Ersatzteilquelle in den Keller stellen. Kommt unterm Strich billiger.