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Testbericht

Jürgen Wolff, 10. Dezember 2020
Lego liefert nicht nur das Rüstzeug für spätere Architekten von Plattenbauten und schmerzhafte Stolpersteine im Kinderzimmer - legendär sind auch die Autobausätze für Erwachsene.

Schon vor Jahren hat Lego erkannt, dass sich nicht nur Kinder für die bunte Welt der Plastikklötzchen begeistern können. Auch Erwachsene bosseln ganz gerne mal - je komplexer, desto besser. Die Dänen habe dafür eine eigene Zielgruppe definiert: die \"AFOLs\", \"Adult Fans of LEGO\". An ihnen verdient Lego seither ganz gut: Jeder zehnte eingenommene Euro in Deutschland stammte 2019 von Spielzeug, das erwachsene Kunden für sich selbst gekauft haben. Insgesamt kam Lego weltweit auf Erlöse von 5,15 Milliarden Euro.

Vor allem mit Produktlinien wie Technic und Creator wendet sich Lego mit einer Mindestaltersempfehlung von 16+ Jahren an seine erwachsenen Kunden - mit meist teuren Bausätzen, die aus bis zu 4.000 einzelnen Teilen bestehen und leicht ein paar hundert Euro kosten können. Da gehen nicht selten Tage und Wochen drauf, bis zum Beispiel ein Porsche oder Lamborghini zusammengeteckelt ist, ohne dass ein Bauteil übrig bleibt.

Die Auswahl an Modellen ist mittlerweile schier unüberschaubar und reicht vom liebevoll als Camper ausgestatteten VW Bus T1 über den Käfer und diverse Porsche 911er, Ferrari oder Land Rover bis zum Bugatti Chiron oder Caterham Seven. Auch Kultautos wie James Bonds Aston Martin DB5 oder das Einsatzfahrzeug der Ghostbusters sind zu finden. Und natürlich der Urahn aller Automobile: das Steinzeitauto der Flintstones.

Billig ist anders: Der Bausatz des Porsche 911 GT3 RS etwa kostet selbst bei Amazon gut über 500 Euro. Dafür erhält man einen Pappkarton mit 2.704 Einzelteilen und einer detaillierten Bauanleitung. Bekommt man die Teile tatsächlich zusammengebaut, dann hat man ein 17 Zentimeter hohes, 57 Zentimeter langes und 25 Zentimeter breites filigranes Modell in der Vitrine stehen, mit verstellbarem Heckspoiler, Scheinwerfern und Heckleuchten, roten Achsfedern, Felgen im Original-Design mit RS-Emblem, detaillierten Bremssätteln, Niederquerschnittsreifen, einem funktionstüchtigen Getriebe, einem funktionierenden Lenkrad mit Schaltwippen, detaillierten Sitzen, einem Handschuhfach mit einmaliger Seriennummer, aufklappbaren Türen, einer hochschwingenden Fronthaube und einer sich öffnenden Heckklappe samt 6-Zylinder-Boxermotor darunter. Wie es sich für ein Sportauto gehört, lässt es sich gerne auch noch weiter aufrüsten. Spezielle Modellauto-Tuner bieten zum Beispiel LED-Leuchten und ähnliche Notwendigkeiten.

Diverse Autohersteller haben längst erkannt, dass es durchaus imagefördernd ist, wenn es von ihren Modellen eigene Lego-Versionen gibt. Land Rover zum Beispiel bietet den neuen Defender als Bausatz auch im eigenen Webshop an. Das 175,45 Euro teure und 22x42x20 Zentimeter große Schaustück aus 2.573 Einzelteilen wurde in enger Zusammenarbeit zwischen den Designern von Lego und Land Rover entwickelt und war schon vor dem Marktstart des eigentlichen Autos zu haben. Auch hier machen wieder die kleinteiligen Feinheiten den eigentlichen Reiz des Modells aus. So gibt es Felgen im Originaldesign, einen aufwendig gestalteten Innenraum mit funktionierendem Lenkrad und detailgetreuem Armaturenbrett. Dazu kommt wie im großen Original eine Gangschaltung mit zwei Hebeln zum Einlegen hoher oder niedriger Übersetzungen und ein Wählhebel zum Wechseln des Gangs. Die nach vorne klappbaren Rücksitze geben den Blick auf das sequenzielle 4-Gang-Getriebe frei. Unter der Motorhaube findet sich ein 6-Zylinder-Reihenmotor mit beweglichen Kolben. Dazu kommen Allradantrieb mit 3 Differenzialen, Einzelradaufhängung an beiden Achsen und eine funktionierende Winde. Ein abnehmbarer Dachträger mit Aufbewahrungsbox, Tasche, Leiter und Bodenmatten komplettiert die realistische Nachbildung des britischen Offroaders.

Gleich doppelt mussten die Modellbauer beim Bugatti Chiron ran. Neben dem 360 Euro teuren Modell aus der Box, das sich aus 3.599 Teilen zusammensetzt, entstand auch noch ein unverkäuflicher Lego-Chiron im Maßstab 1:1 und - auch, wenn er es nicht wie das Original 420 km/h Höchstgeschwindigkeit schafft - immerhin fahrbereit. Zusammengesetzt wurde er in 13.438 Arbeitsstunden aus mehr als einer Million Teilen. Ein paar Highlights des 1:8-Modells: Der aktiven Heckflügel lässt sich wie beim Original von der Handling-Position in die Stellung für Höchstgeschwindigkeitsfahrten absenken, der W16-Motor hat bewegliche Kolben und im Kofferraum steckt eine Bugatti Reisetasche.

Ein wenig preiswerter ist mit 370,41 Euro der aus 3.696 Teilen bestehende 1:8-Nachbau des Lamborghini Sián FKP 37 - stilecht mit sich öffnenden Flügeltüren, V12-Motor samt beweglichen Kolben, 8-Gang-Getriebe oder beweglichem Heckspoiler. Auch er entstand zusammen mit Automobili Lamborghini. Von den Preisen her geht es munter so weiter: Fürs Batmobil aus 3.308 Teilen werden 243,69 Euro fällig. Ähnlich gut mit Abwehrwaffren bestückt, aber mit 146,21 Euro deutlich günstiger und nur 1.295 Bauteilen ist der Aston Martin 007 zu haben. Und den mit Geisterfalle und beweglichem Geisterspürgerät voll zur Gespensterjagd ausgestattete Ecto-1 der Ghostbusters für 194,95 Euro bekommt gleich schon mal den Warnhinweis mit: \"Das Modell ist kein normales Ghostbusters-Spielzeug. Das Auto ist ein Modellbausatz für Erwachsene.\"

Je nach Modell und Verfügbarkeit haben sich einige Autos aus der Lego-Garage bereits zu gefragten Sammlerstücken mit entsprechendem Wertzuwachs entwickelt. Der Bugatti Chiron etwa wird bei eBay aktuell bis knapp 490 Euro gehandelt. Kleine Arbeitsersparnis am Rande: Den meisten Wert haben sie in der ungeöffneten Originalverpackung und in Einzelteilen.

Quelle: Autoplenum, 2020-12-10

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