Wir haben unseren Fiat Qubo im Juli 2011 direkt als Neuwagen in der BLUE&ME Variante gekauft und finden den Wagen mit vielen Einschränkungen gelungen. Das der Qubo ein gutes Fahrzeug ist, können wir so aber nicht mehr sagen.
Die Gründe für unsere damalige Entscheidung:
Wir sanieren ein Haus und benötigen ein Fahrzeug, in dem Baumaterial im Fahrzeug bzw. Anhänger transportiert werden kann.
Für den Urlaub planten wir die Anschaffung eines Wohnwagen.
Wir hatten viel Gutes über den Motor der Dieselvariante gehört, das Plaatzangebot für Fahrer und Beifahrer, sowie Insassen ist mindestens Mittelklasse und uns gefiel das Design sehr gut.
Dazu kam, dass vergleichbare Fahrzeuge deutlich teurer waren und die Ausstattung unserer Variante fast schon die gewünschte Ausstattungsvariante war.
Schon beim Kauf waren einige Dinge absehbar: Das Handschuhfach war schon beim Neuwagen/ Vorführwagen mit unterschiedlichen Abständen eingebaut (Verabrbeitungsqualität) und die Sitze lassen sich geteilt umlegen und ausbauen, aber die Halterungen sind nicht in den Wagenboden versenkt.
Der Platz im Fond ist super: Gute Sitze, hohe Sitzposition und geniale Übersicht durch die riesige Frontscheibe, bei 1,85 und Sitzriese kann ich noch 30 cm wachsen, bis ich irgendwann gegen die Decke stoße.
Nach hinten haben wir Parkpiepser nachgerüstet, da der Qubo nach Hinten nicht so übersichtlich ist.
Inzwischen sind fünf Jahre vergangen und wir sind den Qubo mit und ohne Anhänger ca. 100.000 Kilometer gefahren.
Leider ist die Verarbeitungsqualität und die Details beim Qubo lange nicht so gut, wie sie sein könnten. Daher haben wir immer wieder Probleme, die einfach bei anderen Fahrzeugen seltener sind.
Da uns der Fiatkundenservice nicht überzeugt, die Mobilitätsgarantie wurde zu unseren Gunsten "uminterspretiert", Zusagen nicht gehalten, Reklamationen nicht vorgenommen und falsche Behauptungen aufgestellt, sind wir zu einer freien Werkstatt gewechselt sind.
Ein großes Manko ist der Verbrauch: Laut Hersteller soll der Qubo in der von uns gefahreren Start-und-Stop Dieselvariante 4,2 Liter Diesel schlucken.
Real fährt der Qubo je nach Fahrweise mit 5,5 bis 7,0 Liter, beim Betrieb mit Anhänger sind es im Schnitt für den Urlaub 10 Liter (eingerechnet sind dann auch Strecken ohne Anhänger, also real im Anhängerbetrieb 12 bis 14 Liter).
Positiv:
Der Qubo ist ein Laderaumwunder: Ohne die eingebauten Sitzplätze hinten geht eine ungeheure Menge an Sachen in den Kofferraum, der hoch, breit und recht lang ist. Klar, die Gesamtlänger verhindert den Transport von sehr langen Gegenständen, hier kann man aber leicht mit Anhänger Abhilfe schaffen.
Das Navigationsgerät und sein Anschluss: Unser Qubo hat ein serienmäßiges Blue&Me Navi (TomTom Go). Dieses wird in einer bestimmten Halterung direkt auf dem Amaturenbrett eingesetzt und fest verbunden- keine Kabel, leicht abmontierbar, sehr gutes Navi. Auch die Freisprechanlage darüber funktioniert gut. Eine geniale Lösung: besser als ein festes Navi, keine Kabel ohne Probleme mit dem Saugnapf wie bei einem mobilen Navi.
Leichtsinnigerweise haben wir einen recht großen Wohnwagen (1000 kg zulässiges Gesamtgewicht) gekauft. Der Qubo hat in mehren Urlauben den schweren Wohnwagen durch halb Europa gezogen, deutlich über 15.000 Kilometer. Mehr als Tempo 110 ist technisch nicht drin, real kann man den Qubo aber nur zwischen 90-105 Km/h fahren und der Verbrauch steigt um 3,5 Liter.
Egal wo man seinen Qubo parkt, man findet ihn sofort mit der knallgrünen Farbe und dem charakteristischen Aussehen wieder.
Die Teileversorgung im Ausland (z.B. England und Frankreich) ist besser als in Deutschland, da dort die Schwestermodelle von Citrön (Nemo) und Peugeot (Bipper) viel öfter als in Deutschland unterweg sind.
Die Motorleistung und Fahrweise finde ich für 55kw einfach großartig! Guter, ruhiger Lauf, flott, recht kleiner Wendekreis. Nur mit sportlich hat der Qubo es nicht. Das funktioniert gar nicht.
Nach vorne ist es genau wie nach hinten beim Parken etwas unübersichtlich
Negatives:
Bereits nach 6 Monaten mussten auf Garantie die gesamten Dichtungen an den Einspritzdüsen getauscht werden, da der gesamte Wagen nach Diesel roch. Fiat hat es anstandslos übernommen. Der Händler verweigerte für die Zeit der Reparatur einen kostenlosen Ersatzwagen/ Mobilitätsgarantie, Fiat musste direkt kontaktiert werden, dann ging es.
Nach zwei Jahren und einigen Wochen ist im Urlaub die Lichtmaschine kaputt gegangen. Wurde an einem Samstag in England von einer freien Werkstatt repariert.
Auf Nachfrage übernahm Fiat 3/4 der Kosten, 1/4 blieb bei uns, weil wir nicht die 50€ für die defekte Lichtmaschine bezahlen wollten, um diese nach Deutschland mitnehmen zu können. Fanden wir in Ordnung.
Ein Marder hat ein Kabel unter dem Qubo weggefressen, so dass es immer wieder zu Motorwarnmeldungen kam. Fiatvertragshändler hat den Fehler nicht gefunden und drohte mit sehr hohen Kosten für eine weitere Suche (min. 450 Euro ohne Garantie den Fehler zu finden), ein anderer Händler fand das Problem für 70 € und reparierte es für 170€. Die Warnleuchte meldet sich immer noch immer mal wieder ohne erkennbaren Grund.
Das Domlager musste nach 80.000 km getauscht werden. Info: Hierbei handelt es sich wohl um ein Problem der Baureihe, da die Domlager für die mögliche Zuladung/ Verwendung zu klein konzipiert wurden.
Bei 85.000 km ist nun auch die Zuleitung für das Getrieböl undicht. Reparatur knapp 250 Euro, auch ein Öldeckel (Pfennigsartikel) ist gerissen, 150 Euro, da weitere Teile wegen Verölung gewechselt werden mussten.
Bei 96.000 musste die Drahtwelle am Schaltseil gewechselt werden, weil sie über die Kugel gerutscht ist und so nicht mehr geschaltet werden konnte, 250 Euro Schaden.
Besonderheit: Meine Frau hat eine Blume in Vase mit Wasser hinter dem Fahrersitz transportiert. Wasser ist ausgeschwappt und hat das Blue&Me Steuergerät überschwemmt.
Schaden: 2.500€.
Wer baut bitte ein unverkleidetes Steuergerät bei einem Lieferwagen unter den Fahrersitz?? Keine Kulanz, da selbstverschuldet. Wir haben das Steuergerät nicht getausch. Ergebnis: Bis auf der direkt Zugang USB zu Radio funktionieren alle Funktionen, nur die Kilometeranzeige blinkt.
Ansonsten waren nur die zu erwarteten Reparaturen und Service fällig (alle 30.000 Kilometer von Fiat vorgegeben, einmal im Jahr von uns ausgeführt).
Fazit:
Meine Frau und Ich sind vom Konzept des Qubo überzeugt und lieben unseren in der Türkei gefertigten Italiener.
Es ist aber eine dieser besonderen Liebesbeziehungen mit vielen Höhen und Tiefen.
Nutzbarkeit und Motor sind sehr überzeugend, viele gute Lösungen (Dachreling, festes mobiles Navi, geniale Übersicht nach vorne, Sitzposition, Zuladung,...) machen einfach Spaß.
Fiatwerkstätten und die Schwächen Verbrauch/ Domlager/ Dichtungen Einspitzdüsen/ Kleinteile sind weniger überzeugend und lassen ein wenig ahnen, dass hier später noch was auf den stolzen Qubo zukommen wird. Ein fünf Jahres altes Auto ist inzwischen drei Mal liegen geblieben....
Daher kann ich nur für uns sagen: Unser Qubo war 3000 Euro preiswerter als die etwas größeren Modelle von Renault/ Peugeot/ Citörn und knapp 5000 bis 8000 Euro teurer als Modelle von Opel, Ford oder VW.
Inzwischen haben sich halt, s.o. über 1800- 2200 EURO für Reparaturen angesammelt, die außerhalb der Garantie fallen bzw. für eigentlich unnötiges bei einem so jungen Fahrzeug.
Daher werden wir uns schwer überlegen, ob wir uns noch einmal einen Fiat kaufen. Die Details stimmen einfach nicht, auch wenn vieles eigentlich gut oder sehr gut gemacht ist.